Startseite   |  Site map   |  A-Z artikel   |  Artikel einreichen   |   Kontakt   |  
  


geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Re-orientierung zum straßenraum



In direkter Nähe zu den großmaßstäblichen Eingriffen in die Stadtstruktur finden sich Projekte, die um die Erhaltung der traditionellen Nachbarschaft und ihrer Sozialstruktur bemüht sind. Private Initiativen zur Erhaltung der kleinteiligen Struktur hat es bereits seit den sechziger Jahren gegeben. Auch von seiten der stadtplanerischen Gesetzgebung hat die Nachbarschaftsgestaltung (machizukuri) Unterstützung erhalten: In den achtziger Jahren wurden Distriktpläne eingeführt, die eine Stadtplanung auf der Mikroebene erlauben und sich besonders zur Steuerung des machizukuri anbieten.



Ein Beispiel für Nachbarschaftsgestaltung in einem erdbebengeschädigten Gebiet in Kobe, in dem staatliche Förderprogramme auf freiwilliger Basis zur Anwendung kommen, ist das Viertel Noda-Hokubu. Ein wesentliches Thema der Pläne ist der Versuch, fließende Übergänge zwischen öffentlicher und privater Nutzung zu schaffen, mit dem Ziel, einen halb-öffentlichen Raum zurückzugewinnen, den es traditionell in Japan gab. Im Japan der Edo-Zeit waren Straßenerweiterungen durch Freihaltung von Teilen privater Grundstücke üblich. Tokios Ginza zum Beispiel besaß Sonnenblenden, die 90 Zentimeter in den öffentlichen Raum vorspringen durften, wenn das Gebäude selbst um die gleiche Zahl zurückgesetzt war. Im Gebiet von Osaka war es eine traditionelle Regel, die üblichen Reihenhäuser mit einem Rücksprung von 50 Zentimetern auf dem privaten Gelände zu errichten und somit die Straße praktisch zu verbreitern.



In den zerstörten Gebieten von Kobe ist ein Wiederaufbau nur möglich, wenn die bestehenden Straßen erweitert werden, da nach dem japanischen Baugesetz neue Häuser nur an Straßen mit einer Mindestbreite von vier Metern errichtet werden können. Straßenerweiterung bedeutet jedoch meist eine Verkleinerung der Grundstücke, was dazu führt, daß die Umgebungsmauern oft nur 50 Zentimeter von der Gebäudewand entfernt sind. Der dazwischen liegende Raum ist kaum nutzbar. Die Erdgeschoßräume sind dunkel, und von der Straße einsehbare Fenster sind oft den ganzen Tag durch Fensterläden verschlossen. Viele Neubauten der letzten Zeit reagieren auf diese Einschränkungen mit einer neuen Funktionsverteilung: die Schlafräume sind im dunklen Erdgeschoß untergebracht, die Küche und die Wohnräume im ersten Geschoß. Für die Belebung des Straßenraums ist dadurch wenig erreicht. Um dies zu vermeiden, schlagen Kritiker seit langem andere städtebauliche Verfahren vor.



So werden etwa das Zurücksetzen bzw. Einreißen der Gartenmauer oder eine Begrünung des Vorgartens finanziell gefördert. Der Verzicht auf Mauern oder Tore in einem 50 Zentimeter breiten Streifen auf privatem Land entlang der Straße kann mit einer Erhöhung der Flächennutzungszahl belohnt werden. Auch können die Gebäude ab einer Höhe von 2,50 Meter auskragen und so mehr Fläche gewinnen. Verschönerung der Stadt bedeutet hier zunächst einmal die Verbindung von privatem und öffentlichem Raum und betrifft nicht das Erscheinungsbild des Gebäudes.



Interesse an diesem Programm haben vorwiegend Bauherren, die auf eine Erhöhung der Flächennutzungszahl angewiesen sind. Diese Zahl ist jedoch relativ gering, bis 1998 waren es gerade einmal 28 Maßnahmen im Noda-Hokubu Gebiet. Die Initiatoren versprechen sich jedoch eine werbende Wirkung von diesen Unternehmungen. Straßenerweiterung soll erreicht werden, ohne nachbarschaftliche Zusammenhänge zu zerstören und ohne das horizontale Stadtbild aufzugeben.



Der Wiederaufbau von Kobe ist durch ein Patchwork von unterschiedlichen Planungskonzepten charakterisiert. Großflächige Stadterneuerungs- oder Landumlegungsprojekte grenzen übergangslos an Gebiete, in denen die kleinteilige horizontale Struktur durch individuell gestaltete Distriktpläne geformt wird. Einen übergreifenden Plan, der diese verschiedenen Ansätze zusammenhält, gibt es nicht. Der Flickenteppich der japanischen Stadt wird also auch in den jüngsten Konzepten fortgesetzt. Dies ist Resultat einer stadtplanerischen Vorgehensweise, bei der die Art des Wiederaufbaus von Gebieten bestimmt wurde, bevor ein zusammenhängender Plan festlag. Die großflächige Stadtplanung und die kleinräumige Nachbarschaftsgestaltung werden nur durch funktionale Kriterien zusammengehalten. Dieses Vorgehen ist ein Charakteristikum der japanischen Stadt und Kultur, die sich auf Elemente und nicht deren Verbindung konzentriert.



