Mit der Niederlage hatte das deutsche Reich seine Großmacht eingebüßt. Es musste zwar nicht mit der Auflösung rechnen, hatte jedoch aufgrund des Versailler Vertrages erhebliche territoriale Verluste und wirtschaftliche Einbußen. Der Versailler Vertrag Bis zum Mai 1919 erarbeiteten die Siegermächte des 1. Weltkrieges einen Vertrag mit sehr harten Bedingungen aus. Zuvor wurde in Weimar von der Nationalversammlung noch um die Form des künftigen Staates gerungen und der amerikanische Präsident Wilson hatte schon im Januar 1918 in 14 Punkten einen Friedensvertrag entworfen. Der Friede sollte in einem Völkerbund gesichert werden.
Diese Aussagen lassen zu dieser Zeit viele Deutsche hoffen. Doch in Wirklichkeit wollten die Siegermächte das deutsche Reich nur als Machtfaktor ausschalten. Ziemlich schnell konnte sich der französische Ministerpräsident Clemenceau mit seiner Ansicht, dass das deutsche Reich als Urheber des Krieges schwer bestraft werden sollte, durchsetzen. Das deutsche Reich wurde laut des Kriegsschuldartikels 231 zum alleinigen Kriegschuldigen des ersten Weltkrieges bestimmt. In diesem Artikel erklärten die Alliierten und die anderen Siegermächte, dass das deutsche Reich, mit seinen Verbündeten, die alleinige Kriegsschuld anerkennen sollte und es wurde zum Urheber aller Verluste und Schäden erklärt. Niemand wollte zunächst den Vertrag mit seiner Unterschrift besiegeln.
Doch die Alliierten mit ihrem Präsidenten Wilson drohten mit der Besetzung des Reiches. Angesichts dieser Folgen für das deutsche Reich setzte sich in der Regierung die Auffassung durch, dass die Unterzeichnung des Vertrages das kleinere Übel sei. So war die deutsche Regierung gezwungen, den Friedensvertrag im Spiegelsaal von Versailles, am 28. Juni 1919, zu unterzeichnen. Dieser Vertrag wurde von vielen Deutschen als " Schandfrieden" bezeichnet. Es kamen sehr viele Proteste bei den Deutschen auf, als die Bedingungen des Versailler Friedensvertrages bekannt wurden.
Die Bedingungen des Versailler Vertrages bezogen sich auf territoriale, wirtschaftliche und militärische Bestimmungen. Gebietsverluste des deutschen Reichs 1. Ohne vorherige Abstimmung mussten viele Gebiete sofort abgetreten werden. Zu Ihnen gehörten: - Elsass-Lothringen, das an Frankreich ging - Fast ganz Westpreußen und Posen, ohne Danzig, gingen an Polen - Das sog. Soldauer- Ländchen, also die südliche Hälfte des ostpreußischen Kreises Neidenburg ging an Polen - Das Reichthaler Ländchen ging auch an Polen - Das Hultschiner Ländchen ging an die Tschecheslowakei - Die erst seit 1911 reichsdeutsche Kolonie Kamerun ging an Frankreich - Kiatschou ging an Japan 2. Nach dieser Abstimmung musste noch - Nordschleswig an Dänemark abgetreten werden - der Ostteil Oberschlesiens, also das Industriegebiet um Kattowitz ging an Polen - den Rest Schlesiens bekam Frankreich, was die Deutschen zu dieser Zeit als ungerecht empfanden.
Für die Amerikaner diente diese Trennung nur der Grenzfindung - Eupen- Malmedy und Neutral Moresnet fanden neue Zugehörigkeit bei Belgien. 3. Beim deutschen Reich geblieben waren: - Südschleswig - der Westteil Ostschlesiens (1/3) - 9 Landkreise Westpreußens - Südteil Ostpreußens, ohne Soldau - das Namslauer Abstimmungsgebiet 4. dem Völkerbund waren folgende Gebiete unterstellt: - das Saargebiet - politisch dem Völkerbund unterstellt, wirtschaftlich gehörte das Saarland zu Frankreich - Danzig - das Memelland gehörte zunächst zum Völkerbund, wurde dann aber der französischen Besatzung unterstellt - die Kolonien des deutschen Reiches Militärische Bestimmungen - die Auflösung des großen Generalstabes - die Berufsarmee durfte max. 100.000 Mann und ca.
