Der 1873 hereingebrochene "Gründerkrach", die deutsche Version der 2. großen Weltwirtschaftskrise, mündete in eine bis 1895 anhaltende Depression.
Sie war begleitet vom Zusammenbruch des europäischen Agrarmarktes 1875/76, der zur Dauerkrise der deutschen/westeuropäischen Landwirtschaft bis in unsere Zeit führte (und auch durch die Schutzzölle auf Getreide ab 1880 nur abgemildert, nicht aber überwunden werden konnte) und von der "Großen Deflation", einem Preisverfall, der vor allem die Führungssektoren traf. Sie reagierten mit Rationalisierungsmaßnahmen, setzten gleichfalls Schutzzölle durch und fingen die Schwäche des Binnenmarktes mit gesteigertem Export ab.
Vom Ausmaß des "Gründerkrachs" zeugen:
Die Panik auf dem Kapitalmarkt: Betrug der Kurswert von 444 Aktiengesellschaften Ende 1872 noch 4,53 Mrd. M, so verfiel er bis Ende 1874 auf 2,44 Mrd. M. Über 2 Mrd. Hatten sich in wenigen Monaten in Schall und Rauch aufgelöst. Von 139 Kreditbanken wurden in wenigen Monaten 73 liquidiert!
Ein rapider Preisverfall von Industriewerten setzte ein:
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1873 1874
Kohle 18 M/t 4,6 M/t
Koks 54 M/t 9 M/t
Stahlschienen 408 M/t 252 M/t
Manchmal rutschten die Preise unter die Produktionskosten. Der Zinsfuß sank auf den tiefsten Stand des 19.Jh. Der über die Marktbedürfnisse hinausgeschossene Produktionsausstoß führte zu enormem Druck auf das Preisgefüge. Die deflationäre Preisentwicklung führte aber zu anhaltendem Produktivitätsgewinn.
Das Wachstum hielt im ganzen weiter an. Stagnation und absoluten Produktionsrückgang gab es nur für relativ kurze Zeit und in einigen wenigen Branchen.
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