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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die zeit vor 1914



2.1 Das Ende der Monarchie Es gibt kein genaues Datum für das Ende der Donaumonarchie. Es gibt viele Gründe für diesen brutalen Krieg ( siehe 2.2 Ursachen für den 1. Weltkrieg) aber einer der wichtigsten ist wohl der Nationalismus im 19. Jahrhundert, der dann am Anfang des 20. Jahrhunderts zu diesem Krieg geführt hat.

Anlaß für den 1. Weltkrieg ist die Ermordung des Thronfolgerpaares Franz Ferdinand und seiner Gemahlin durch serbisch bosnische Studenten in Sarajewo. Diese Ermordung war ein Aufschrei nach Freiheit des bosnischen Volkes, das in der österreichisch ungarischen Monarchie eine nicht beachtete Minderheit darstellte.

Nach diesem Attentat stellte Österreich den Serben ein Ultimatum und am 28 Juli 1914 erfolgte die Kriegserklärung. Das war der Anfang vom Ende der Donaumonarchie.

2.2 Ursachen für den 1. Weltkrieg

Die Hauptursache für den 1. Weltkrieg in Österreich war der Nationalismus am Balkan. So wie auch die Ungarn Rechte zugestanden bekommen hatten, wollten die anderen Völker in der Monarchie auch mehr Rechte und Autonomie. Nationalismus ist noch heute Ursache für viele Kriege - egal wo auf dieser Welt.

Warum konnte dieser innerösterreichische Konflikt zu einem Weltkrieg ausarten? Ein Grund dafür war die verfehlte Bündnispolitik in Europa: Es standen sich zwei große Bündnisse gegenüber (3 Bund und Tripple Entente). Aus diesem Grund mußten andere Staaten den Österreichern im Kampf helfen. Aber auch Österreichs Feinde hatten Verbündete, die auch noch andere Gründe hatten aufeinander loszugehen:

Der Imperialismus führte dazu, daß sich die Großmächte um Kolonien stritten und Deutschland und Frankreich hatten noch ein Problem: Elsaß Lothringen.

Diese Gründe waren genug um einen Krieg anzufangen, der Europa stark verändern sollte.

2.3 Literatur zum Ende der Monarchie

Das Ende der Donaumonarchie wurde schon von vielen vorhergesehen oder gewünscht. Dieser Drang nach Freiheit und Demokratie hat sich auch in der Literatur bemerkbar gemacht. Ein Buch, das die Stimmung in den letzten Jahren von Österreich - Ungarn beschreibt ist der Radetzkymarsch von Joseph Roth.

2.3.1 Joseph Roth

Roth ist als Erzähler den französischen, russischen und österreichischen Realisten des 19. Jahrhunderts verpflichtet. In seinen ersten Romanen nimmt er Elemente der "Neuen Sachlichkeit" auf; später distanziert er sich von dieser Richtung. Diese frühen Zeitromane sind noch anklägerisch, nicht traurig - ironisch und melancholisch wie die späteren vom Untergang der österreichischen Monarchie. Dennoch zeigen sie bereits seinen unverwechselbare Eigenart zu sprechen seine von Intellekt geprägte, witzige und kühle Sprache, auf deren Grund man Trauer errät, die von Anfang an von gläsern - glatter Durchsichtigkeit und Perfektion ist. Roths bekanntester Roman ist der Radetzkymarsch, der im letzten Jahr der Weimarer Republik, als sich der Sieg der Nationalsozialisten bereits abzeichnete, im Vorabdruck in der Frankfurter Zeitung zu erscheinen begann.

2.3.1.1 Radetzkymarsch

In seinem Meisterwerk stellt Roth den allmählichen Zerfall des Habsburgerreiches am wechselvollen Schicksal der vier Generationen einer Familie dar. Mitläufern und Randfiguren im Sog des historischen Geschehens, dessen bedeutsame Stationen und Repräsentanten jedoch fast völlig ausgespart bleiben (selbst die Gestalt des Kaisers Franz Joseph ließ Roth erst auf Anraten seines Freundes Walter Landauer auftreten). Roth geht es nicht um die exakte und überpersönliche Dokumentation und Analyse der Geschichte, sondern um die Vermittlung von Privatexistenz und historischem Prozeß, um "den Willen jener unheimlichen Macht, die am Schicksal eines Geschlechts das einer historischen Gewalt deutet" (Vorbemerkung zum Roman).

