Zusammenfassung:
Die Kehrseite der wirtschaftlichen Blütezeit nach 1945 war die weitgehende Verdrängung der nationalsozialistischen Vergan¬genheit. Man stellte die Geschehnisse häufig mit Hilfe von Natur¬metaphern als irrationales schicksalhaftes Ereignis dar und leug¬nete damit den konkreten Anteil einer großen Zahl von Menschen am Zustandekommden und an den Verbrechen der NS-¬Diktatur. (Vgl. Alexander Mitscherlich: \"Die Unfähigkeit zu trauern\", Pochlatko/Mittermayr: Abriß 290f).
Verbaut und verdrängt worden war nach Ansicht vieler AutorInnen die Realität der NS-Zeit in Österreich gleich nach 1945 mit den Phrasen von \"Pflicht\", \"Opfer\" und von den \"Gräben\", die nicht \"aufgerissen\" werden sollten. Als offizielle Wahr¬heit wurde jene der \"Österreich-Ideologie\" ausgerufen. Die \"Entnazifizierung\" wurde kaum durchgeführt (zum Teil auch aus Gründen politischen \"Klientelismus\", weil die Nazis und ihre Mitläufer ein zu großes Wählerpotential darstellten), sie wurde bald überhaupt eingestellt.
Ilse Aichinger: \"Die größere Hoffnung\". 1948. (Vgl. Kopie)
Günter Grass: \"Die Blechtrommel\". 1959.
Kritische Analyse der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus und der ersten Nachkriegsjahre. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.291f)
\"Gruppe 47\":
1947 um Hans Werner Richter gegründete Gruppierung. Forderte eine streng antinazistische und pazifistische Gesinnung.
Hans Lebert: \"Die Wolfshaut\". 1960
Er schildert in seinem Roman die Vertuschung eines in der NS-Zeit in einem Dorf verübten Verbrechens. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.299)
Carl Merz (1906-1979) und Helmut Qualtinger (1928-1986): \"Der Herr Karl\". 1961
Dieser Klassiker des österreichischen Kabaretts ist der Monolog eines typischen Mitläufers, der sein Leben von der Ersten Repu¬blik über die Zeit des \"Anschlusses\" bis in die Nachkriegszeit erzählt. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.338)
Peter Weiss: \"Die Ermittlung\". 1965
Peter Weiss (1916-1982) hat aus dem dokumentarischen Material des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963-1965) ein \"Orato¬rium in 11 Gesängen\" zusammengestellt. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.337)
Gerhard Fritsch: \"Fasching\". 1967
Stellt die spießbürgerliche Restauration in einer Kleinstadt nach dem Krieg an den Pranger und entlarvt das Weiterwirken faschisti¬scher Gedanken unter dem Deckmantel eines pervertierten ländli¬chen Brauchtums. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.299)
Peter Henisch: \"Die kleine Figur meines Vaters\". 1975.
Ein Sohn stellt seinem Vater, der einst Photograph der NS-Propaganda war, Fragen und stößt bei genauerem Nachfragen auf eine Mauer des Verschweigens.
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