Geschichte und Politik Haiti ist ein Land voller sozialer und wirtschaftlicher Probleme, geprägt von jahrhundertelanger Instabilität und Ausbeutung. Haiti nimmt das westliche Drittel der Karibikinsel Hispaniola ein. Die Insel taucht zum er- sten Mal 1492 auf, nach ihrer Entdeckung durch Christoph Columbus. Damit begann die Kolonialisierung .Klein Spani- ens. und die Ausrottung der Urbevölkerung.
Innerhalb weniger Jahre gingen die indigenen Tainos und Arawaks an einge- schleppten Krankheiten und der Zwangsarbeit in den Minen zu- grunde. Ersatzweise wurden ab dem 16. Jahrhundert afrikani- sche Sklaven eingeschifft, die auf den Zucker- und Kaffee- plantagen arbeiten mußten. 1697 wurde die Insel zwischen den Kolonialmächten Frankreich und Spanien aufgeteilt. Der französische Teil - das heutige Haiti (aus der Sprache der Arawak Ayiti = hügeliges Land) ist der einzige Stützpunkt Frankreichs in der Karibik und wichtiger Lieferant für Zucker. Ende des 18.
Jahrhunderts entbrannte der Kampf um die Un- abhängigkeit. Nachdem die Sklaverei offiziell abgeschafft war, konnte sich Haiti 1804 als freie Republik ausrufen. Doch die Kolonialgeschichte hat ihre Spuren hinterlassen. So sind die heutigen ungleichen Besitzverteilung und der krasse Un- terschied zwischen Arm und Reich als Folgen der nie gelö- sten Landfrage zu betrachten. Ein entscheidendes Problem stellt die enge Anbindung der politischen Macht an das Militär dar. Als Haiti nach Jahrzehnten der Diktatur im September 1991 einen ersten Anlauf zur Rückkehr zur Demokratie unter- nahm, putschte das Militär den frisch gewählten Präsidenten Aristide kurzerhand nieder.
Regimekritiker und Sympathisan- ten der neugegründeten Lavalas-Partei wurden verfolgt, wirt- schaftliche und soziale Missstände erreichten ihren Höhe- punkt, Hunger und Krankheiten nahmen extrem zu. Die Lage der Bevölkerungverschärftesich durch ein dreijähriges inter- nationales Embargo. Die Landung US-amerikanischer Streitkräfte im September 1994 bereitete Aristides Rückkehr aus dem Exil vor. Die poli- tische Lage beruhigte sich wieder etwas, und im Juni 1995 fanden die ersten freien Parla- ments- und Kommunalwahlen statt - mit einem Sieg für die Lavalas-Partei. Die Präsidentschaftswahlen gewann der damalige Aristide- Vertraute, René Préval (Kandidat der Organisation Politique Lavalas (OPL) - seit Februar 1998 wieder Organisation du Peuple en Lutte genannt), nachdem Aristide aufgrund der Verfassung Haitis nicht selbst wieder kandidieren konnte. Artistide gründete aufgrund verschiedener Interessen der PPL (Plate-Forme Politique Lavalas) die Partei Fanmi Lavalas, mit der er im Jahre 2000 wieder als Präsidentschaftskandidat zur Verfügung stehen möchte.
Auch viele andere neue Parteien wurden gegründet, nachdem 1986 die Duvalier-Despotie beendet worden war und viele politischen Führer aus dem Exil zurückkehren konnten.Wirtschaft und Soziales Haitis Wirtschaft ist zu 30% agrarisch geprägt. Auf das ver- arbeitende Gewerbe fällt ein Anteil von 20%. Daneben gibt es eine große Subsistenzwirtschaft, die ein wichtiger Bei- trag zur Versorgung der Bevölkerung ist. Haiti gehört zu den ärmsten Ländern der westlichen Welt. Die Zeichen sind alarmierend, nachdem durch den Bevölkerungswachstum und durch politische Fehlentscheidungen die Landwirtschaftsflächen zu sehr genutzt wurden.
Bodenerosion und Abholzung nehmen stark zu.Seit 1994 demokratische Strukturen wieder etabliert werden konnten, versucht man, das nachhaltige Wachstum, die Beschäftigungsmöglichkeiten, die Armutsbekämpfung und den Umweltschutz zu fördern. Wirtschaftliche Strukturreformen, wie die Liberalisierung des Handels, Privatisierung großer Staatsunternehmen sollen ein Versuch sein, die Lebensbedingungen auf dem Lande zu ver- bessern. Dies sind auch Vorgaben vom IWF, die wirtschaftli- che Nachteile für die Bevölkerung in Kauf nehmen. Das BIP konnte im Jahre 1998 auf 2,8% gesteigert werden. Es gelang weiterhin, die Inflationsrate von 53% (1995) auf 11% (1998) zu senken.
Die Auslandsverschuldung betrug 1997 1,03 Milliarden US$, was für solch ein kleines Land enorm ist. Haiti hatte 1998 nach Schätzungen 7,637 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt ist Port-au- Prince mit ca. 846.247 Einwoh- nern. Das Bevölkerungswachstum liegt zwischen 2% und 2,3%.
Etwa 90% der Bevölkerung sind Schwarze, knapp 10% sind Mulatten, daneben gibt es einen kleinen Anteil an Weißen. Französisch und Kreolisch stehen als gleichbe- rechtigte Amtssprachen nebeneinander. Fast 80% der Haitianer bekennen sich formal zum römisch-katholischen Glauben, wobei der größte Teil der Land- und der am Stadtrand lebenden Bevölkerung sich zu Voodoo-Kult westafrikanischenUrsprungs hingezogen fühlt. Der Voodoo-Kult hat seit 1987 einen offiziellen Status in Haiti. Daneben bekennen sich etwa 19% der Bevölkerung zum Protestantismus, was eine Folge von zumeist nordamerikanischer Missionierung ist. Zwischen dem 6.
und dem 12. Lebensjahr besteht Schulpflicht laut Verfassung. Allerdings lag die Einschulungsrate der Kinder im Grundschulalter 1990 nur bei 26%. Die Analphabetenquote der Erwachsenen betrug 1995 55%. Obwohl die französische und die kreolische Sprache nebeneinander stehen, gibt es Probleme. Das Französisch wird zumeist nur von der Ober- schicht Haitis gesprochen, ist jedoch weiterhin Verkehrs- und Schriftsprache des Landes.
Alphabetisierungsprogramme werden oftmals nur auf Kreolisch durchgeführt, so dass die sprachliche Kluft bestehen bleibt.Zwischen 1990 und 1995 hatten nur 60% der Bevölkerung Zu- gang zu Gesundheitsvorsorgeeinrichtungen. So hat die Bevölkerung einen schlechten Gesundheitszustand, der durch den fehlenden Zugang zu sauberem Trinkwasser (nur für 28% (Zeitraum 1990 bis 1996)) noch gesteigert wird. Häufige Krankheiten sind Typhus, Malaria und Tuberkulose. Der Staat wird den desolaten Zustand des Gesundheitswesens nicht so schnell verbessern können.
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