Mit ihrer Ansiedlungen in den Flußtälern ließen sich die Tibeter, vor allem im Winter, zunächst in Höhlen nieder. Später bauten sie Häuser mit flachen Dächern. Könige und mächtige Adelsfamilien errichteten sich große, mehrgeschossige Festungen, die Vorläufer der heutigen Dzongs . Abgesehen vom Dzong von Gyantse sieht man heute nur noch auf manchen Bergspitzen ein paar Mauerreste.
Die Häuser des wohlhabenden Bürgertums sind zumeist zwei- bis dreigeschossig. Einen Kontrast zu ihren weißen Fassaden bilden die farbig bemalten, mit Ziervorhängen geschmückten Fenster. Reisigbüschchen mit weißen oder bunten Fähnchen, die mit magischen Formeln bedruckt sind, dienen als Schutz vor geistern, Dämonen und anderen unheilvollen Mächten.
Lamaistische Sakralbauten
Die Erbauungsgeschichte lamaistischer Heiligtümer beginnt im 7. Jh. mit der Errichtung von 13 Tempeln in allen Gegenden des Landes. Diese Tempel erfüllten den Zweck, eine sich über ganz Tibet ausbreitende Dämonin mit Pflöcken an allen Gliedmaßen zu befestigen und so unschädlich zu machen.
Diese ersten buddhistischen Kulturstätten Tibets, die ursprünglich nur aus einem einzigen Raum bestanden, waren Gebetsräume für den damals erst frisch entstandenen Buddhismus.
Gönpa, der tibetische Begriff für Kloster, bedeutet "abgelegener Ort". Standorte, an denen neue Klöster gegründet werden sollten, wurden auf ihre Eignung strengstens geprüft. Grundvoraussetzungen für die Standortbestimmung waren Bäche oder Flüsse zur Wasserversorgung sowie Geländeformationen, wie kleinere Plateaus an Berghängen, welche die Errichtung erst möglich machten. Danach wurden die positiven und negativen Einflüsse des Ortes untersucht, es wurde auch überprüft, ob die dort lebenden Geister mit der Erbauung eines Klosters zufrieden waren.
Die ökonomische Führung oblag Verwalter, teils Mönchen, teils Laien, welche die Klöster nach streng wirtschaftlichen Prinzipien führten. Wenn die Verwalter das für seine Arbeitsperiode festgesetzte Soll nicht erreichen konnte, mußte er die Differenz aus seiner eigenen Taschen zahlen. Andernfalls, wenn er einen Überschuß erzielt hatte, stand ihm der Gewinn zu. Verantwortlich war der Verwalter auch für den Einkauf der Nahrungsmittel. Für zeremonielle Begehungen wurden festgelegte Gebühren erhoben. Neben den Einkünften aus Handel und Bewirtschaftung der Ländereien bildeten Spenden einen wesentlichen Anteil des Klostereinkommens.
Der architektonische Aufbau der Klöster
Ursprünglich entwickelten sich manche heilige Orte zu wahren Klosterstädten, in denen mehrere tausend Mönche lebten. Zumeist nach Süden ausgerichtet und oft an Gebirgshängen gelegen, so daß sie in unsicheren Zeiten auch als Schutzburgen fungieren konnten, waren die Klöster in der Regel von einer hohen Mauer eingefaßt. Während die kultischen Zwecken dienenden, zentralen Gebäude oft nach symmetrischen Prinzipien konstruiert wurden, lassen sich in der Gestaltung des Klosteraufbaus keine übergeordneten Anlageprinzipien erkennen. Zurückzuführen ist dies einerseits auf die unterschiedlichen topographischen Gegebenheiten, andererseits auf die über Jahrhunderte durchgeführte Erweiterung der Anlagen und die gelegentliche Umgestaltung einzelner Gebäude.