In der (historischen) Schlacht von Solferino (1859) rettet der (fiktive) Leutnant Trotta den Kaiser, indem er ihn rechtzeitig zu Boden wirft, als dieser sein Fernglas an die Augen führt und sich dadurch dem Feind als Ziel, »würdig getroffen zu werden, präsentiert; er selbst wird durch die dem Kaiser zugedachte Kugel verwundet. Trotta wird zum Hauptmann befördert, mit dem Maria-Theresien Orden ausgezeichnet und geadelt. Die plötzliche Verbindung mit welthistorischen Ereignissen und seine unerwartete Karriere entfremden ihn dem Vater, dem Repräsentanten der bäuerlichen slovenischen Vorfahren der Familie Trotta. Ein neues "Ein neues Geschlecht brach mit ihm an" - Nach Jahren entdeckt Hauptmann Trotta im Lesebuch seines Sohnes Zufällig eine Geschichte, die seine Tat entstellt und verkitscht wiedergibt; während sie in Wirklichkeit eher Reflex als »Heldentat« war, wird sie im Lesebuch zur Propagierung eines zweifelhaften vaterländischen Heldentums mißbraucht. Bei den zuständigen Behörden stößt Trotta mit seiner Beschwerde auf Unverständnis - nur der Kaiser, der ihm eine Audienz gewährt, begreift seine Empörung, fügt sich aber resigniert dem Zwang der politischen Mythenbildung. Trotta bittet um seine Entlassung aus der Armee und übersiedelt auf das Gut seines Schwiegervaters, um zur Lebensform seiner bäuerlichen Vorfahren zurückzufinden. Der Erzähler enthüllt die Unangemessenheit und gewollte Künstlichkeit dieses Reprivatisierungsversuchs, indem er die neue tätigkeit des "Helden von Solfenino" mit denselben Worten beschreibt, die zuvor Trottas Vater galten.

Sein Sohn, zum Beamten, nicht zum Soldaten bestimmt, wird Bezirkshauptmann in der Provinz. Er ist eine der prägnantesten Gestalten des Romans ein typischer Vertreter des in der österreichischen Literatur von Grillparzer bis Doderer wiederholt porträtierten pflichtbewußten Beamten; er verkennt die Hinfälligkeit der Monarchie: Als er einmal gezwungen ist, in seinen Akten den Ausdruck "revolutionärer Agitatur" (als Bezeichnung eines aktiven Sozialdemokraten) durch "verdächtiges Individuum" zu ersetzen, verharmlost er progressive politische Strömungen zu privaten Unruheherden. - Der Enkel Carl Joseph, Offizier wie der »Held von Solferino-, spürt dagegen bald das bevorstehende Ende des alten Staatengebildes. Er steht freilich unter dem Bann des Großvaters, dem er es, seiner Überzeugung nach, nie wird gleichtun können: Hatte jener den Kaiser selbst gerettet, so beschränkt sich der Enkel darauf, das Bild des Kaisers aus einem Bordell zu "retten". Schon früh verbinden sich in ihm Todesahnung und Schuldgefühle. Als die Frau des Wachtmeisters Slama, die ihn als fünfzehnjährigen Kadettenschüler verführte, an einer Geburt stirbt, schreibt er sich nur allzu bereitwillig die Schuld an ihrem Tod zu. Diese Schuldgefühle verstärken sich, als sein einziger Freund, der jüdische Regimentsarzt Dr. Demant, bei einem Duell ums Leben kommt - ein Vorfall, der die Sinnlosigkeit des erstarrten Ehrenkodex demonstriert: Trotta hatte die leichtlebige Frau seines Freundes lediglich nach dem Theater nach Hause begleitet, worauf Demant von einem Regimentskameraden angepöbelt worden war und Genugtuung verlangen "mußte". Diese Toten, besonders aber das Bild des toten "Helden von Solferino", zehren an der Lebenskraft des Leutnants: "Ich bin nicht stark genug für dieses Bild. Die Toten! Ich kann die Toten nicht vergessen! Vater, ich kann gar nichts vergessen! Vater!" In der abgelegenen Garnisosstadt nahe der russischen Grenze, wo diese Worte fallen, ahnt schließlich auch der Bezirkshauptmann, daß die k. u. k. Monarchie, deren Einheit sich in der Figur des Kaisers versinnbildlicht, nicht mehr lange bestehen wird, Es ist der polnische Graf Chojnicki - die einzige Gestalt in Roths Roman, die die politischen Veränderungen nicht nur mehr oder weniger dumpf spürt, sondern sie auch zu artikulieren vermag -, der ihm die Augen öffnet: "Die Zeit will uns nicht mehr! Diese Zeit will sich erst selbständige Nationalstaaten schaffen!"

