Industrialisierung
im weiteren Sinne die Expansion aller Bereiche, in denen moderne technische Verfahren, gekennzeichnet durch die Anwendung kontrollierter und gesteuerter Prozesse, zur Anwendung kommen. Im engeren Sinne die Durchsetzung der industriellen Produktionsform in Gebieten, in denen bis dahin das Kleingewerbe vorherrschend war. Der Industrialisierungsprozess begann im 18. Jahrhundert in England, setzte sich auf dem europäischen Kontinent fort (Belgien, Frankreich, Deutschland) und sprang auf Nordamerika über. Nach dem 1. Weltkrieg stiegen die USA zur führenden Industriemacht auf. Seit dem 2. Weltkrieg hat der Industrialisierungsprozess alle Erdteile erfasst. Industrielle Schwellenländer wie z. B. Brasilien, Korea, Taiwan bemühen sich, die Entwicklung der klassischen Industrieländer nachzuvollziehen, ebenso versuchen dies alle gegenwärtigen Entwicklungsländer.
Die Industrielle Revolution in Großbritannien
Die erste industrielle Revolution fand Ende des 18. Jahrhunderts in Großbritannien statt. Neue Maschinen erhöhten die Produktivität und ermöglichten den Übergang von der Manufaktur zur Fabrik (Spezialisierung der Arbeiter auf bestimmte Tätigkeiten und intensiver Einsatz von Sachkapital (Maschinen). In begünstigten Gebieten entstanden erste Industriezentren, bes. in Mittelengland, das über Eisenerz und Steinkohlevorkommen, Schafwolle und günstige Verkehrsverbindungen verfügte.
Die Kolonien nahmen die Textilien ab; auch der Sklavenhandel brachte Gewinne für die englischen Banken, die den weiteren Ausbau der Industrie und der Verkehrsverbindungen (Eisenbahn) finanzierten. Neben Bürgern war auch der Landadel wirtschaftlich tätig; das Parlament trat für Freihandel und freien Wettbewerb ein.
London war im 18. Jahrhundert das Zentrum des Welthandels. Die Unternehmen konzen-trierten sich in den Städten. Dorthin wanderte die ländliche Bevölkerung ab, die von der Landwirtschaft nicht mehr leben konnte (\"Bauernlegen\"). Sie bildete eine \"industrielle Reservearmee\" von Arbeitskräften, die auch durch das rasche Bevölkerungswachstum vergrößert wurde. Es entstanden große Klassenunterschiede zwischen den besitzlosen Arbeitern und den Besitzern der Fabriken und Maschinen. Mißstände wie Armut der Arbeiter, Kinderarbeit, zu niedrige Löhne, tägliche Arbeitszeiten bis zu 17 Stunden etc. führten zur Bildung von Gewerkschaften, die sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen einsetzten. Um 1840 machte Karl Marx die Kapitalisten, die Besitzer der Produktionsmittel (Sachkapital), für die schlimme Situation der Proletarier (Arbeiter) verantwortlich und forderte die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln.
Die Anfänge der industriellen Revolution fanden Ende des 18. Jahrhunderts in Großbritannien statt. Erfindungen, wie die der Dampfmaschine, neuer Web- und Spinnmaschinen sowie neuer Verfahren zur Eisen- und Stahlgewinnung, gestalteten die Güterproduktion vollkommen um. Sie wurde in große Fabriken verlegt. Dort wurden Textilien und andere Güter schneller und billiger hergestellt als früher, dank der Spezialisierung der Arbeiter auf bestimmte Tätigkeiten und des intensiven Einsatzes von Maschinen. Die (universell einsetzbare) Dampfmaschine wurde zum Antrieb für Arbeitsmaschinen aller Art, die Menschenkraft in großem Maßstab ersetzten. Das Entstehen einer Maschinenindustrie erforderte die vermehrte Erzeugung von Eisen, denn Eisen war ein Grundstoff für Maschinen und Fertigwaren und erlaubte auf breiter Front die Mechanisierung der Produktion. Die Erzeugung von Roheisen erhöhte sich in England von rund 20 000 Tonnen im Jahr 1740 auf zwei Millionen Tonnen um 1845. Der Export von industriell gefertigten Gütern florierte; London war im 18. Jahrhundert das Zentrum des Welthandels und ein Jahrhundert lang führend in der Herstellung von Maschinen und Fertigerzeugnissen. Die neu entstandenen Fabriken konzentrierten sich in den Städten (z. B. in Manchester), weil dank der Dampfmaschine die Güterproduktion von Wind und Wasser unabhängig geworden war. In die Städte wanderte die ländliche Bevölkerung ab, die von der Landwirtschaft nicht mehr leben konnte, weil immer mehr Gemeindeland in Privateigentum umgewandelt worden war .Sie bildete eine "industrielle Reservearmee", die auf Lohnarbeit angewiesen war, um überleben zu können. Dies wussten die Eigentümer von Fabriken zu nutzen, so dass Löhne und Arbeitsbedingungen Gesundheit und Existenz der Arbeiter bedrohten. In der Folge bildeten sich Gewerkschaften, um die Konkurrenz der Arbeiter auszuschalten und durch gemeinsame Aktionen die Lebensbedingungen zu verbessern.
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