4000 Offiziere haben - es gab keine allgemeine Wehrpflicht mehr - militärische Vereine, Militärmissionen und Mobilmachungsmaßnahmen wurden verboten - die Marine durfte nur noch 15.000 Mann, 6 Panzerkreuzer, 6 leichte Kreuzer und 12 Torpedoboote beschäftigen - es durfte keine schweren Waffen wie U-Boote, Panzer und Schlachtschiffe mehr benutzt werden - chemische Kampfstoffe waren verboten - die Waffenvorräte waren beschränkt auf 102.000 Gewehre und 40,8 Mio. Gewehrpatronen - es gab ein Verbot des Wiederaufbaus des Luftwaffe - das Rheinland wurde entmilitarisiert - es durften keine Festungen entlang der deutschen Grenze gebaut werden Wirtschaftliche Bestimmungen - Wiedergutmachung durch Geld- und Sachleistungen - Die Handelsflotte wurde verkleinert - Die großen Schifffahrtswege, Elbe, Donau und Oder wurden für international erklärt - Das deutsche Reich musste den Siegermächten 5 Jahre einseitig die Meistbegünstigung gewähren. Der Völkerbund Der Versailler Vertrag beschloss die Gründung eines Völkerbundes, eines der Ziele des amerikanischen Präsidenten Wilson. Er war zur Sicherung des Weltfriedens da und hatte seinen Sitz in Genf.
Der Völkerbund bestand von 1920 bis 1946. Das erste Mal bestand die Sitzung aus den Vertretern der 42 Mitgliedsstaaten und fand am 15. November 1920 in Genf statt. Das letzte Mal kam diese Sitzung am 8. April 1946 zusammen. Nach diesen 26 Jahren verfügte der Völkerbund über insgesamt 63 Staaten.
Folgen für das deutsche Reich Die hohen Reparationskosten und die Weltwirtschaftskrise waren schließlich der Übergang in die nationalsozialistische Diktatur. Durch den Versailler Vertrag kamen schwere wirtschaftliche Folgen und Walther Rathenau versuchte diese und die außenpolitische Isolation mit dem Vertrag von Rapallo zu entschärfen. Spa (Juli 1920) Die Konferenz von Spa im Juli 1920 machte den Anfang der vielen Reparationskonferenzen und war die erste, an der auch wieder deutsche Politiker teilnahmen (RK Fehrenbach und Außenminister Simsons). Als Ergebnis der Verhandlungen wurden die Kohlelieferungen herabgesetzt und die Termine für die Abrüstung weiter hinausgezögert. Des weiteren legten die Alliierten den Verteilerschlüssel für die Reparationen fest : Frankreich 52% Großbritannien 22% Italien 10% Belgien 8% Andere 8% Über die genaue Summe wurde noch nicht entschieden. Der Rapallo Vertrag Vom 10.
April- 19. Mai 1922 fand in Genua eine Konferenz statt, auf der sich 29 Staaten über die europäischen Wirtschaftsprobleme berieten. Die deutschen Vertreter waren der Reichskanzler Wirth und der Außenminister Rathenau. Sie wurden weitgehend von den westlichen Siegermächten übergangen. Die Russen nutzten diese Chance, um den von ihrer Seite schon lange geforderten Vertrag mit dem deutschen Reich zu erreichen. Sie spielten den Deutschen die falsche Information zu, dass die Westmächte der Sowjetunion eigene Kriegsentschädigungsforderungen gegenüber dem deutschen Reich vertraglich zusicherten.
Da Rathenau und Wirth dies verhindern wollten, waren sie schließlich dazu bereit, den Vertrag zu unterzeichenen. Dann am 16. April 1922 wurde das Abkommen in Rapallo, einem Genuanischen Vortort, von dem Außenminister Rathenau und seinem russischen Amtskollegen Tschitscherin unterschrieben. Sie legten darin fest, dass sie auf den Ersatz von Kriegskosten und Kriegsschäden verzichten, wirtschaftliche Kontakte aufbauen und wieder diplomatische Beziehungen aufbauen. Das deutsche Reich stellte keine Ansprüche auf die von der Sowjetunion enteigneten Besitztümer und Vermögenswerte deutscher Staatsbürger. Da deutsche Waren in westeuropäischen Ländern boykottiert wurden, wurden die wirtschaftlichen Kontakte aufgebaut.
