Das Ende des Kaiserreichs>
Der Erste Weltkrieg geht zu Ende. Die Menschen sind kriegsmüde und sehnen den Frieden herbei. Als trotz eingeleiteter Verhandlungen über einen Waffenstillstand die Kriegsmarine noch einmal auslaufen soll, kommt es zur Meuterei auf der deutschen Hochseeflotte. Am 3. November 1918 folgt der Matrosenaufstand in Kiel, die Bewegung greift ins, Landesinnere
über. Die "November-Revolution" beginnt, überall bilden sich Soldaten- und Arbeiterräte. In München proklamiert die revolutionäre Regierung der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte unter Kurt Eisner den Freistaat Bayern. In Berlin verkündet Reichskanzler Max von Baden unter dem Druck der Massen die Abdankung des Kaisers und beauftragt den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Reichskanzlers. Am 9. November 1918 ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik aus. Kaiser Wilhelm II. flieht in die neutralen Niederlande, Deutschland ist Republik.
Die Republik im Bürgerkrieg
Die November-Revolution hat zum Ende des Kaiserreichs und zur Errichtung der Republik geführt, wie weit jedoch die gesellschaftliche Umwälzung gehen soll, ist innerhalb der Soldaten- und Arbeiterräte umstritten. Die Frage lautet: Räte-Republik nach dem Vorbild der russischen Oktober- Revolution von 1917 oder eine parlamentarisch verfasste Demokratie in Anlehnung an das Modell der westlichen Demokratien. Während die SPD eine parlamentarische Demokratie anstrebt, fordert die USPD (unabhängige Sozialdemokratie) die Räte-Republik.
Im Dezember 1918 treffen sich die Arbeiter- und Soldatenräte zum Deutschen Rätekongress in Berlin. Die Mehrheit vertritt sozialdemokratische Positionen und lehnt eine Republik nach dem Rätesystem ab. Zugleich werden Wahlen zur Nationalversammlung beschlossen.
Die revolutionäre Linke - die USPD ist in zwischen in der kommunistischen Partei (KPD) aufgegangenen -will sich nicht mit einer bürgerlich-parlamentarischen Staatsform zufrieden geben. In Berlin bricht im Januar 1919 der so genannte "Spartakusaufstand" aus. Unter dem Oberbefehl des sozialdemokratischen Volksbeauftragten Gustav Noske schlagen Truppen der ehemaligen kaiserlichen Armee und Freikorpsverbände den Aufstand nieder. Dabei werden die USPD-Führer Karl Liebknecht und Rosa Luxenburg von Freikorpsoffizieren ermordet.
Bei der Niederwerfung des Aufstands können sich die Sozialdemokraten auf die Stimmung in der Bevölkerung stützen: Die Wahlen zur Nationalversammlung vom 19. Januar 1919 ergeben eine Drei-Viertel- Mehrheit für die Parteien, die eine parlamentarisch-demokratische Staatsform anstreben (Sozialdemokraten, Liberale, Zentrum> Die Nationalversammlung konstituiert sich am 11. Februar 1919 fernab des unruhigen Berlins in Weimar und wühlt den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert zum ersten Reichspräsidenten. Die "Weimarer Republik" ist geboren.
Der jungen Demokratie erwächst jedoch eine gefährliche Bedrohung von rechts.
Noch scheitert der so genannte ,Kapp- Putsch von März 1920 am Generalstreik
der organisierten Arbeiterschaft. Auch der Hitler-Putsch vom 9. November 1923 wird
von regierungstreuen Truppen niedergeschlagen. Aber der Name Hitler schwebt
bereits wie ein Menetekel über der Weimarer Republik.
Die Hypothek des Krieges
Anders als die russische Oktoberrevolution hat die deutsche Revolution vom
4overnber 1919 zu keiner gesellschaftlichen Umwälzung der Besitzverhältnisse geführt. Die Weimarer Republik bemüht sich um den demokratischen Ausgleich zwischen Arbeit und Kapital. Der Achtstundentag wird eingeführt, das Recht auf Betriebsräte und
Tarifrerträ8e gesetzlich garantiert.
Allerdings trägt die Republik schwer an den Folgen des Krieges. Die hatten Reparationsbedingungen des Versailler Friedensvertrags lasten auf dem Staatshaushalt.
Vor allem aber die Rückzahlung der Kriegskredite wirkt sich erdrückend aus. Die gesteigerte Kreditfinanzierung und das Anwerfen der Gelddruckpresse endet schließlich in der Inflationsspirale: Am 15. November 1923 wird der Wert einer Rentenmark auf 15 Billionen Papiermark festgesetzt. Die Inflation führt vor allem zur Verarmung der Mittelschichten, ihre Sparguthaben sind weitgehend vernichtet.
Konsolidierung und Zerfall
Nach dem Ende der Inflation beginnt eine Phase der Konsolidierung nach innen wie
nach außen. Mit dem amerikanischen Dawes-Plan von 1924 werden die deutschen Reparationszahlungen an die tatsächliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gekoppelt. Umfangreiche Kredite aus Amerika ermöglichen einen Wirtschaftsaufschwung, der politisch wie sozial stabilisierend wirkt. Die "Goldenen Zwanziger Jahre" beginnen. Allerdings entsteht keine Wohlstandsgesellschaft, die Arbeitslosigkeit bleibt weiterhin hoch.
Auf kulturellem Gebiet kommt es zu großen Leistungen. Das "Bauhaus" revolutioniert die Architektur. Bertold Brecht experimentiert mit seinem "epischen Theater".
Fritz Lang inszeniert Filme wie "Metropolis".
Die Konsolidierungsphase der Weimarer Republik endet jäh. Am 29. Oktober 1929,
dem "Schwarzen Freitag", erschüttert der Börsenkrach an der New Yorker Börse die
Weltwirtschaft. Die Wirtschaftskrise erfasst auch Deutschland, endlose Schlangen
Arbeitsloser vor den Stempelstellen prägen das Bild. 1930 zerbricht die sozialdemokratisch geführte Regierung Müller an der Frage einer Beitragserhöhung zur Arbeitslosenversicherung. Die Zeit der Beitragserhöhung beginnt. Die Minderheitsregierung des Zentrums-Politikers Brüning setzt ihre rigorose Sparpolitik aufgrund fehlender parlamentarischer Mehrheit nur mit Hilfe von Notverordnungen des Reichspräsidenten durch.
In der Reichstagswahl vom September 1930 können die Nationalsozialisten ihre Mandate von 12 auf 107 fast verzehnfachen, im Juli 1932 wird die NSDAP mit 37,8 Prozent stärkste Fraktion. Obgleich sie bei den Neuwahlen im November 1932 auf 33,5 Prozent abfällt, ernennt Reichspräsident von Hindenburg auf Drängen der konservativen Eliten am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler, Die Weimarer Republik ist zu Ende.
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