17.1.1997
SKINS VERPRUEGELTEN EVANGELISCHEN VIKAR
Dresden, 3.2. (bho/epd). Ein evangelischer Vikar ist in Leipzig auf offener Straße von Skinheads angegriffen und schwer verletzt worden. Der Überfall, bei dem auch der 16jaehrige Sohn des Vikars verletzt wurde, ereignete sich bereits am 17.Januar, sagte der 38jaehrige Theologe. Der Vorfall, bei dem Opfer Schienen- und Wadenbein gebrochen, war im Pressebericht der Polizei nicht veröffentlicht worden. Ein Polizeisprecher erklärte, der Staatsschutz habe Ermittlungen aufgenommen, über deren Stand noch keine Auskunft erteilt werden könnte. Der Landesverband der Bündnis90/Grünen forderte eine Aufklärung des Vorfalls. \'Der Verdacht, daß hier ein politisch brisanter Sachverhalt totgeschwiegen werden sollte, steht unwidersprochen im Raum\', sagte Vorstandsmitglied Heiko Weigel. Die Polizeidirektion wies den Vorwurf zurück, den Überfall bewußt verschwiegen zu haben.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 4.2.1997)
23.1.1997
Jugendliche Rechtsradikale prügeln Wittenberger
Wittenberg, 24.1. (dpa). Ein sechsunddreißigjähriger Deutscher ist wegen seiner dunklen Hautfarbe am Donnerstag auf dem Bahnhof in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) beleidigt und geschlagen worden. Die sechs 15- bis 18jaehrigen mutmaßlichen Täter seien zum Teil der rechten Szene zuzuordnen, teilte die Polizei Dessau am Freitag mit. Das Opfer wurde leicht verletzt. Die Polizei habe den Schläger unter massiver Gewaltanwendung festgenommen.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 25.1.97)
31.1.1997
VIETNAMESE VON SCHLAEGERN LEBENSGEFAEHRLICH VERLETZT
Frankfurt/O., 2.2. (ap). Ein 42jaehriger Vietnamese ist bei einer Auseinandersetzung im brandenburgischen Fredersdorf von zwei Deutschen niedergeschlagen und lebensgefährlich verletzt worden. Wie die Polizei in Frankfurt an der Oder am Samstag mitteilte, schlugen die beiden 30- und 36jaehrigen Männer dem Vietnamesen mehrmals mit der Faust ins Gesicht, hoben ihn hoch und ließen ihn auf die Erde fallen. Gegen den 30jaehrigen wurde Haftbefehl erlassen. Die Ermittlungen liefen noch, ein ausländerfeindlicher Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es. Die Tat geschah bereits am Freitag.
Ebenfalls am Freitag griffen zehn Jugendliche vor einem Supermarkt in Perleberg einen 34jaehrigen Asylbewerber aus Zaire an. Nach Angaben der Polizei Oranienburg nahm die Polizei zwei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren fest. Das Opfer sei bei der Tat leicht verletzt worden.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 3.2.1997
3.2.1997
MHP-Faschisten ermorden Kurden
Kiel. Am 3.2. wurde der 25-jährige Kurde Ercan Alkaya aus Sivas, der Mitglied des Alewitischen Kulturvereins war, auf der Straße von dem bekannten \'grauen Wolf\' Fehmi K. in Kiel durch Schüsse ermordet. Der Ermordung war ein Streit in einem Café vorausgegangen. Kurdische, türkische linke und alewitische Vereine protestierten gegen den Mord, führten jeden Tag eine Mahnwache durch und am Samstag eine Demonstration. Sie wiesen auf geplante Attentate der türkischen Konterguerilla im Ausland und auf deren Ausstattung mit Diplomatenpässen hin und erklärten, daß sie nicht an eine \'zufällige Tat\' glauben.
(nach: Biji 118 vom 10.2.1997, Özgür Politika 6.2., jw 7.2.)