Der Vertrag enthielt kein geheimes Zusatzprotokoll, allerdings hatte schon vorher eine geheime militärische Zusammenarbeit begonnen. Die Sowjetunion bekam von dem deutschen Reich moderne Technologien und die Reichswehr hatte die Möglichkeit ihre Soldaten mit schweren Waffen auszubilden, die das deutsche Reich nicht besitzen durfte. Die amerikanischen und britischen Ölkartelle beherrschten damals den Markt, deshalb versuchte das deutsche Reich seine Abhängigkeit von diesen zu mindern, indem sie sich verpflichteten, Lageranlagen und Tankstellen zur Vermarktung sowjetischer Ölprodukte einzurichten. Reaktionen auf den Rapallo Vertrag Da der Vertrag die Abhängigkeit des deutschen Reiches von den Westmächten verringerte, waren diese verärgert. Doch trotz des Vertrages war Deutschland weiterhin stark an die Westmächte gebunden. Doch zum ersten Mal wurde der Ansatz einer eigenständigen deutschen Außenpolitik erkennbar.
Die Westmächte, vor allem England und Frankreich, vermuteten, dass die beiden Staaten eine erneute Aufteilung Polens planten, das im Vertrag von Versailles wieder gegründet worden war. Diese Vermutung war nicht unbegründet: Vor allem die Reichswehr unter General Hans von Seeckt und Nationalisten träumten von einem gemeinsamen Angriff auf Polen und eine Revision der Ostgrenze. Der Vertrag von Rapallo trug dazu bei, dass Frankreich eine geringfügige Unterschreitung der im Vertrag von Versailles vorgeschriebenen Reparationsleistungen als Vorwand zur Ruhrbesetzung nutzte. Die Ruhrbesetzung Das deutsche Reich wurde durch die Reparationen schwer belastet. Die Regierung war zwar sehr bemüht, den Forderungen pünktlich nachzukommen, doch gegen Ende 1922 gerieten sie mit den Holz- und Kohlelieferungen an Frankreich und Belgien in Verzug. Die beiden Staaten antworteten auf diese Verzögerung mit der Besetzung des Ruhrgebietes.
Auf diese Weise wollten sie sich die Reparationszahlungen sichern und gleichzeitig Deutschland schwächen. Die Regierung rief zum passiven Widerstand auf. Sie wollte das keiner dem Befehl der Besetzer folgt. Doch die Franzosen reagierten hart auf diesen passiven Widerstand. Nach dem Regierungswechsel im September 1923, mit dem neuen Reichskanzler Gustav Stresemann, wurde der passive Widerstand abgebrochen. Da die Alliierten die Reparationsleistungen als unrealistisch einschätzten, ergriffen sie 1924 die Initiative und entwickelte den Dawes- Plan.
Deutschland wurde verpflichtet, bis 1927/28 jährlich 1- 1,75 Milliarden Goldmark und danach jährlich 2,2 Milliarden Goldmark zu zahlen. Sie erhielten dazu eine US- Anleihe. Frankreich räumte im Gegenzug ab dem 14. Juli 1925 das Ruhrgebiet. Gustav Stresemann (1878-1929) Gustav Stresemann war ein deutscher Politiker, der wie kein anderer in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen Deutschland zu mehr Ansehen weltweit verhalf und zu einer Festigung Deutschlands. Stresemann wurde am 10.
Mai 1878 in Berlin geboren. Er studierte in Berlin und Leipzig Volkswirtschaftslehre und war ab 1902 Syndikus im Verband sächsischer Industrieller, den er selbst mitgegründet hatte. 1903 schloss er sich der Nationalliberalen Partei an, die er erst von 1907 bis 1912 und dann noch einmal von 1914 bis 1918 als Abgeordneter im Reichstag vertrat. 1917 übernahm er den Parteivorsitz als Fraktionsvorsitzender von seinem langjährigen Förderer Ernst Bassermann. Während des 1. Weltkrieges unterstützte er die deutsche Annexionspolitik und bejahte den uneingeschränkten U-Boot-Krieg.
Zusammen mit Hindenburg (Generalfeldmarschall und zweiter Reichspräsident während der Weimarer Republik) und Ludendorff (General, einer der führenden deutschen Strategen im 1. Weltkrieg) war er 1917 am Sturz des Reichskanzlers Bethmann Hollweg beteiligt. Nach der deutschen Niederlage engagierte sich Stresemann nach und nach für den Aufbau der Republik. Am 22. November 1918 gründet er die rechtsliberale Deutsche Volkspartei (DVP), deren Vorsitz er übernahm. 1919 war er Mitglied der Weimarer Verfassungsgebenden Nationalversammlung und ab 1920 Abgeordneter des Reichtages als Fraktionsvorsitzender seiner Partei.