Carola Hein ist Architektur-und Stadthistorikerin. Sie forschte an der Tokyo Metropolitan University und an der Kogakuin University (1995-1999). Derzeit ist sie Assistant Professor im "Growth and Structure of Cities Program" am Bryn Mawr College (USA).

















Hier ist ein schneller Führer für den Besucher der riesigen, verwirrenden Metropole Tokio. Man könnte sagen, dass alle Straßen nach Nihonbashi führen, da alle Entfernungen von und nach Tokio von hier aus gemessen werden. Die Nihonbashi (wörtlich übersetzt \"Japan Brücke\") ist Jahrhunderte alt, wobei die momentane Konstruktion im westlichen Stil aus der Meiji Periode (1868-1912) stammt und früher ein auffälliges Wahrzeichen war. Heute verkümmert sie im Schatten der Gebäude, die sie umzingeln, und einer über ihr verlaufenden Autobahn. Mitsukoshi (Japans ältestes Kaufhaus, noch immer an seinem ursprünglichen Platz) und Takashimaya, eine weitere ehrwürdige Einkaufsinstitution, lohnen einen Besuch.

Marunouchi-Otemachi ist Tokios Hauptgeschäftszentrum. Wenn man aber nicht gerade zum Bahnhof Tokio (ebenfalls aus der Meiji Periode) oder, zur Erneuerung des Visas, zum Einwanderungszentrum, oder zur Börse von Tokio möchte, gibt es hier für Besucher wenig zu sehen. Statt dessen sollte man zur Ginza fahren. Hier gibt es Kaufhäuser, Boutiquen, Buchhandlungen und Lokale für jeden Geschmack und Geldbeutel. Die Ginza ist das Paradestück der Nation, vergleichbar mit der Fifth Avenue in New York und der Oxford Street in London.

Die Preise sind in den Kaufhäusern Japans überall gleich, es ist also überflüssig auf die Suche nach Sonderangeboten zu gehen. Wichtig ist nur, sich nicht in ein schickes Restaurant zu begeben, wo die hohen Preise schockierend sind! Wenn man die Harumi-dori (eine der wenigen Straßen mit einem Namen in Tokio) von der Ginza aus heruntergeht, kommt man nach Yurakucho-Hibiya. Viele Fluggesellschaften haben hier ihre Büros. Die merkwürdigen yakitori (gegrilltes Huhn) Stände unter den Schienenwegen sind einen Blick wert. Schön sind auch die Blumenbeete im Hibiya Park. Zum Imperial Hotel, auf imperialen Erlass entlang des Parkes gebaut, gehörte ein von Frank Lloyd Wright entworfenes Gebäude. Man kann auch mit den Joggern auf der 5 Kilometer langen Peripherie des Imperial Palace -Geländes mitlaufen, oder einen netten Spaziergang im Palace East Garden machen. Weitere Sehenswürdigkeiten, die man zu Fuß erreichen kann, sind Budokan, einer der Veranstaltungsorte der Olympischen Spiele in Tokio 1964; Chidorigafuchi, ein von Bäumen gesäumter Steinweg, dessen Bäume im Frühling wunderschöne sakura Kirschblüten tragen; Yasukuni Shrine, das kontroverse Denkmal für die japanischen Kriegsopfer; und das beeindruckende Diet (Parlaments) Gebäude.

Nach einer kurzen U-Bahn Fahrt erreicht man Roppongi, weltberühmt für sein Nachtleben. Früher ein verschlafenes Dorf, ist Roppongi heute das Zentrum der Szene von Diskos, Clubs, Bars, Pubs und Restaurants. Dazu gehören solche modischen Orte, das Hard Rock Café. Der Tokyo Tower, nach dem Eifelturm modelliert, aber höher, ist von hier aus zu sehen und einfach zu erreichen. Der Fahrstuhl bringt den Besucher zum Observatorium - wo man vielleicht einen Blick auf Mt. Fuji\'s perfekten Kegel werfen kann. Im nahegelegenen Azabu-Hiroo befinden sich viele Botschaften. Hier wohnen auch einige Ausländer (die Glücklichen, die sich die wahnsinnig hohen Mieten leisten können). In Akasaka-mitsuke (manchmal \"Little Seoul\" genannt) gibt es noch mehr Nachtleben, allerdings hauptsächlich für reiche Einheimische.

