Trotz der bereits eingeleiteten Vorverhandlungen zum Waffenstillstand sollte die deutsche Marine, die seit der Skagerrakschlachtt vom Juni 1916 kaum noch zum Einsatz gekommen war, Ende Oktober 1918 zu einem letzten \"ehrenvollen\" Gefecht gegen überlegene britische Verbände auslaufen. Der eigenmächtige Befehl der Seekriegsleitung war unmittelbarer Anlaß zu Meutereien kriegsmüder Matrosen, die sich weigerten, ihr Leben bei einer militärisch aussichtslosen \"Todesfahrt\" aufs Spiel zu setzen.
Obwohl etwa 1.000 meuternde Matrosen der vor Wilhelmshaven liegenden Hochseeflotte verhaftet wurden, griff die Rebellion auf das Festland über. Bei einer von zahlreichen Massenkundgebungen für die Freilassung der Inhaftierten erschoß eine Militärpatrouille am 3. November 1918 in Kiel sieben Demonstranten. Damit war das Signal zum bewaffneten Aufstand gegeben; schon bald wehten auf den Schiffen rote Fahnen. Am Abend des 4. November befand sich Kiel in den Händen der Aufständischen, die den ersten Arbeiter-und Soldatenrat während der Revolution von 1918/19 bildeten. In einem 14-Punkte-Programm forderten sie vor allem Milderungen der harten Militärdisziplin. Einziger politischer Inhalt war die Forderung nach vollständiger Rede- und Pressefreiheit.
Zwar gelang es dem Regierungsbeauftragten Gustav Noske von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die Aufstandsbewegung in Kiel durch Amnestieversprechen erfolgreich einzudämmen. Kleinere Trupps von Kieler Matrosen hatten aber bereits in anderen Orten die Initiative zum Aufstand ergriffen. Innerhalb weniger Tage bildeten sich in nahezu sämtlichen deutschen Städten revolutionäre Räte. Sie forderten immer lauter die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und eine demokratische Umgestaltung des Deutschen Reichs.
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