Proklamation an das deutsche Volk Die Regierung der Novemberverbrecher in Berlin ist heute für abgesetzt erklärt. Eine provisorische Deutsche Nationalregierung ist gebildet worden. Diese besteht aus : Gen. Ludendorff, A. Hitler, Gen, v. Lussow, Oberst v.
Geisser Vorwort Mit solchen Flugblättern wie auf Seite 1 versuchte Adolf Hitler und seine Verbündenden zu einem Putsch gegen die Weimarer Republik am 8 und 9 November 1923 aufzurufen. Von München ausgehend sollte sich der Putsch auf das ganze Reich aus denen. Aber es kam anders ... Die Gründe Der wichtigste Grund war, dass es einen großen Geldmangel in der nationalsozialistischen Bewegung gegeben hat.
Ferner nutzte Hitler aus, dass das Volk unzufrieden mit der Reichsregierung war, da diese für die Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrags verantwortlich war. Diese wurde auch dadurch begünstigt, dass das Jahr 1923 ein von Krisen gebeuteltes Jahr war. Hitler hoffte auch auf die Unterstützung von der bayrischen Regierung unter G. Ritter von Kahr, welche sich im Streit mit der Reichsregierung befand. Jedoch blieb diese Unterstützung aus, da Kahr nur zum Schein auf Hitlers Angebot einging und den Putsch gemeinsam mit Gen. Kress von Kressenstein, der das Kommando über die Reichswehr hatte, niederschlug.
Der Verlauf Die NSDAP erregte im November 1923 durch den sogenannten Hitlerputsch in München erstmals Aufmerksamkeit. Die kleine Partei, der Hitler 1919 mit der Parteinummer 555 beigetreten war und deren effektvollster Propagandaredner er bald wurde, war bis dahin durch eine, sogar die DNVP übertrumpfende Hetze gegen das Weimarer System, gegen die Erfüllung des Versailler Vertrages und gegen Juden, aufgefallen. Im Krisenjahr von 1923 sah Hitler seine Chance. Er erklärte von München aus die "Regierung der Novemberverbrecher\" in Berlin für abgesetzt und proklamierte eine provisorische deutsche Nationalregierung mit ihm und Gen. Ludendorff an der Spitze. Die von den Putschisten erhoffte Unterstützung der bayrischen Regierung blieb jedoch aus.
Am Abend des 9. Novembers wurde in München eine Ausgangssperre verhängt. Zwischen 20 Uhr und 5 Uhr durfte kein Fahrzeug die Straße benutzten und alle Lokale mussten um 19.30 Uhr schließen. Als Hitler in der Nacht mit Ludendorff und einem Trupp Nationalsozialisten bei der Feldherrenhalle auf die Polizei traf, forderte Hitler die Beamten auf sich zu ergeben und sich seiner Bewegung anzuschließen. Einige gehorchten.
Der Rest aber schoß einfach in die 8 Reihen der Putschisten hinein. Die Bewegung war verwirrt und als dann noch aus einem Panzerauto mit einem Maschinengewehr gefeuert wurde, zerstreute sich der Zug in alle Winde. Hitler, Ludendorff und andere Funktionäre des Putsches wurden festgenommen und vor Gericht gestellt. Hitler wurde als Hauptanführer angeklagt und zu 5 Jahren Kerker verurteilt. Jedoch kam er nach einem halben Jahr wieder frei. In der Haft schrieb Hitler auch einen Teil des Propagandawerkes "Mein Kampf\".
Die Folgen In Berlin haben die Vorgänge in München irgendeine beunruhigende Rückwirkung gezeigt. Es herrscht völlige Ruhe. In der Mittagsstunde des 10.11 ist das Kabinett zu einer Sitzung zusammen getreten, in der um weitere energische Maßnahmen zur Wiederherstellung der inneren Ruhe und Ordnung und zur Wahrung der Reichseinheit, sowie auch um neue wirtschaftliche Maßnahmen verhandelt werden soll. Die Vorgänge in München haben die parlamentarische Lage in Berlin stark beeinflusst. Aus deutschnationalen Kreisen wird gehört, dass man von der am Nachmittag stattfindenden Sitzung eine Erklärung erwartet wird, wonach die deutsch Nationalen beriet sind, in ein legale, rechts stehende Regierung einzutreten.
Der Hitler-Putsch Im Herbst 1923 schien Deutschland im Chaos zu versinken: In Sachsen und Thüringen hatten sich im sogenannten deutschen Oktober \"proletarische Arbeiterregierungen\" gebildet, die \"Ordnungszelle\" Bayern war auf scharfen Konfrontationskurs zur \"marxistischen\" Reichsregierung unter Gustav Stresemann gegangen, im Rheinland und in der Pfalz konnten Separatisten auf die tatkräftige Unterstützung Frankreichs zählen. Verkünder politischer Heilslehren hatten Konjunktur. Während die Kommunisten über eine Revolution nach russischem Vorbild nachdachten, hielten völkische Nationalisten und extrem Konservative aus Industrie, Politik und Militär die Zeit reif für eine Diktatur. Die zum Kampf gegen die verhaßte Weimarer Republik gerüstete Rechte spann ihre Fäden zunehmend in der bayerischen Hauptstadt. Hier war Adolf Hitler, Vorsitzender der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), zum politischen Führer des \"Deutschen Kampfbundes\" gewählt worden, dem die Sturmabteilung (SA) und bewaffnete bayerische Einwohnerwehren angehörten. Als Hitler erkannte, daß er mit seiner SA vom \"Marsch nach Berlin\" anderer republikfeindlicher Kräfte um Gustav Ritter von Kahr ausgeschlossen und ins politische Abseits gestellt werden sollte, versuchte er am Abend des 8.
November 1923, das Signal zum Kampf gegen die \"jüdisch-marxistische Brut\" in Berlin zu geben. Er rief die \"Nationale Revolution\" aus und erklärte die bayerische sowie die Reichsregierung für abgesetzt. Hitlers improvisierter und dilettantisch durchgeführter Putschversuch, zu dem er Erich Ludendorff eiligst herbeigerufen hatte, blieb isoliert. Ein am Morgen des 9. November von Hitler und Ludendorff angeführter Marsch mit mehreren Tausend, zum Teil schwer bewaffneten Teilnehmern endete im Feuer der Polizei an der Feldherrenhalle. Vier Polizisten und 14 Demonstranten kamen ums Leben.
Hitler-Anhänger ließen anschließend auf Flugblättern keinen Zweifel daran, wer die Schuld am Scheitern des Umsturzversuchs trug: der bayerische Generalstaatskommissar Kahr, der ebenso wie Otto von Lossow dem \"völkischen Befreier\" Hitler die Gefolgschaft verwehrt hatte. Die NSDAP wurde nach dem mißglückten Putschversuch reichsweit verboten. Im Hochverratsprozeß gegen Hitler im Februar 1924 erhielt dieser mit fünf Jahren Festungshaft ein vergleichsweise mildes Urteil. Zu diesem Zeitpunkt hatte die nationalsozialistische Propaganda den Putsch bereits in eine heroische Niederlage umstilisiert. Mit jährlich wiederkehrenden Totenfeiern für die Erschossenen und Aufmärschen der am Putsch beteiligten Blutordensträger gedachten die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme 1933 dem 9. November 1923.
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