Zum erstenmal seit Beginn der Nato-Intervention zeichnet sich ein neuer Verhandlungsversuch ab. Der russische Premierminister will am Dienstag in das Kriegsgebiet reisen. In der vergangenen Nacht hat die Nato die bisher massivste Angriffswelle geflogen, Ziele waren auch serbische Bodentruppen.
Der russische Ministerpräsident Jewgenij Primakow wird an diesem Dienstag zu Vermittlungsgesprächen nach Belgrad reisen. Ziel der Reise sei es, das sofortige Ende der Luftangriffe auf Jugoslawien zu erreichen und Wege für eine Lösung der Krise zu suchen, sagte am Montag Regierungssprecher Igor Schtschogolew.
Die Nato begrüßte die Reise Primakows. Nato-Sprecher Harald Bungarten sagte: \"Wir freuen uns, daß Rußland in der Kosovo-Krise wieder eine diplomatische Initiative ergreift.\"
Präsident Boris Jelzin habe Primakow einen entsprechenden Auftrag erteilt. Aus Paris war bekannt geworden, daß Staatspräsident Jacques Chirac den russischen Ministerpräsidenten um die Vermittlung gebeten hat.
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Mit den bisher offenbar heftigsten Luftangriffen, die erst im Morgengrauen, nach Nato-Angaben ohne eigene Verluste endeten, ging die Allianz voll zur sogenannten Phase 2 des Nato-Plans über. Im Einsatz waren auch wieder vier Tornados der deutschen Luftwaffe. Die zweite Phase sieht vor, mit massiven Schlägen gegen bewegliche Bodenziele weitere Vergeltungsmaßnahmen serbischer Armee- und Polizeieinheiten im Kosovo zu unterbinden.
Mehr als 70 Kampfflugzeuge der Nato bombardierten unter anderem Stützpunkte der militarisierten serbischen Sonderpolizei im Kosovo. Wie in Brüssel verlautete, wurden die Hauptquartiere dieser Einheiten in der Hauptstadt Pristina und weiter südlich in Prizren zerstört. Auch Flughäfen in Zentraljugoslawien wurden attackiert.
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