Zahlreiche Klöster, die ab dem 11. Jh. entstanden sind, lagen dem symbolischen Aufbau eines Mandala zugrunde. Doch nahezu alle fielen während der Kulturrevolution in Schutt und Asche. In jüngerer Zeit entstanden die lamaistischen Sakralbauten zumeist als terrassiert ansteigende Kuturanlagen, welche die Gläubiger über einen oder mehrere Vorhöfe, die Vorhalle und durch den Versammlungsraum zum Heiligtum führten. (Bild)
Erbaut werden die sakralen Gebäude der Klöster üblicherweise aus Bruchstein. Die leicht nach innen geneigten, dicken Mauern sind weiß, das Grundgeschoß ist meist fensterlos. In den oberen Bereichen befinden sich überdachte, häufig mit drapierten Vorhängen verzierte Fenster, die von schwarzen Fensterlaibungen eingefaßt werden. Zum Innenhof hin liegen offene Galerien, von denen die auf dem Klosterhof stattfindenden Zeremonienspiele gut zu überblicken sind. Eine breite, rot eingefärbte Attika bildet das unverkennbare Merkmal aller Sakralgebäude.
Das Zentrum tibetischer Klöster bildet der Versammlungsraum, in den sich die Mönche anläßlich der täglichen gemeinsamen Zusammenkünfte und zur Begehung religiöser Festlichkeiten treffen. In der offenen Vorhalle dieses Raumes findet man gewöhnlich die Vier Weltenhüter und didaktische Darstellungen wie das Rad der Existenzen, kosmologische Schaubilder oder Vorschriften für ein angemessenes verhalten der Mönche. An der Eingangswand zeigen Malereien die Dharmapalas, das sind schreckenerregende Gottheiten, die als Schutzgottheiten auf der untersten Stufe in das Pantheon eingegliedert wurden, um die Lehre, die Gläubigen und die sakralen Stätten vor Unheil zu schützen. An den Seitenwänden findet man oft Schriften oder die Darstellungen der Zwölf Taten des Buddha. Gegenüber des Haupteinganges befinden sich gewöhnlich ein bis drei Sanktuarien von häufig doppelter Stockwerkhöhe, die - durch Türen verbunden - im Uhrzeigersinn begangen werden können und die bedeutendsten Verehrungsobjekte des Klosters beherbergen. Spezielle Gänge ermöglichen dem Gläubigen die rituelle Umrundung einzelner Objekte oder des ganzen Sanktuariums. Gekrönt werden diese Heiligtümer in großen Klöstern nicht selten von prachtvollen, chinesisch inspirierten Dächern.
In der Nähe des Versammlungsraumes liegt stets die Klosterküche, die den Mönchen bei den oft mehrtägigen, rituellen Begehungen mit Speisen versorgt. Im obersten Klostergeschoß oder in höheren Lagen des Berghanges befindet sich häufig die Residenz des Abtes. Den größten Teil des Klosters machten früher die Mönchsbehausungen aus. Die einzelnen Behausungen, in denen die Mönche allein oder zu zwei bis vier Personen in einem Raum lebten, bildeten Teile der sogenannten Khangtsen. Das waren mehr oder weniger wirtschaftlich autonome Einheiten innerhalb der Klöster, die den verschiedenen Fakultäten angegliedert waren und in denen Mönche entsprechend ihrer regionalen Herkunft untergebracht waren. Daß Mönche aus verschiedenen Teilen Tibets oder aus anderen Ländern wie Ladakh oder der Mongolei in der Gemeinschaft ihrer Landsleute sein wollten, diente auch der Bewahrung regionaler Sitten und Gebräuche.
Die Objekte der Verehrung
Die Stützen des Glaubens
Der Buddha als das Prinzip der Erleuchtung offenbart sich den Lebewesen nach Vajrayana-Vorstellungen in drei grundsätzlich verschiedenen Aspekten, die als Körper, Wort und Geist des Buddha bezeichnet werden. Als Symbole des Körpers werden alle Statuen von Buddhas, Gottheiten und Heiligen angesehen, als Symbole des Wortes gelten alle heiligen Schriften, und als Symbole des Geistes betrachten die Gläubigen sämtliche Stupas. Die kultische Verehrung dieser Stützen bildet ein bedeutendes Mittel zur Heilserlangung, das auch einfachen Menschen offensteht.
Stupas
Als Symbole des lamaistischen Kulturbereiches begegnet man überall in Tibet den Stupas. In den Klöstern dienen sie als Reliquienbehälter verstorbener Heiliger, am Rande von Orten, die über keine Klosteranlage verfügen, las Verehrungsobjekte, durch deren rituelle Umwandlung sich die Gläubigen in den Geist ihrer Religion versenken, auf Paßhöhen als Wegemarkierung sowie als Symbole für Glück und Heil.