Daneben führte er den Vorsitz im außenpolitischen Ausschuss des Reichstages. Nach anfänglicher Skepsis dem Versailler Vertrages und der Republik gegenüber entwickelte sich mit der Zeit zum Realpolitiker und vernünftigen Republikaner. Am 13. August wurde Stresemann Reichskanzler und Außenminister einer großen Koalition, der u. a. die Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) angehörte.
Er ordnete die Aufgaben des passiven Widerstands gegen die Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen und schuf damit die die Vorraussetzungen für Verhandlungen mit den Siegermächten aus dem 1. Weltkrieg. Er erreichte das Ende der Inflation durch die Einführung der Deutschen Rentenbank und der Währungsreform am 15. November. Nachdem seine Regierung durch den Rücktritt der SPD-Minister am 22. November 1923 gestürzt war, diente Stresemann bis zu seinem Tod als Außenminister in verschiedenen Koalitionsregierungen.
Dabei bemühte er sich in erster Linie um eine Wiederüberdenkung des Versailler Vertrags, die er versuchte über eine Verständigung mit Frankreich und Großbritannien durchzusetzen. Für ihren Einsatz für die Verständigung in Europa wurden Stresemann und sein französischer Amtskollege Aristide Briand 1926 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Am 27. August unterzeichnet Stresemann für das Deutsche Reich den Briand-Kellogg-Pakt. Diesem Nichtangriffsbündnis schlossen sich insgesamt 63 Staaten an. "Wir nannten uns die Partei des Wiederaufbaus und haben an diesem Wiederaufbau zäh mitgearbeitet.
Wir haben es vorgezogen, lieber Popularität und Mandate zu verlieren, als die bequemen Wege der Opposition zu gehen. Wir haben dem Volke versprochen, nationale Realpolitik zu treiben, haben es getan nach außen und innen, und nur ein Tor kann leugnen, daß das Deutschland von heute ein anderes ist, als das Deutschland, in dem vor fünf Jahren um die Beendigung der Ruhrpolitik gekämpft wurde." (Zitat von der Ansprache des Reichsaußenministers zur Reichstagswahl am 20. Mai 1928,) Deutsches Rundfunkarchiv, Frankfurt am Main Dann am 3. Oktober 1929 stirbt Stresemann nach langer Krankheit in Berlin. Dawes-Plan Der Dawes-Plan war ein abgeschlossener Vertrag zur Neuregelung der Reparationen, die Deutschland nach dem 1.
Weltkrieg (1914-1918) im Versailler Vertrag auferlegt worden waren. Mit dem Dawes-Plan versuchte man eine Neuregelung der Reparationsleistungen und die Räumung des Ruhrgebietes zu erreichen. Ein internationaler Ausschuss unter dem Vorsitz des amerikanischen Bankiers Charles Dawes schlug einen Plan vor, der überschaubarere Reparationszahlungen und ausländische Anleihen hauptsächlich durch Amerika vorsah, um Deutschland bei der Erfüllung des Zahlungsplanes zu helfen. Danach sollte Deutschland 2,5 Milliarden Goldmarken zahlen, allerdings erst ab 1928/29 in voller Höhe. Dieser Plan wurde von deutschnationalen Politikern als Wirtschaftssklaverei angesehen und damit ziemlich kritisiert. Trotz dessen erreichte der Außenminister Stresemann die Annahme des Planes, denn am 29.
August 1924 stimmte im Reichstag auch die Hälfte der Abgeordneten der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) für dessen Annahme. Ein Ausschlag für das Abstimmungsverhalten war neben ökonomischen Erwägungen das im Rahmen des Dawes-Plans von Frankreich herbeigesehene Ende der Ruhrbesetzung. Die mit dem Dawes-Plan verbundenen ausländischen Kredite und Investitionen leiteten in der Weimarer Republik eine Zeitspanne des wirtschaftlichen Aufschwungs ein. 1929 wurde der Dawes-Plan durch den Young-Plan abgelöst, bereits da hatte sich schon das deutsche Produktionsvolumen seit 1924 um 50 Prozent erweitert. Young-Plan Der Youngplan wurde nach Owen Young benannt, der der Leiter des Sachverständigenausschuss war. Der Plan sollte zur endgültigen Festlegung der von Deutschland infolge des 1.