8.2.1997
Magdeburg: Punk ermordet
Täter waren vermutlich Naziskins. Von Ivo Bozic
Den Schädel von schweren Stiefeln zertreten, zahlreiche Stichwunden, die von einem Messer herrührten. So fand ein Passant den 17jährigen Punker Frank Böttcher am Sonnabend gegen vier Uhr früh an einer Straßenbahnhaltestelle im Magdeburger Neubauviertel Olvenstedt in einer Blutlache liegend. Kurze Zeit später starb der Jugendliche im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Bei der Tat handelt es sich offenbar um einen politisch motivierten Mord von Skinheads. Dafür spricht fast alles, dagegen nichts. Doch die Magdeburger Polizei suchte am Sonntag dennoch nach anderen Möglichkeiten. Polizeisprecher Lothar Schirmer erklärte gegenüber jW, es könne sich auch um einen Streit unter Linken gehandelt haben: \'Es gibt ja bekanntlich solche und solche Linke, die sich auch voneinander distanzieren. Manche prügeln sich auch schon mal wegen einer Flasche Bier.\' Auch ein Raubmord sei nicht auszuschließen, schließlich sei nur 150 Meter entfernt fast zur selben Zeit ein Raubüberfall gemeldet worden. Und \'Klamottenruppen\', also der Raub von Schuhen und Jacken, sei unter Jugendlichen geradezu ein Freizeitsport.
Doch dem Opfer fehlten weder die Schuhe noch die Jacke, noch gibt es auch nur ein einziges Indiz, das auf einen Streit unter Punks hinweist. Im Gegenteil, die Fakten sprechen eine andere, eine deutliche Sprache: Um 2.45 Uhr war der zierlich gewachsene Punker Frank Böttcher mit der Straßenbahn unterwegs zum Krankenhaus in Olvenstedt, um sich leichte Verletzungen behandeln zu lassen, die er sich nach eigenen Angaben zu Hause zugezogen hatte. Doch in der Straßenbahn kam es zu einer Konfrontation mit Nazis. Den Krankenschwestern erzählte Frank Böttcher später, er sei \'von Glatzen angepöbelt\' worden.
(aus: Junge Welt Nr. 34 vom 10.2.1997)
8.2.1997
POLEN IN DER NAEHE VON GOERLITZ UEBERFALLEN
Berlin, 10.2. ((rtr). Bei einem Überfall auf zwei Polen in dem Ort Kittlitz bei Goerlitz ist ein Pole verletzt worden. Die Polizei erklärte am Montag, sie gehe von einem ausländerfeindlichen Hintergrund aus. Nach den Angaben der Polizei hielten sich die beiden Polen in der Nacht zum Sonntag in der Nähe ihres liegengebliebenen Autos auf. Plötzlich seien vier Jugendliche erschienen und hätten mit Knüppeln auf das Auto eingeschlagen. Einer von ihnen habe mit einem Ziegelstein die Frontscheibe zerschmettert. Als die Polen versucht hätten zu flüchten, sei einer durch Fußtritte verletzt worden.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 11.2.97)
15.2.1997
Skinheads überfielen Algerier
Potsdam (dpa) - Der Überfall auf drei Algerier in Neuruppin vom Samstag war nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft rassistisch motiviert. \'Ich vermute einen fremdenfeindlichen Hintergrund\', sagte Staatsanwalt Carlo Weber. Bei dem Angriff waren 12 bis 15 Skinheads aus mehreren Fahrzeugen gesprungen und hatten die Algerier angegriffen. Dabei wurde den Ermittlungen zufolge auch mit einem Baseballschläger zugeschlagen. Eines der Opfer erlitt einen Armbruch, die anderen Prellungen und Blutergüsse. Ein Opfer konnte flüchten und die Polizei alarmieren.
(aus: TAZ Nr. 5158 vom 19.02.1997 Seite 2 Aktuelles 10)
20.2.1997
Rechtsradikale verprügeln Jugendliche
Potsdam (dpa) - Zwei mutmaßliche Rechtsradikale haben in einer Straßenbahn in Brandenburg an der Havel zwei 16- und 17jährige Jugendliche aus der linken Szene angegriffen und geschlagen. Die Opfer erlitten Schädelprellungen und wurden ambulant behandelt. Die beiden Verdächtigen sollen 18 bis 20 Jahre alt sein. Einer von ihnen trug eine Glatze und Springerstiefel, der andere hatte weiße Jeans mit einer auffälligen Gürtelschnalle mit einem Reichsadler an.
