Am 16. Oktober 1962 erfuhr der amerikanische Präsident John F. Kennedy durch Aufklärungsflüge
zweier amerikanischer U-2 Flugzeuge von einer sowjetischen Raketenstellung auf Kuba. Vorher gab es bereits Hinweise von kubanischen Flüchtlingen, daß neuerdings Lastwagen mit langen, röhrenförmigen Gegenständen die Insel befahren würden, außerdem erschien es verdächtig, daß seit neuestem so viele sowjetische Schiffe die Insel ansteuerten. Die Amerikaner heilten dies jedoch lediglich für die Einrichtung von von Verteidigungs- und Luftabwehrstellungen, dazu kam noch, daß sowjetische Diplomaten die Amerikaner bei allen Gelegenheiten über ihre Aktivitäten auf der Insel beruhigten. Wie streng diese Aktion geheimgehalten wurde, zeigt, daß die Sowjets bereits im Sommer mit den Arbeiten begonnen haben mußten, also vor zwei oder mehr Monaten. Der sowjetische Präsident Nikita S. Chruschtschow versprach sich von der Stationierung der Raketen auf Kuba einen strategischen Vorteil gegenüber den waffentechnisch überlegenen USA, denn diese Mittelstreckenrakenraketen hatten eine Reichweite!
von bis zu 3500 km und mehr, und konnten somit auch Städte wie New - York, Chicago und Detroit bedrohen, außerdem wollte er eine weitere Invasion Kubas, wie im Jahr zuvor in der Schweinebucht verhindern, dazu kam noch, daß zu diesem Zeitpunkt die Berlin Krise im gang war; hätten die USA also Kuba abgegriffen, wäre die erste Reaktion der Sowjets gewesen, im Gegenzug West-Berlin zu erobern.
Als Kennedy von der Stationierung der Raketen erfuhr, ließ er sofort seinen Krisenstab einberufen, dazu gehörten der Vizepräsident, der Außenminister, der Verteidigungsminister, der Chef des Generalstabs und dazu noch seine engsten Mitarbeiter und Vertrauten, weil er sich von ihnen den besten Rat versprach. Manche seiner Berater forderten einen sofortigen Luftangriff auf Kuba mit anschließender Invasion, die andere Hälfte empfahl im eine Seeblockade und nur, wenn daraufhin keine Reaktion erfolgen würde die Invasion Kubas. Man war sich jedoch einig, daß man nach diese Provokation von Seiten der Sowjets sofort handeln mußte, man erinnerte sich nur allzu gut an die Niederlage in der Schweinebucht im Jahr zuvor, und einen Rückzug wollte man diesmal nicht eingestehen müssen.
Am 20. Oktober entschied sich der Präsident jedoch gegen einen Luftangriff und für die Blockade, am folgenden Tag informierte man die Regierungen in Kanada, Großbritannien, Frankreich und Deutschland über die Vorfälle, doch erst am 22. Oktober richtete sich der Präsident in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung und forderte die Sowjets öffentlich auf, ihre Raketen zurückzuziehen. Am 24. Oktober um 10 Uhr mittags begann die Seeblockade: Ein Sperrgürtel 800 km vor der kubanischen Küste wurde errichtet und alle Schiffe wurden zur Unterbrechung ihrer Fahrt aufgefordert.
Daraus entstand der erste Höhepunkt der Krise: Zwei sowjetische Schiffe, die \"Gagarin\" und die \"Komiles\" waren kurz vor dem Sperrgürtel, zwischen ihnen tauchte ein U-Boot, dazu befanden sich noch 20 weitere sowjetische Schiffe nicht weit davon entfernt. Die Amerikaner waren entschlossen die Schiffe aufzuhalten, notfalls mit Gewalt, wenn sie nicht angehalten hätten. Dies hätte höchstwahrscheinlich einen Krieg zwischen den USA und der UdSSR zur Folge gehabt, wahrscheinlich auch mit dem Einsatz von Atomwaffen, es bestand also die Gefahr, daß der Kalte Krieg zu einem offenen Krieg auszubrechen drohte. Jedoch kurz vor der Konfrontation zur See kam eine Meldung des Marinenachrichtendienstes, daß alle sowjetischen Schiffe ihre Fahrt gestoppt hätten oder umgekehrt seien.
Allerdings war die Gefahr damit noch längst nicht beseitigt, denn es waren bereits alle Raketen und alle erforderlichen Mittel um sie abzuschießen auf Kuba vorhanden, und dagegen war jede Seeblockade nutzlos. Nach dem Willen des Generalstabschefs hätte es einen Luftangriff gegeben, jedoch stand Kennedy zu dieser Zeit mit Chruschtschow im Briefwechsel: im ersten Brief klagten die Sowjets die Amerikaner der \"offenen Priaterie\" an. Kurz darauf folgte ein viel versöhnlicherer zweiter Brief, indem er versprach alle Anlagen zu demontieren, wenn die USA versprächen, Kuba niemals anzugreifen. Dieser Brief war lediglich um die Amerikaner anfänglich zu beruhigen und von einem Angriff abzuhalten, denn am Tag danach, dem 27. Oktober folgte ein viel förmlicherer Brief, indem der Abzug der amerikanischen Mittelstreckenraketen aus der Türkei und das Versprechen Kuba niemals anzugreifen, gefordert wurde.
