Ramses II., der im Alter von 25 Jahren an die Macht kam, trägt seinen Beinamen "der Große" zu Recht. Während seiner 67-jährigen Regierungszeit ließ er so viele Tempel errichten, wie noch kein Pharao zuvor und auch in militärischer Hinsicht war er äußerst erfolgreich und schloss den ersten Friedensvertrag der Geschichte.
Zu seinen beiden Hauptfrauen gehörten Nefertari und Isisnofret. Ramses große Liebe war Nefertari, die bis zu ihrem Tod im 24. Regierungsjahr des Herrschers seine Große Königliche Gemahlin war. Sie war auch die Mutter seines erstgeborenen Sohns, Amenhirchopschef sowie mindestens drei weitere Söhne und zwei Töchter. Isisnofret brachte einen Sohn Ramses zur Welt sowie zwei weitere wichtige Söhne, Chaemwaset und Merenptah. Chaemwaset sollte wegen seines Interesses für die Denkmäler der Vorzeit und ihre Konservierung als erster Archäologe in die Geschichte eingehen. Merenptah wurde der spätere Thronfolger. Nach königlichem Brauch wählte Ramses weitere Ehefrauen aus der allernächsten Verwandtschaft und auch einige hethitische Prinzessinnen sowie syrische und babylonische Königsfrauen zierten seinen Harem.
Die Beziehungen zu den Hethitern waren nicht wohlgesonnen und im Frühjahr des fünften Regierungsjahres musste der König die Armee mobilisieren. Eine Streitmacht von 20.000 Soldaten, gegliedert in vier Divisionen zu je 5.000 Mann, die jeweils nach den Göttern Amun, Ra, Ptah und Seth benannt waren, wurde aufgestellt. Ramses folgte in dem Feldzug größtenteils der Route, die Thutmosis III. durch den Gaza-Streifen genommen hat und stand im Mai etwa 16 km vor Kadesch. Während des Marsches auf Kadesch wurden zwei feindliche Spione gefangengenommen, nach deren Angaben das Heer der Hethiter über 150 km weiter nördlich stand. Dies sollte sich jedoch als einen Hinterhalt herausstellen. In Wahrheit lagerte das hethitische Heer direkt hinter der Festung Kadesch im Hinterhalt. Der hethitische König Muwatalli ging mit seinem beeindruckenden Heer von zwei Abteilungen zu je 18.000 bzw. 19.000 Mann dazu 250 Kampfwagen direkt zum Angriff auf die Division Ra über. Das ägyptische Heer sowie das Lager wurden überrollt und nur die getrennt marschierende Hofgarde konnte Ramses vor einer Niederlage retten. Muwatalli zog sich zurück und Ramses hielt während der Nacht das Schlachtfeld besetzt. Anderntags griffen die inzwischen wieder vereinten ägyptischen Streitkräfte an, doch das Ergebnis war ein Patt. Ramses erinnerte sich wohl daran, daß sein Vater Sethos Kadesch nicht halten konnte und unterbreitete Muwatalli ein Friedensangebot. Wieder in der Heimat wurden bombastische Bericht über die Schlacht von Kadesch verkündet, denen zufolge Ramses allein unter dem Schutz Amuns den Sieg herbeigeführt habe. Entsprechende Darstellungen finden sich auf den Tempelwänden von Abu Simbel, des Ramesseums sowie in den Tempen von Karnak und Luxor.
Ramses überzog das ganze Land mit seinen Bauten, darunter die weiteren Baumaßnahmen an den Tempelanlagen von Karnak und Luxor, die Vollendung des Totentempels seines Vaters Sethos sowie sein Totentempel, das Ramesseum, auf dem Westufer bei Theben. Seine größte architektonische Leistung waren die Tempel von Abu Simbel, die er in den Fels hauen ließ. Mit dem Großen Tempel setzte sich Ramses selbst ein unvergleichliches Denkmal. Der Eingang wird von vier kolossalen 18 Meter hohen Sitzstatuen des Königs flankiert und wirkt schlechthin überwältigend. In seinem Inneren ließ sich Ramses in 8 Statuen als Osiris abbilden, an den Wänden finden sich Szenen der Schlacht von Kadesch. In dem Heiligtum, dem Naos, sind vier Sitzstatuen abgebildet, Ptah, Amun, Ramses und Harmakhis. Es ist schon ein Meisterstück antiker Baukunst, dass zweimal im Jahr zur Tag- und Nachtgleiche, jeweils am 22. Februar und am 22. Oktober, die Strahlen der aufgehenden Sonne direkt in den Eingang fallen und drei der in 60 Meter Tiefe befindlichen Götter anstrahlen. Der Gott Ptah bleibt als Gott der Unterwelt im Verborgenen. Der kleineren Tempel der Nefertari war seiner Lieblingsfrau und der Göttin Hathor geweiht. Einzigartig ist, das die Königliche Gemahlin in gleicher Größe wie der König dargestellt wurde. Vermutlich kam Nefertari zur Einweihung der beiden Tempel im 24. Amtsjahr des Königs selbst nach Abu Simbel und starb im darauffolgenden Jahr.
Ein weiteres architektonisches Ereignis war die Gründung der Hauptstadt Pi-Ramesse im östlichen Nildelta in der Nähe des heutigen Quantir. Es wurde gegründet auf den Grundmauern der ehemaligen Stadt Auaris, der ehemaligen Hauptstadt der Hyksos, der Fremdherrscher während der 15. Dynastie. Für die Bauarbeiten wurden möglicherweise Hebräer als Arbeitskräfte geholt, denn von hier ging wohl 1263/62 v. Chr. im siebzehnten Amtsjahr des Ramses, der Exodus aus. Aus ägyptischen Quellen ist darüber kaum etwas bekannt, der einzige bekannt Hinweis auf Israel findet sich unter Ramses Nachfolger Merenptah. Leider ist von dem damaligen Glanz dieser Hauptstadt kaum mehr etwas übrig.
Im 67. Amtsjahr wurde Ramses II., mit vermutlich 92 Jahren zu den Göttern berufen. Seine Mumie befand sich in dem Mumiendepot von Deir-el-Bahari und wurde 1881 entdeckt. 1976 wurde der Leichnam nach Paris gebracht und dort mit gebührendem Zeremoniell empfangen. Danach folgten umfangreiche Konservierungsmaßnahmen nach dem neuesten Stand der Technik. Heute ruht der König im Ägyptischen Museum in Kairo in der Abteilung der Königlichen Mumien. Sein ursprüngliches Grab im Tal der Könige ist heute zerstört und unzugänglich.
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