Weltkrieges zu leistenden Reparationszahlungen und dem daraus folgenden deutschen Wunsch nach einer Senkung der Schuldenlast entgegenkommen. Mit einer Laufzeit bis 1988 wurde die Reparationssumme nun auf 112 Milliarden Reichsmark festgelegt. Jährliche Teilzahlungen von durchschnittlich 2 Milliarden Mark sollten 59 Jahre lang erbracht werden. Stattdessen entfielen ausländische Wirtschaftskontrollen in Deutschland. Fünf Jahre früher als im Versailler Vertrag vereinbart, wurden die Besatzungstruppen aus dem Rheinland vorzeitig abgezogen. Im März 1930 nahm der Reichstag den Young-Plan an.
Dennoch stieß der Young-Plan auf Widerstand in Deutschland. Aus Empörung über die lange Laufzeit der Reparationsverpflichtungen regten die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und der Stahlhelm dazu im Dezember 1929 einen Volksentscheid gegen den Young-Plan an. Trotz des Scheiterns des Volksentscheids und seiner Annahme durch den Reichstag war dem Young-Plan keine langfristige Zukunft zuzusehen. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise wurde der Young-Plan dann schließlich im Juli 1932 auf der Konferenz von Lausanne außer Kraft gesetzt. Der Locarno-Vertrag Der Locarno-Vertrag von 1925 begründete ein Sicherheitssystem in Mitteleuropa und bereitete den Weg für die Aufnahme von Deutschland in den Völkerbund von 1926 vor. Am 5.
Oktober 1925 fand in der kleinen Stadt Locarno, die in der Schweiz liegt, eine internationale Konferenz über Fragen zur europäischen Sicherheit statt. An dieser Konferenz nahmen unter anderem Reichskanzler Hans Luther und Außenminister Gustav Stresemann, die führenden Staatsmänner Italiens, Frankreichs, Großbritanniens, Belgiens, Polens und der Tschechoslowakei teil. Bereits am 16. Oktober wurden Verträge unterzeichnet, welche ein europäisches Sicherheits- und Friedenssystem darstellen sollten. Deutschland, Frankreich und Belgien verzichteten auf eine gewaltsame Veränderung ihrer Grenzen. Deutschland bestätigte die im Versailler Vertrag festgelegten Grenzen sowie die Entmilitarisierung des Rheinlands.
Großbritannien und Italien gaben darauf Garantie bei einer Vertragsverletzung demjenigen Land zur Seite zu stehen, was in dem Fall dann angegriffen würde. Dieser Garantievertrag wurde durch zwei Schiedsverträge Deutschlands mit Frankreich und Belgien sowie mit Polen und der Tschechoslowakei besiegelt. Schiedsverfahren sollten vor einer internationalen Kommission alle aufkommenden Streitfragen der Vertragspartner klären. Mit den Locarno Verträgen wurde das französische Sicherheitsbedürfnis gegenüber Deutschland weitgehend zufrieden gestellt. Sie galten als entscheidender Schritt zur Friedenssicherung in Europa. "Was ist Locarno? Wenn man die einzelnen Verträge und ihre Paragraphen durchgeht, so sehen wir, dass Deutschland hinreichend Garantie gibt, aber dafür lediglich die Garantie erhält, dass es Kriegsbütteldienste leisten darf und andererseits Deutschland als Kriegsschauplatz ausliefern muss.
Locarno bedeutet in Wirklichkeit- das wird auch in diesem Hause niemand zu bestreiten versuchen -die Auslieferung der Rheinlande, es bedeutet direkt ein Verschenken preußisch deutschen Gebietes, es bedeutet die Garantie des Einmarsch- und Durchmarschrechtes durch Deutschland, es bedeutet die Kriegsdienstverpflichtung der deutschen Bevölkerung für die Entente gegen Russland, es bedeutet vor allem die Annerkennung der Aufrechterhaltung des Besatzungsregimes, und es bedeutet erneut das Bekenntnis zu dem Versailler Vertrag." (Zitat von dem kommunistischen Abgeordneten Wolfgang Bartels am 30. 10. 1925 im Preußischen Landtag aus dem Buch: "Die Außenpolitik der Weimarer Republik" S.82) In Deutschland wurden die Locarno-Verträge erst einmal von weiten Teilen der Bevölkerung nicht gut aufgenommen und deshalb abgelehnt. Vor allem die nationale Rechte sah in diesem Vertrag eine Weiterführung des Weimarer "Schandvertrags" (Zitat aus der Außenpolitik der Weimarer Republik S.
