Entstehung der SBZ
Am 9. Mai 1945, zehn Tage nachdem Hitler sich das Leben genommen hatte, wurde die bedingungslose Kapitulation Deutschlands unterschrieben. Deutschland und große Teile Europas boten ein Bild der totalen Zerstörung: Allein in Deutschland gab es 8,3 Millionen Tote, 12 Millionen Heimatvertriebene, mehr als 7 Millionen Obdachlose. Schätzungen zufolge beliefen sich die Kriegskosten auf 1,5 Billionen Dollar.
Europa verlor die völlige Führungsrolle in Bezug auf Wirtschaft und Politik. Daraus folgte eine unterschiedliche Entwicklung in Ost und West. Es entstanden neue Grenzen in Mittel- und Osteuropa, besonders betroffen waren Deutschland und Polen.
Nach der Kapitulation übernahmen die Siegermächte die Regierungsgewalt in Deutschland. Gemäß ihren schon vor Kriegsende getroffenen Vereinbarungen teilten sie das Land in vier Besatzungszonen auf. Jede Besatzungsmacht hatte in ihrer Zone die volle Hoheitsgewalt. Beschlüsse, die Deutschland als ganzes betrafen, mußten von allen Mitgliedern ratifiziert werden. Die Hauptstadt Berlin wurde in vier Sektoren aufgeteilt, jedoch gemeinsam verwaltet.
Der staatlich-politische Aufbau der SBZ begann wesentlich früher als im Westen. Schon während des Krieges wurden sogenannte Kadergruppen darauf vorbereitet, später in der SBZ die Verwaltung und Regierung zu übernehmen. Diese rückten mit der Roten Armee vor und nahmen noch vor Kriegsende Tätigkeiten in Ostdeutschland auf (u.a. Walter Ulbricht in Berlin). Dadurch kam es schon im Juli 1945 zur Schaffung von 5 Landes- und 12 Provinzialverwaltungen, die von der SMAD (sowjet. Militäradministration) gesteuert wurden. Seit dem 22. Oktober 1945 besaßen die Landes- und Provinzialverwaltungen das Recht, Gesetze und Verordnungen zu erlassen. Parallel zum Verwaltungsaufbau gründete die SMAD am 31. Oktober 1945 die deutsche Volkspolizei.
Entwicklung in der SBZ
Die SMAD regierte, wie die anderen Besatzungsmächte in ihren Zonen auch, mit Befehlen. Bereits im "Befehl Nr. 2" vom 10. Juni 1945 ließ sie die Bildung "antifaschistischer, demokratischer Parteien" verschiedener politischer Richtungen zu und erlaubte die Vereinigung Freier Gewerkschaften. Hiermit gab die UdSSR ihre frühere Position auf, politische Parteien erst nach gründlicher Entnazifizierung und Umerziehung wieder zuzulassen. Allerdings waren die neuzugründenden Organisationen den Instruktionen sowie der Kontrolle der SMAD unterworfen.
Bereits zwei Tage später reagierte die KPD mit einem Gründungsaufruf. Man sprach sich aus für die Errichtung einer antifaschistischen Republik "mit allen demokratischen Rechten und Freiheiten für das Volk". Die Partei fühlte sich schuldig, "die antifaschistische Einheit der Arbeiter, Bauern und Intelligenz" nicht geschmiedet zu haben. Zu einem Zusammenschluß mit den Sozialdemokraten war man dennoch nicht bereit.
Wenige Monate später, genauer Ende 1945, drängte die Besatzungsmacht auf die "organisatorische Einheit der Arbeiterklasse". Anlaß dazu waren unerwartete Wahlniederlagen für die Kommunisten in Ungarn und Österreich. Zwar hatte die SPD großen Rückhalt in der Bevölkerung, seitens der UdSSR wurde jedoch starker Druck ausgeübt (Verbot von Urabstimmungen, Redeverbot für widerstrebende Sozialdemokraten). So vollzogen schließlich am 22. April 1946 ungefähr 1000 Delegierte beider Parteien die Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).
Die SMAD ordnete auch eine ganze Reihe gesellschaftsverändernder Maßnahmen in Staat und Wirtschaft der SBZ an. So wurden durch die verordnete Bodenreform im September 1945 mehr als 7000 Großgrundbesitzer enteignet und 2/3 des enteigneten Landes an landlose Bauern, Vertriebene und landwirtschaftliche Hilfskräfte verteilt. Dies hatte zur Folge, daß es keine Bauernhöfe mit mehr als 8 Hektar Land gab. Da sich mit diesem Minimum keine gesicherte Existenzgrundlage aufbauen ließ, waren die Bauern gezwungen, den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) beizutreten.
Auf Befehl von oben wurden 80% aller Richter und Justizbeamten entlassen und durch linientreue Volksrichter und Beamte ersetzt.
Die UdSSR suchte es in den ersten Nachkriegsjahren zu vermeiden, daß ihre gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Eingriffe in der SBZ den Anschein der kommunistischen bzw. sozialistischen Veränderung erhielten. Sämtliche Maßnahmen fanden unter dem Stichwort "Antifaschismus" statt. Die Auflösung der alten Sozialstruktur durch Enteignungen wurde als notwendige Zerstörung nationalsozialistische Strukturen gerechtfertigt.
Ende der SBZ (Gründung der DDR)
Die Sowjetunion vertrat auf den alliierten Außenministerkonferenzenkonsequent die Einrichtung einer deutschen Zentralregierung. Nach ihren Vorstellungen konnte nur diese für Reparationszahlungen garantieren sowie ein Partner für ein Gesamtdeutschland sein. Für den Bereich Wirtschaft hatte die Potsdamer Konferenz 1945 deutsche Zentralregierungen zugestanden.
Daher wurden in der SBZ im Juli 1946 elf deutsche Zentralverwaltungen eingerichtet. Einen Monat danach folgte eine "Deutsche Verwaltung des Inneren". Dieser war die Polizei der fünf Länder der SBZ unterstellt.
Parallel zur Londoner Sechs-Mächte-Konferenz trat Mitte März 1948 der Zweite Dt. Volkskongreß zusammen. Dieser hatte zur Aufgabe, den Deutschen Volksrat zu wählen. Er bezeichnete sich als "die berufene Repräsentation für ganz Deutschland". Ein Ausschuß dieser Versammlung erarbeitete einen Verfassungsentwurf für die DDR. Rechtskräftig wurde diese Verfassung mit der einstimmigen Annahme durch den Volksrat am 7. Oktober 1949. Die 1948 zugelassenen Parteien (NDP und DBD) wurden von der SED in den antifaschistisch-demokratischen Block eingegliedert, was die Macht der SED erhöhte. Die zentrale Planwirtschaft wurde durch die von der SED kontrollierten "Deutschen Wirtschaftskommission" vorangetrieben. Sie konnte Verfügungen erlassen und war somit eine Art Vorregierung.
Ende 1949 waren die Voraussetzungen für einen eigenen Staat nach sowjetischem Muster geschaffen. Er wurde bei den offiziellen, aber manipulierten Wahlen zum 3. Volkskongreß bestätigt. Der aus den Wahlen hervorgegangene Volksrat gründete schließlich am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik.
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