(aus: TAZ Nr. 5159 vom 20.02.1997 Seite 2 Aktuelles 8)
23.2.1997
Fremdenfeindlicher Überfall in Brandenburg
Frankfurt (Oder) (AP) - In Brandenburg haben erneut Jugendliche einen Ausländer überfallen und zusammengeschlagen. Die Polizei nahm nach Angaben der Staatsanwaltschaft von gestern in Frankfurt (Oder) fünf 17jährige fest, die in der Nacht zum Sonntag einen Kubaner geschlagen und getreten hatten. Daraufhin versammelten sich etwa 20 Jugendliche vor der Polizeiwache, die Freilassung ihrer Gesinnungsgenossen forderten und randalierten. Bei dem Überfall auf den Kubaner handelten die Festgenommenen nach Erkenntnissen der Ermittler \'aus reinem Ausländerhaß\'. Gegen drei der Jugendlichen wurde Haftbefehl erlassen.
(aus: TAZ Nr. 5163 vom 25.02.1997 Seite 2 Aktuelles 10)
27.2.1997
Anschlag auf Lübecker Bischof Kohlwage
Lübeck, 27.2. (epd). Der Lübecker evangelische Bischof Karl Ludwig Kohlwage (63) ist erneut Opfer von vermutlich rechtsextremen Tätern geworden. Unbekannte setzten in der Nacht zum Donnerstag das Gartenhaus auf seinem Privatgrundstück in Brand und beschmierten sein Wohnhaus mit vier Hakenkreuzen, teilte die Polizei in Lübeck mit.
(aus: Frankfurter Rundschau, 28.2.97)
1.3.1997
Skinheads nach Überfall auf Café festgenommen
Mannheim, 2.3. (ap). Nach einer Schlägerei in einem vor allem von Ausländern besuchten Mannheimer Lokal hat die Polizei in der Nacht zum Samstag 14 junge Skinheads festgenommen. Der mit 12 Jahren jüngste wurde nach offiziellen Angaben zu seinen Eltern gebracht, die anderen 13 Rechtsextremen aus Mannheim, Ludwigshafen, Schifferstadt, Dudenhofen und Neuhofen in Gewahrsam genommen und vom Staatsschutz verhoert. Die Beamten ermittelten nun unter anderem wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung.
Die Skinheads waren nach einer Party vor ein vornehmlich von Ausländern besuchtes Café, gezogen. Einen 19jaehrigen Türken, der die Gruppe beruhigen wollte, schlugen sie brutal zusammen. Er wurde stationär im Krankenhaus mit Verdacht eines Jochbeinbruchs aufgenommen. Die Eingangsscheibe und die Einrichtung wurden von den Skinheads zertrümmert.
(aus: Frankfurter Rundschau, 3.3.97)
5.3.1997
Skinheads überfallen mongolische Studenten
Leipzig, 6.3. (ap/dpa). Skinheads haben in einer Leipziger Straßenbahn ein mongolisches Ehepaar überfallen und den Mann schwer verletzt. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, wurden die Täter festgenommen. Sechs Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 14 und 23 Jahren hätten das Studentenpaar am Mittwoch abend angepöbelt und den 25jaehrigen Mann zusammengeschlagen. Dabei brachen die Skins ihm das Nasenbein und eine Rippe, sagte ein Polizeisprecher. In Blankenburg im Ostharz nahm die Polizei sechs Skinheads fest, die verdächtigt werden, im Februar zwei Iraker krankenhausreif geschlagen zu haben.
(aus: Frankfurter Rundschau, 7.3.1997)
15.3.1997
Rechte überfallen Jugendzentrum
Erfurt (dpa) - Zwanzig rechtsgerichtete Jugendliche haben in der Nacht zum Samstag in Erfurt ein alternatives Jugendzentrum gestürmt. Zwei der Angreifer wurden verletzt. Zehn Rechte wurden vorübergehend festgenommen.