79). Ein Verzicht auf eine gewaltsame Änderung der deutschen Westgrenze war eine entscheidende Vorraussetzung für Locarno, welches durch die gute Zusammenarbeit zwischen Briand (hatte zwischen 1909 und 1932 mit Unterbrechungen wechselnd die Ämter des französischen Ministerpräsidenten, des Unterrichts-, Justiz- und des Außenministers) und Stresemann rückzuschließen war. Auszüge aus einem Brief Gustav Stresemanns an Kronprinz Wilhelm vom 7. September 1925 (...
) Die deutsche Außenpolitik hat nach meiner Auffassung für die nächste absehbare Zeit drei große Aufgaben: Einmal die Lösung der Reperationsfrage in einem für Deutschland erträglichen Sinne und die Sicherung des Friedens, die die Voraussetzung für eine Wiedererstarkung Deutschland ist. Zweitens rechne ich dazu den Schutz der Auslandsdeutschen, jener 10-12 Millionen Stammesgenossen, die jetzt unter fremden Joch in fremden Ländern leben. Die dritte große Aufgabe ist die Korrektur Ostgrenze: die Wiedergewinnung von Danzig, vom polnischen Korridor und einer Korrektur der Grenze in Oberschlesien. Im Hintergrund steht der Anschluss von Deutsch-Österreich, obwohl ich mir sehr klar darüber bin, daß dieser Anschluß nicht nur Vorteile für Deutschland bringt, sondern das Problem des Deutschen Reichs sehr kompliziert (Verstärkung des katholischen Einflusses, Bayern plus Österreich gegen Preußen, Vorherrschen der klerikalen und sozialistischen Parteien in Deutsch-Österreich). Wollen wir diese Ziele erreichen, so müssen wir uns aber auch auf diese Aufgaben konzentrieren. Daher der Sicherheitspakt, der uns einmal den Frieden garantieren und England sowie, wenn Mossolini mitmacht, Italien als Garanten der deutschen Westgrenze festlegen soll.
Der Sicherheitspakt birgt andererseits in sich den Verzicht auf eine kriegerische Auseinandersetzung mit Frankreich wegen der Rückgewinnung Elsaß-Lothringens, ein deutscher Verzicht, der aber insoweit nur theoretischen Charakter hat, als keine Möglichkeit eines Krieges gegen Frankreich besteht. (...) Die Frage des Optierens zwischen Osten und Westen erfolgt durch unseren Eintritt in den Völkerbund nicht. Optieren kann man ja übrigens nur, wenn man eine militärische Macht hinter sich hat.
Das fehlt uns leider. Wir kännen weder zum Kontinentaldegen für England werden, wie einege glauben, noch kännen wir uns auf ein deutsch-russisches Bündnis einlassen. Ich warne vor einer Utopie, mit dem Bolschewismus zu kokettieren. Wenn die Russen in Berlin sind, weht zunächst die rote Fahne vom Schloß (...
) . (...) Das Wichtigste ist (..
.) das Freiwerden deutschen Landes Landes von fremder Besatzung. (...) ( Quelle: https://www.
bpb.de) Das Ende einer Ära Mit dem Tod von Gustav Stresemann am 3. Oktober 1929 im Alter von nur 51 Jahren, hatte er beträchtliche Erfolge erzielt. Besonders hervorzuheben ist sein Bemühen um eine Außenpolitik, die auf \" Versändigung mit den anderen Nationalen\" gerichtet war, obwohl er noch ein Vertreter nationalstaatlichen Souveränitätsdenkens war und somit eigentlich nicht als früher Befürworter eines moderen Europagedankens gesehen werden kann. In Deutschlan konnte sich aber sein außenpolitisches Konzept nicht durchsetzen. Das liberale Modell der Friedenssicherung sollte erst nach dem Zweiten Weltkrieg dauerhaft zur Anwendung kommen, als die Bundesrepublik Deutschland - unter zunächst erzwungener, aber dann auch freiwillig Beabsichtigung - Hinanstellung traditioneller Souveränitätsrechte schließlich den Weg zur Westintegration beschritt.
