Die Homosexuellen als Häftlingsgruppe mit dem rosafarbenen Winkel bildeten eine der kleineren Minoritäten (in Buchenwald weisen die Tabellen von Januar 1943 bis März 1945 zwischen 60 und 150 schwule Insassen aus) der Häftlingsgesellschaft. Anders als die Antifaschisten, Juden oder Ausländer, denen es manchmal gelang, aktive Häftlingsorganisationen zu bilden, konnten die Schwulen dem SS-Personal oder den im Lager dominierenden Häftlingsgruppen keinen hinhaltenden Widerstand entgegensetzen. Zusätzlich zu dieser quantitativen Unterlegenheit kam erschwerend hinzu, daß die Homosexuellen eine sehr heterogene Gruppe waren und deshalb nur schwer zu vereinen, denn die Mitglieder dieser Gruppe kamen aus allen gesellschaftlichen Schichten - vom Freiberufler und Künstler bis hin zu Strichjungen oder Arbeitern - ohne direktes, gruppen-immanente Gemeinsamkeiten, d.h. Homosexualität war als eine triebgesteuerte Neigung entgegen den politischen oder beruflichen Gemeinsamkeiten anderer Gruppen nicht gruppenbindend. Auch aus politischen Gründen wurden einige Männer durch den rosa Winkel stigmatisiert, obwohl sie keine Vergehen gegen den §175 begangen hatten. So waren die Schwulen genau das Gegenteil der engverbundenen Ausländer- oder Politgruppen, die an einigen Orten für geringe Lebensvorteile - Essen, Arbeitsbedingungen, Kapostellen etc. - kämpften und diese teilweise auch erhielten. Dazu Kogon im SS-Staat:
\"Die sehr verschiedenartige Zusammensetzung dieser Gruppe [also der Homosexuellen, d.A.], in der sich neben wertvollen Menschen eine Menge ausgesprochen krimineller und erpresserischer Elemente befand, machte ihre Lage sehr schwierig [...] Ihr Schicksal in den KL kann man nur als entsetzlich bezeichnen [...] Sie sind fast alle zugrundegegangen [...]\"
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