(aus: TAZ Nr. 5180 vom 17.03.1997 Seite 5 Inland 7)
17.3.1997
Uniformierte Bundeswehrsoldaten überfielen Ausländer
Detmold, 18. März (AFP) - Ein Trupp uniformierter Bundeswehrsoldaten des SFOR-Kontingents hat am Montag abend in Detmold Ausländer verprügelt und mit rassistischen Parolen beschimpft. Die Soldaten verletzten zwei Türken und einen Italiener. Neun junge Männer wurden festgenommen und sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft kommen; drei Haftbefehle wurden bereits am Dienstag nachmittag erlassen. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) zeigte sich entsetzt, daß es sich ausgerechnet um SFOR-Soldaten handelte und kündigte härteste Konsequenzen an. Der Minister will prüfen lassen, nach welchen Kriterien die Soldaten Ufer das deutsche SFOR-Kontingent ausgesucht werden. Die Türkische Botschaft äußerte die Erwartung, daß die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Der Staatsschutz ermittelt aufgrund von Zeugenaussagen noch, ob möglicherweise sogar bis zu 15 Soldaten beteiligt waren.
Die Soldaten hatten zunächst in der Fußgängerzone des nordrhein-westfälischen Detmold einen Italiener verprügelt und mit einem Messer bedroht. Mit der Drohung, ihn \'kalt zu machen\', erkundigten sie sich gezielt, wo sie Türken finden könnten. Auf dem Detmolder Marktplatz malträtierten die Bundeswehrangehörigen wenig später zwei zufällig vorbeikommende Türken mit Schlägen und Tritten. Dabei fielen auch Parolen wie \'Kanaken raus aus Deutschland\'. Einige der Soldaten waren mit Sturmmasken vermummt, einer trug eine Panzerbrille; bewaffnet waren sie mit Baseballschlägern, Messern und einem Klappspaten. Die drei Opfer trugen leichte Verletzungen davon.
(18.03.97 16:33 Uhr Nachrichten: Berliner Zeitung)
18.3.1997
Libanesische Familie in Fürstenwalde mit Messer bedroht
Fürstenwalde (ADN-lbg). Im brandenburgischen Fürstenwalde (Oder-Spree) ist eine libanesische Familie von vier Männern angegriffen und mit einem Messer bedroht worden. Ein Libanese erlitt bei dem Angriff am späten Dienstag abend Prellungen und mußte ambulant behandelt werden, wie die Polizei am Mittwoch berichtete. Vier Tatverdächtige im Alter von 15, 18, 20 und 29 Jahren wurden festgenommen, Haftbefehl wurde beantragt.
(10:01 Uhr Berliner Zeitung: Berlin und Brandenburg)
25.3.1997
Rechte mißhandeln Asylbewerber
Rudolstadt (AP) - Die Polizei nahm drei rechtsgerichtete Jugendliche fest, die in der Nacht zum Dienstag in Rudolstadt einen Asylbewerber aus Bangladesch überfallen und mißhandelt hatten. Neun Tatzeugen, die den Mißhandlern offensichtlich Beifall gezollt hatten, wurden erkennungsdienstlich behandelt.
(aus: TAZ Nr. 5188 vom 26.03.1997 Seite 4 Inland 10)
29.3.1997
Rechtsradikale überfallen Jugendzentrum
Randalierer verletzen in Chemnitz sechs Menschen
Berlin. (Reuter/dpa/ddpADN) Am Osterwochenende haben rechtsgerichtete Jugendliche in den neuen Ländern mehrere Menschen angegriffen und zum Teil verletzt.
In Chemnitz überfielen am Sonntag abend etwa 60 Jugendliche ein Jugendzentrum. Dabei seien sechs Besucher verletzt worden, teilte die Polizei gestern mit. Die Angreifer randalierten in dem alternativen Jugendklub. Ihrem Aussehen nach hätten sie zur rechten Szene gehört, teilte die Polizei mit. 17 Täter im Alter zwischen 16 und 31 Jahren seien vorübergehend festgenommen worden.