Stresemann beklagte sich vor seienm Tod darüber, dass ihm sein französischen Partner nicht früher und eindrucksvollere Zugeständnisse gemacht hatten, die er den Deutschen als beachtliche außenpolitische Erfolge hätte präsentieren kännen. Dies hätte ihm ermöglicht, dem zunehmenden Erfolg der Rechten effizient entgegenzutreten. Die neue Außenpolitik Wie alle anderen Bereiche der Politik stand auch die Außenpolitik in den letzten Jahren der Weimarer Republik ganz im Zeichen der Wirtschaftskrise. Das vorrangige Ziel der Außenpolitik der Reichsregierung war die Sicherung der Kreditwürdigkeit gegenüber den ausländischen Gläubigern. Dafür war die Voraussetzung eine Politik der strikten und loyalen Erfüllung der eingegangenen Vertragsverpflichtungen. Angeführt von der extremen nationalsozialistischen Anti-Versailles-Agitation erfuhr die revisionistische Stimmung gegen die noch verbliebenen Reste des Versailles Vertrages eine deutliche Radikalisieung, und neben der Reparationsfrage richtete sich die Agitation vor allem gegen die Deutschland auferlegten Rüstungsbeschränkung.
Außenpoitik unter Heinrich Brüning Nach dem Tod von Stresemanns ließ sich schnell eine Stil- und Methodenwechsel in der Außenpolitik feststellen. Reichskanzler Heinrich Brüning, der mit Beginn seines zweiten Präsidialkabinetts im Oktober 1931 auch das Amt des Außenministers übernahm, beabsichtigte eine aggresive Außenpolitik um von den Fesseln von Versailles loszukommen. Doch das führte natürlich zu einer Konfrontation mit den Allierten. Als die Regierung Brünning mit der österreichischen Regierung eine aus der wirtschaftlichen Notlage heraus motivierte Zollunion vereinbarte, tauchte wieder die alte Mittleeuropaidee auf. Der Protest Frankreichs gegen diese zunächst nur auf die wirtschaftlichen Fragen beschränkten Plan setzte der Sache ein Ende. Im Oktober 1931 annulierte der internationale Haager Gerichtshof die deutsch-östereichischen Zollunion.
Sie wurde als Schritt zum anschluss Österreichs an das deutsche Reich und als Bruch des Versailler Vertrages bewertet. An erster stelle Stand immer noch das Reperationsproblem unter außenpolitischen Fargen an, die im Zeichen der seit Anfang 1930 zunehmend verschärften Wirschaftskrise standen. Der Young-Plan hatte die Reperationen entgültig geregelt. Aber es bestand noch die Gefahr, dass bei finanzieller Notlage Deutschlands der gesamte Plan erneut zur Debatte stand. Als er die Unerfüllbarkeit des Young-Plans in der gegebenen Situation erkannt hatte, hielt er das Reperationsproblem offen, das heißt, er bereitete im Inneren Mittel und Wege einer Revision vor, vermied aber nach außen hin jegliche Diskussion. So bekam Brüning Deflationspolitik eine wichtige Funktion für seine revisionistischen Ziele in der Reparationsfrage, denn erst wenn Deutschland seine unfähigkeit nachgewiesen hatte, die verlangten Zahlungen zu leisten, konnte die möglichkeit bestehen, eine Revision zu ereichen.
Kurz nachdem Brüning die Grenze dessen, was wir unserem Volk an Entbehrungen aufzuerlegen vermögen, als erreicht bezeichnet hatte, schlug am 20. juni 1931 der amerikanische Präsident Herbert Hoover ein allgemeines internationale Schuldenfeierjahr vor, das dann auch gegen französischen Widerstand von allen Beteiligten angenommen wurde ( Hoover-Moratorium ). Brüning aber wollte mehr als nur ein Moratorium. Er hatte das Ziel nicht mehr die Reparationskosten aufzunehmen. Zwei Fremdgutachten stüzten die Argumentation Deutschlands, dessen Zahlungsfähigkeit damit gewssermaßen international festgestellt worden war. Für 1932 wurde eine Reparationskonferenz in Lausanne vereinbart.
Auch in der Frage der Rüstungsbeschränkungen erzielte Brüning einen Fortschritt. Zwar stießen auf der im Februar 1932 beginnenden Genfer Abrüstungskonferenz die deutsche Auffasung >>Sicherheit durch Abrüstung>erst Sicherheit, dann Abrüstung |