Die Symbolik des Stupa ist komplex und verwirrend. Im Kern bildet er gleichermaßen ein Abbild des Universums, des Menschen und seines Weges zur Erleuchtung. Für den Betrachter unsichtbar verbirgt sich in seiner Mittelachse ein sogenanntes "Lebensholz". Unter kosmologischen Gesichtspunkten gilt es als die Entsprechung des Weltenbaumes. Dieses Lebensholz verbindet Erde und Himmel, die im Fundament und in der gewölbten Kuppel des Stupa zum Ausdruck kommen.
(Bild)
In der Stupasymbolik steht das Fundament für die Praxis der "Zehn Heilvollen Taten" als die ethnische Grundlage des Weges. Die darüberliegenden vier Stufen symbolisieren die "Vier Achtsamkeiten", die "Vier Unterlassungen unheilvoller Taten", die "Vier Konzentrationen zur Erlangung übersinnlicher Kräfte" und die "Fünf Ausstattungen heilvoller Macht". Die Bumpa , die Kuppel oder Wölbung des Stupa, verweist auf die "Sieben Glieder der Erleuchtung", das darüberliegende Dre auf den edlen "Achtfachen Pfad". Die darüberliegenden Elemente stehen für den Geist des Buddha: Die 13 Dharma-Ringe stellen die Qualitäten des Buddha dar, der Schirm sein großes Mitgefühl. Sonne und Mond versinnbildlichen die Polaritäten. Auf der Spitze erscheint der sogenannte Bindhu, er steht für die Vereinigung der Polaritäten und weist auf die Befreiung als Resultat der Vereinigung dieser Gegensätze hin.
Ernährung
Gerste, die auf dem kargen Boden in Tibet am besten gedeihen kann, entwickelte sich zum Grundnahrungsmittel im Himalaja. Die Hauptmahlzeit in Tibet ist Tsampa, ein wohlriechendes, eßfertiges, geröstetes Gerstenmehl, das mit Buttertee zu Teig angerührt und so gegessen wird. Auch Bier oder Milch kann man zum Anrühren verwenden, denn Tsampa kann man süß oder salzig genießen. Die Tibeter sind sehr erfinderisch in der Zubereitung ihrer Speisen.
Jedem Reisenden, der die eingetretenen Touristenpfade verläßt, begegnet auf Schritt und Tritt der Buttertee. Er ist das Nationalgetränk Tibets und wird täglich bis zu sechzig mal getrunken. Der für den europäischen Gaumen fremdartiger Tee gibt den Tibetern die für die Höhenlage unentbehrlichen Mineralien Dem europäischen Geschmack vertrauter ist das tibetische Bier, Chang, das ebenfalls aus Gerste gebraut wird. Es enthält meist nur wenig Alkohol und erinnert eher an Most.
Neben diesen beiden Hauptnahrungsmitteln gibt es noch Reis, Buchweizen, Hirse, Mais, Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln, Bohnen und Rettiche. Fleisch ist eine Rarität. Denn durch die streng gläubige Bevölkerung wird in Tibet nie ein Tier getötet. Fleisch kommt nur dann am Tisch, wenn Bären oder Panther ein Tier anfielen und von ihrer Beute etwas übrig ließen.
Rezepte zum Nachkochen
Der Buttertee
Zutaten für 4 Personen
4 Tassen Wasser
¼ Tasse schwarze Teeblätter
½ Tasse Milch
3 TL Butter
Salz zum Abschmecken, gegebenenfalls Soda
Zubereitung
Die Teeblätter zusammen mit dem Wasser solange kochen, bis es eine dunkelbraune Färbung annimmt (etwa 5 bis 10 Minuten), abseihen und mit Milch, der Butter und dem Salz würzen.
Momo (mit Fleisch gefüllte Teigtaschen)
Zutaten für 4 Personen
250 g Mehl
½ Teelöffel Salz
2 Eier und etwas Wasser
Füllung
250 g Hackfleisch
Knoblauch und kleingeschnittene Zwiebeln
Ingwer, Pfeffer und Salz
Zubereitung
Mehl, Eier, Salz und Wasser zu einem festen Teig kneten und in einer Frischhaltefolie ruhen lassen. Währenddessen die Zutaten der Füllung mischen. Aus dem Teig etwa kirschgroße Bällchen formen, dünn ausrollen, mit Fleisch belegen und die Ränder zusammendrücken. 45 Minuten in wenig Wasser dünsten lassen. Heiß servieren.
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