Unfähig, sich von seinen Schuldgefühlen und Todesahnungen zu befreien, wird Carl Joseph vom Alkohol abhängig und verstrickt sich in Schulden. Seine Schwermut wird nur selten von jäh aufkommender Euphorie unterbrochen, wie etwa währen einer glanzvollen Fronleichnamsprozession in Wien - einer barocken Apotheose der alten Donaumonarchie -, der er mit einer Geliebten auf der Tribüne beiwohnt. Die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgerpaares trifft - ein makabrer Zufall - bei Trottas Regiment ein, als ein orgastisches Sommerfest im Gange ist. Trotta reicht seinen Ab schied ein und versucht, wie sein Großvater, der "Held von Solferino", innere Ruhe als Bauer zu finden, Bei Kriegsausbruch zur Armee zurückgekehrt, kommt er im Geschoßhagel ums Leben, als er für die Soldaten seines Zuges Wasser holen will.

Der »Epilog« schildert die beiden letzten Lebensjahre des Bezirkshauptmanns, der am Tage der Beisetzung des Kaisers (1916) stirbt. Diese Gleichzeitigkeit weist ein letztes Mal darauf hin, daß Roth mit dem Schicksal der Familie Trotta zugleich auch das Schicksal des Habsburgerreiches darstellen will: "... sie konnten beide" - der Kaiser und der Bezirkshauptmann - "Österreich nicht überleben." Die melancholische, virtuos auf der Grenze zwischen tragischer Ironie und Sentimentalität balancierte Stimmung des Romans beruht auf der Diskretion und Anpassungsfähigkeit des Autors, der sich in die jeweilige Bewußtseinslage seiner Figuren einzufühlen versteht, aber auf die aufdringliche Position des allwissenden Erzählers verzichtet. Dieser elegischen Grundhaltung, die selbst an den unüberschaubaren Schwächen der Romangestalten wie der untergehenden Monarchie noch liebenswerte Züge entdeckt, entspricht die rückwärtsgewandte Utopie, die verklärende Sehnsucht nach der verlorenen Ursprünglichkeit, die die kritische Analyse des historischen Prozesses verweigert. Sein Leitmotiv ist der Radetzkymarsch, der jeden Sonntag vor dem Haus des Bezirkshauptmanns gespielt wird: Er versinnbildlicht die Idee der Einheit des Vielvölkerstaats, die schließlich nur noch so wenig in der Wirklichkeit begründet ist, daß die ironische Formulierung "Einmal in der Woche war Österreich" nur scheinbar paradox ist.

2.3.1.2 Die Büste des Kaisers

Die Büste des Kaisers ist eine Kurzgeschichte die die gleiche Stimmung vermittelt, wie man sie aus Radetzkymarsch kennt. Sie beschreibt die Stimmung in einem Dorf nahe der polnischen Grenze, wo auch nach Ende der Donaumonarchie die Büste des Kaisers aufgestellt wird und die Einwohner weiterhin den Kaiser grüßen und ehren, nicht vor Ehrfurcht, sondern rein aus Gewohnheit und auch der Druck der Kommunisten die Büste zu entfernen scheitert.

2.3.2 Joseph Roth und das Ende der Monarchie

Joseph Roth lebte von 1894 bis 1939. Er stammt aus Schwabendorf bei Brody in Galizien, hatte jüdische Eltern, besuchte das Gymnasium in Brody und die Universitäten in Lemberg und Wien, wo er Philosophie und Germanistik studierte. Er diente seit 1916 als Freiwilliger in der k. u. k. Armee und geriet als Fähnrich in russische Gefangenschaft. Ab 1918 arbeitete er als Journalist in Wien, ab 1921 in Berlin (Berliner Börsenkurier, Vorwärts) und wurde 1923 Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung, für die er jahrelang Europa als Korrespondent bereiste.

Joseph Roth erlitt als Jude persönlich das Schicksal der übernationalen oder kleineuropäischen Monarchie: "Ich bin ein Franzose aus dem Osten, ein Humanist, ein Rationalist mit Religion, ein Katholik mit jüdischem Gehirn: ein wirklicher Revolutionär" (1926 an Benno Reifenberg aus Odessa). Dieses Schicksal verarbeitete Roth in seinem bekanntestem Roman Radetzkymarsch.

 
 

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