Der Dialekt des einstigen Kleinstädtchens im Latium, das zur Hauptstadt eines Weltreich aufstieg, wurde durch diesen Aufstieg zur beherrschenden Sprache. Die Bauern entfernter römischer Provinzen konnten zwar kein Latein, aber die Reichen und Mächtigen erlernten wie ihre Kinder Latein. Sämtliche Gestze und Handelsabschlüsse wurden in dieser Sprache geschrieben.
Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches veränderte sich auch die Entwicklung der lateinischen Sprache. Der Zeitpunkt, an dem sie von der "lebendigen" zur "toten" Sprache mutierte, wird von Wissenschaftlern um 500 oder 600 nach Christus festgesetzt. Aber kann man im Ernst vom "Tod" des Lateinischen sprechen?
Denn die Sprache des heidnischen Imperiums war schon lange zur Sprache der christlichen Kirche geworden. Dadurch konnte das Latein Lebenskraft für einen breiten Bereich bis in die Gegenwart bewahren.
Durch Jahrhunderte galt bei uns nur als gebildet, wer Sprachen, Literatur und Geschichte Griechenlands und Roms kannte. Dieses Ideal wird heute noch in den Gymnasien hochgehalten.
|