Junge Leute versammeln sich an drei Orten: Shibuya, Harajuku und Shinjuku. Shibuya und Shinjuku sind große Zentren mit der üblichen Mischung aus Kaufhäusern, Geschäften und Lokalen. An der Shibuya Station würdigt ein einmaliges Denkmal - Hachiko - die Treue eines Hundes zu seinem Herren. Für fast alle Tokioer ist es ein bekannter Treffpunkt. Shibuya beinhaltet Aoyama, eine modische Gegend mit Designer-Geschäften und Cafés im Pariser Stil. 4 000 000 Pendler nutzen täglich die Shinjuku Station, man sollte sich von dem Gedränge aber nicht einschüchtern lassen. Kleinere Verbrechen gibt es hier kaum. Tatsächlich ist ganz Tokio sicher, und die Menschen sind allgemein hilfreich und ehrlich. Shinjuku ist bei Tag und Nacht ein lebhafter, Neon-beleuchteter Ort mit einer Atmosphäre, die ein wenig der von New Yorks Greenwich Village gleicht. Ein verräucherter Jazz-Club? Gibt es, zusammen mit ramen (Nudel) Läden, pachinko (die japanische Antwort auf Münzspielautomaten) Salons, und solch globaler Markengeschäfte wie Virgin Records, Tiffany und Gucci. Es gibt sogar Barnys, ein komplett aus New York verschifftes Kaufhaus. Außerdem findet man hier noch zwei neue Wahrzeichen: Das Tokyo Metropolitan Government Office, mit seinen futuristischen 48-stöckigen Zwillingstürmen, und den riesigen Takashimaya Times Square. Harajuku wird am Wochenende lebendig, wenn die Jungen und Schönen hier sehen und gesehen werden wollen. Beim Bahnhof um die Ecke gibt es das Nationale Gymnasium, den Meiji Shrine und den Yoyogi Park, alles Wahrzeichen von Tokio.

Schon zu Edo Zeiten (1603-1867) geschäftige Zentren, gehören Asakusa und Ueno zu dem, was Tokioer shitamachi nennen (meint \"Innenstadt\"). In Asakusa ist ein Besuch des Senso-ji, Tokios ältestem Tempel, ein Muss. Der Weg dorthin ist mit Geschäften gepflastert, die traditionelle, bunte Handarbeiten anbieten. Bei Ameyoko in Ueno kann man ungewöhnliche Sonderangebote ergattern, von getrocknetem Tintenfisch bis zu gefälschten Designer-Hemden. Kulturliebhaber sollten in das Tokyo National Museum und das National Museum of Western Art im Ueno Park gehen.

Vier weitere Gegenden sind eine Erwähnung wert: Akihabara, das Einkaufsparadies für alles, was elektrisch oder elektronisch ist; Ikebukuro, meistens wegen des umwerfenden Blicks von der Spitze der Sunshine City besucht; es war einer der ersten Wolkenkratzer im für Erdbeben anfälligen Tokio; Korakuen, ein Gelände mit einem Vergnügungspark und dem Tokyo Dome, eine moderne Sportarena (hauptsächlich Baseball), die bis zu 56 000 Besucher aufnimmt; und Odaiba, ein laufendes Bauprojekt an der Küste, das von der Einschienenbahn angefahren wird und wie der Stadtkern aus der Zukunft aussieht.



 
 

Datenschutz
Top Themen / Analyse
indicator Anne Frank- Buchvorstellung
indicator Die Verfassung des Deutschen Reiches (1871)
indicator Die ehemaligen Verbündeten
indicator Das Jahr 1918 -
indicator Cro-Magnon-Mensch
indicator Das Deutsche Rote Kreuz
indicator Zweiter Sizilianischer Sklavenaufstand (104-101 v. Chr.)
indicator Die Währungsreform-
indicator Welche Mittel hat Hitler eingesetzt um die Massen für sich zu gewinnen?
indicator Faschismus -


Datenschutz
Zum selben thema
icon Industrialisierung
icon Realismus
icon Kolonialisierung
icon Napoleon Bonaparte
icon Mittelalter
icon Sozialismus
icon Juden
icon Atombomben
icon Pakt
icon Widerstand
icon Faschismus
icon Absolutismus
icon Parteien
icon Sklaverei
icon Nationalismus
icon Terrorismus
icon Konferenz
icon Römer
icon Kreuzzug
icon Deutschland
icon Revolution
icon Politik
icon Adolf Hitler
icon Vietnam
icon Martin Luther
icon Biographie
icon Futurismus
icon Nato
icon Organisation
icon Chronologie
icon Uno
icon Regierung
icon Kommunistische
icon Imperialismus
icon Stalinismus
icon Reformen
icon Reform
icon Nationalsoziolismus
icon Sezessionskrieg
icon Krieg
A-Z geschichte artikel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #

Copyright © 2008 - : ARTIKEL32 | Alle rechte vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder teilweise das Material auf dieser Website gegen das Urheberrecht und wird bestraft, nach dem Gesetz.
dsolution