In Potsdam wurde ein kroatischer Asylbewerber Opfer eines offenbar rassistisch motivierten Überfalls. In Erfurt bewarfen rechtsgerichtete Jugendliche ein alternatives Jugendzentrum mit Steinen.
(aus: Berliner Zeitung, 1.4.1997)
20.4.1997
Italiener von mutmaßlichen Rechtsradikalen mißhandelt
Halle, 21. April (AFP) - Ein 19jähriger Italiener ist in Lochau bei Halle in Sachsen-Anhalt von mutmaßlichen Rechtsradikalen mißhandelt und verletzt worden. Wie die Polizei am Montag in Halle mitteilte, zerrten die sieben Tatverdächtigen den Jugendlichen am Sonntag in eine Bushaltestelle, stachen ihm mit einer Injektionsnadel in den Arm und schnitten ihm 15 mal mit einer Rasierklinge ins Gesicht und in den Hals. Außerdem sei der Italiener beschimpft und mit dem Tode bedroht worden, falls er Deutschland nicht verlasse. Schließlich raubten die Angreifer dem Jugendlichen Geld. Den Angaben zufolge trugen die Tatverdächtigen, nach denen noch gefahndet wurde, Uniformhosen sowie schwarze Schnürstiefel und waren teilweise kurzgeschoren. Einer der Jugendlichen soll zudem einen Hakenkreuz-Ohrring getragen haben.
(aus: Berliner Zeitung Nachrichten, 21.4.97)
21.4.1997
Rechtsradikale greifen Wolgadeutsche an
Stendal/Klötze (dpa) - In Sachsen-Anhalt sind gestern vier Rechtsradikale verhaftet worden. Sie hatten zuvor in Klötze (Altmark) eine fünfköpfige Gruppe, zu der auch drei Wolgadeutsche gehörten, verprügelt. Die Angreifer sollen die vier Männer und eine Frau auf der Straße geschlagen sowie mit ausländerfeindlichen Parolen beschimpft haben. Dabei seien die vier Männer verletzt worden. Gegen die zwischen 18 und 24 Jahre alten Männer wurde Haftbefehl erlassen, teilte die Stendaler Polizei mit. Es werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
(aus: TAZ Nr. 5208 vom 21.04.1997 Seite 4 Inland)
29.4.1997
JUEDISCHER FRIEDHOF IN SONDERSHAUSEN GESCHAENDET
Sondershausen, 29.4. (afp). Unbekannte haben den jüdischen Friedhof in der thüringischen Stadt Sondershausen geschändet. Wie die Polizei am Dienstag in Nordhausen mitteilte, stießen die mutmaßlichen Täter Fünf Grabsteine um und beschädigten eine Grabplatte. Erst am Wochenende waren auf dem Hauptfriedhof des thüringischen Gotha 32 Grabsteine auf einem Ehrenhain Ufer ausländische Zwangsarbeiter umgestoßen worden.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 30.9.97)
60 Gräber in Gotha verwüstet
Gotha (AP) - Auf einem Gothaer Friedhof sind 60 Gräber geschändet worden, darunter 32 Ruhestätten ausländischer Kriegszwangsarbeiter. Wie eine Polizeisprecherin gestern mitteilte, wurden bei letzteren Gräbern die Gedenksteine umgestoßen. Des weiteren seien von sechs Urnengräbern die Holzkreuze herausgerissen und anderswo verkehrt herum wieder ins Erdreich gestoßen worden. Hinweise auf ein klares Motiv lägen nicht vor. Aufgrund der verwüsteten Gräber ausländischer Kriegszwangsarbeiter werde ein rechtsradikaler Hintergrund nicht ausgeschlossen. Die umgedrehten Holzkreuze ließen zudem auf einen Satanskult schließen.