Kurz darauf folgte der zweite Höhepunkt der Krise, denn das FBI meldete, daß die sowjetische Botschaft in New-York die Vernichtung ihrer Geheimakten vorbereitete, und die passiert normalerweise nur am Vorabend zum Krieg, damit der Feind nicht an geheime Informationen gelangen kann, dazu kam noch, daß zu dieser Zeit ein amerikanisches U-2 Aufklärungsflugzeug über Kuba abgeschossen wurde. Der für diesen Fall vorgesehene Plan lautete Kuba aus der Luft anzugreifen und die Raketenstellungen zu vernichten. Jedoch nur Kennedy, der einen letzten Versuch mit den Sowjets zu verhandeln unternahm, ist es zu verdanken, daß es nicht zum Krieg kam. Er schrieb, daß man über Chruschtschows Vorschläge verhandeln könne. Dieser erklärte sich am 28. Oktober einverstanden. Die Krise war damit beendet.
Die Schweizer Botschaft auf Kuba und die Vereinten Nationen nahmen bei den Verhandlungen eine Vermittlerrolle ein. Formell wurde die Krise im Januar des Jahres 1963 durch einen gemeinsamen Brief der Sowjets und der Amerikaner an den Generalsekretär der UNO beendet. Die Amerikaner erklärten sich bereit Kuba niemals anzugreifen und versprachen die Raketenstellungen in der Türkei abzubauen, die Sowjets zogen im Gegenzug ihre Raketen aus Kuba ab und auch ihre Luftgeschwader. Die letzten sowjetischen Soldaten verließen Kuba jedoch erst 1993.
Später bemühten sich beide Politiker das Gesicht zu wahren und man stellte es dar, als seien beide Seiten als Gewinner aus dieser Krise herausgegangen, einen eindeutigen Sieger dieser Krise hatte es auch nicht gegeben, Chruschtschow war zwar mit seinem Ziel gescheitert, jedoch hatten auch die Amerikaner nachgeben müssen.
Heute ist man sich einig, daß die Sowjets niemals mit einer so heftigen Reaktion der Amerikaner gerechnet hätten, man glaubte im Gegenteil, die Amerikaner würden ihre Aktivitäten auf Verhandlungen beschränken und versuchen die Situation diplomatisch zu entschärfen, dies zeigt der zweite Brief Chruschtschows an Kennedy, in dem er versucht die Amerikaner zu beruhigen und sie von einem Angriff, der einen Krieg zur Folge hätte, abzuhalten.
Obwohl die Krise der Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Amerika und der Sowjetunion war, die die Menschheit an den Rande des 3. Weltkrieges, eines Atomkrieges, geführt hat, hatte sie auch positive Auswirkungen, denn die Menschen wurden sich zum ersten Mal der Gefahr bewußt, die durch das nukleare Wettrüsten und den Kalten Krieg entstehen konnte.
Als Reaktion auf diese Krise entwickelten die USA und die UdSSR einen Plan zum Krisenmanagement, der \"heiße Draht\", eine Direkte Telefonleitung von Moskau nach Washington, die im Krisenfall benutzt werden konnte, wurde eingerichtet, man verständigte sich auf eine Entspannungspolitik zwischen den Großmächten und außerdem auf eine Rüstungskontrolle, darüber hinaus gab es weitere Abkommen, so z.B. Das SALT-Abkommen, daß eine Begrenzung der Interkontinentaltaketen beider Länder vorsah, das AVA-Abkommen (Abk. zur Verhinderung eines Atomkrieges) und auch das SALT-II-Abkommen, daß eine Begrenzung der offensiven Trägerraketen auf 2250 festlegte, dieses wurde jedoch nicht von den USA unterschrieben. Ferner bemühten sich die beiden Atommächte fortan direkte Konfrontationen zu vermeiden. Auseinandersetzungen zwischen den USA und der UdSSR wurden von nun an in den sogenannten \"Stellvertreterkriegen\" in Vietnam und in Afghanistan ausgetragen.
Jedoch keiner der beiden Männer, die damals das Schicksal der Welt in ihren Händen hatten, blieb noch lange in seinem Amt: Kennedy wurde 13 Monate später in Dallas erschossen und ein Jahr später, im Oktober wurde Chruschtschow in Moskau gestürzt, u.a. wegen außenpolitischer Mißerfolge, wie z.B. die Kubakrise und die Berlinkrise.
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