Franz Joseph I. (von Österreich-Ungarn), (1830-1916), Kaiser von Österreich (1848-1916) und König von Ungarn (1867-1916), letzter bedeutender Herrscher aus der Habsburger-Dynastie.
Franz Joseph wurde am 18. August 1830 als ältester Sohn des Erzherzogs Franz II. Joseph Karl, des Bruders und Thronfolgers des österreichischen Kaisers Ferdinand I., in Wien geboren. Nach dem Thronverzicht von Franz II. Joseph Karl dankte Ferdinand I. während der Märzrevolution 1848 zugunsten seines Neffen Franz Joseph ab. Von seinem Minister Felix Fürst zu Schwarzenberg ließ Franz Joseph 1848/49 die Revolution in Österreich und mit russischer Hilfe die Revolution in Ungarn niederwerfen. Er revidierte die innenpolitischen Zugeständnisse, die er während der Revolution hatte machen müssen, oktroyierte eine Verfassung, die jedoch nie wirksam und 1851 wieder aufgehoben wurde, und kehrte wieder zum System des zentralistischen Neoabsolutismus mit unbeschränkter Autorität der Zentralgewalt zurück. Nach Schwarzenbergs Tod 1852 regierte Franz Joseph ohne leitenden Minister.
Im Jahr 1854 heiratete Franz Joseph Elisabeth, die Tochter Herzog Maximilians in Bayern, mit der er einen Sohn und drei Töchter hatte.
Franz Josephs mangelnde Unterstützung für Russland im Krimkrieg (1854-1856) führte zu einer Verschlechterung der österreichisch-russischen Beziehungen und zur Isolation Österreichs. Im folgenden Jahrzehnt, während der Kriege um die Einigung Italiens, verlor Österreich den Großteil seiner italienischen Besitzungen. Angesichts der außenpolitischen Isolation und der Niederlagen in Italien sah sich Franz Joseph schließlich innenpolitisch zu konstitutionellen Zugeständnissen gezwungen: 1860 erließ er eine föderativ geprägte, 1861 dann eine zentralistische Verfassung mit liberalistischen Elementen, die die Vorrangstellung der Deutschen im Vielvölkerreich betonte und deshalb auf harte Kritik der verschiedenen nichtdeutschen Nationalitäten stieß.
Die Auseinandersetzung zwischen Österreich und Preußen um die Hegemonie im Deutschen Bund gipfelte 1866 im Deutschen Krieg, der mit der Niederlage Österreichs und der Auflösung des Deutschen Bundes endete; Österreich schied aus dem Verbund der deutschen Staaten aus, in dem jetzt Preußen unangefochten die Führung übernahm. Geschwächt durch diese Rückschläge musste Franz Joseph 1867 den ungarischen Autonomiebestrebungen nachgeben, das Habsburgerreich in eine Doppelmonarchie umgestalten und zusammen mit seiner Frau Elisabeth in Budapest formell die ungarische Königskrone annehmen (siehe Ausgleich). Franz Josephs Plan, auch den Slawen im Habsburgerreich eine Art Selbstverwaltung zu geben, scheiterte am Widerstand der deutschen und ungarischen Führungsschicht in der neuen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.
Die daraus resultierende Unzufriedenheit der tschechischen, slowakischen und serbischen Untertanen Franz Josephs führte zu einer weiteren innenpolitischen Schwächung des Habsburgerreiches und verschärfte die Spannungen mit Russland, das sich zum Verfechter der Sache der slawischen Völker in Europa aufschwang. Ab den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts verlor Österreich-Ungarn zusehends an Einfluss und Stärke gegenüber seinem mächtigen Nachbarn, dem preußisch dominierten Deutschen Reich.
Franz Josephs späte Jahre waren geprägt von einer Reihe familiärer Tragödien. 1889 beging sein einziger Sohn und Thronerbe, Erzherzog Rudolf, Selbstmord. 1898 wurde seine Gemahlin, Kaiserin Elisabeth, von einem italienischen Anarchisten ermordet. 1914 fiel sein Neffe Franz Ferdinand, der neue Thronfolger, dem Attentat eines serbischen Nationalisten zum Opfer. Die Ermordung Franz Ferdinands beschwor zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn einerseits und Serbien und Russland andererseits eine Krise herauf, die nicht zuletzt auf Grund von Franz Josephs Unnachgiebigkeit gegenüber Serbien zum 1. Weltkrieg führte. Franz Joseph erlebte Österreichs Niederlage im 1. Weltkrieg sowie das Ende der Habsburgermonarchie nicht mehr. Er starb am 1. November 1916.
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