(aus: TAZ Nr. 5215 vom 29.04.1997 Seite 4 Inland)
4.5.1997
Rechtsradikale prügeln auf Discobesucher ein
Naumburg, 4.5. (dpa). Rechtsradikale Jugendliche haben am Sonntag morgen eine Diskothek in Gleina (Sa.-Anh.) überfallen. Dabei wurde ein 21jaehriger am Kopf verletzt, teilte ein Sprecher der Polizei Merseburg mit. Die 40 bis 50 Jugendlichen hätten in der Diskothek mit Ketten auf die Besucher eingeschlagen. Sechs Männer im Alter von 19 bis 20 Jahren wurden festgenommen.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 5.5.97)
Türken überfielen Rechte mit Baseballschlägern
Luenen, 4.5. (dpa). Eine Gruppe von etwa 15 Türken hat am Freitag abend auf einem Spielplatz in Luenen bei Dortmund mehrere Rechts- radikale überfallen. Nach Angaben der Polizei droschen die Angreifer mit Baseballschlägern auf die Männer ein. Sie wollten sich - so die Polizei - wahrscheinlich dafür rächen, daß tags zuvor einer der Neonazis auf einen Türken mit einer Gaspistole geschossen hatte.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 5.5.97)
Bei Überfall verletzter Vietnamese gestorben
Frankfurt/Oder, 4.5. (dpa/D). Ein Vietnamese, der Ende Januar im brandenburgischen Fredersdorf von zwei Deutschen lebensgefährlich verletzt worden war, ist gestorben. Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt/Oder sagte, eine Obduktion solle klären, ob der Tod Folge der Mißhandlungen sei. Sollte sich dies bestätigen, werde der Inhaftierte Täter wegen Mordes angeklagt.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 5.5.97)
3.5.1997
Rechte Jugendliche überfallen Diskothek
Merseburg (AP) - Eine Gruppe von 40 bis 50 rechtsgerichteten Jugendlichen hat in der Nacht zum Sonntag eine Diskothek in Gleina bei Merseburg überfallen und Besucher verletzt. Wie die Polizei in Merseburg mitteilte, wurden sechs mutmaßliche Täter im Alter zwischen 17 und 23 Jahren in dem Ort in Sachsen-Anhalt vorläufig festgenommen. Bei den mutmaßlichen Tätern hat die Polizei zwei Reichskriegsflaggen und eine Schreckschußpistole beschlagnahmt.
(aus: TAZ Nr. 5219 vom 05.05.1997 Seite 4)
4.5.1997
Afrikaner in Erfurt zusammengeschlagen
Erfurt (AP) Zwei Afrikaner sind in der Nacht zum Montag auf dem Erfurter Bahnhofsvorplatz von drei Betrunkenen zusammengeschlagen worden. Ein Polizeisprecher sagte, die 20-, 32- und 33jährigen Erfurter hätten mit Fäusten und Bierflaschen auf die 22 und 32 Jahre alten Männer aus dem westafrikanischen Staat Burkina Faso so eingeprügelt, daß einer im Krankenhaus behandelt werden mußte. Später hätten die Schläger auch zwei Jugendliche aus Erfurt angegriffen und mit Bierflaschen beworfen. Die Tatverdächtigen seien noch in der Nacht festgenommen worden. Sie seien mit über drei Promille \'sturzhagelvoll\' gewesen, sagte der Sprecher.
(aus: Berliner Zeitung vom 5.5.1997)
14.5.1997
Friedhof geschändet
Vermutlich rechtsradikale Randalierer haben in der Nacht auf vergangenen Donnerstag einen jüdischen Friedhof im rheinland- pfälzischen Busenberg bei Pirmasens verwüstet. Die Täter warfen 25 Grabsteine um, von denen einige beschädigt wurden, und sprühten mit roter Farbe Hakenkreuze und antijüdische Hetzparolen auf 65 Grabsteine, teilte die Polizei Kaiserslautern mit. Spaziergänger entdeckten die Schändung. Eine Sonderkommission der Polizei nahm die Ermittlungen auf. Bereits 1994 war der Friedhof in ähnlicher Weise geschändet worden. Damals konnten die Täter nicht gefaßt werden.
(aus: Allgemeine Jüdische Wochenzeitung vom 15.5.97)
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