Am 21.Oktober 1918, beschloss die "Provisorische Nationalversammlung für den Staat Deutsch-Österreich" einstimmig, einen selbstständigen, deutsch-österreichischen Staat zu bilden, der die Gebietsgewalt über den gesamten deutsch-sprachigen Raum der Monarchie beanspruchte. Zwar wurde erst am 12.November 1918 die Republik Österreich ausgerufen, doch war dieses Ereignis die eigentliche Geburtsstunde des neuen, kleinen Österreichs.
In den Beratungen der vorher erwähnten Provisorischen Nationalversammlung für den Staat Deutsch-Österreich, stand anfangs noch nicht die Überlegung des Anschluss an das
Deutsche-Reich im Vordergrund.
Als Form der Weiterentwicklung, schlugen die Sozialdemokraten den Eintritt zu einem "freien Völkerbund" mit den Nachfolgestaaten der Monarchie vor. Erst wenn sich dies nicht verwirklichen lassen würde, so sei Österreich (laut Victor Adler) dazu gezwungen:
"...sich als ein Sonderbundesstaat dem Deutschen Reiche anzugliedern"
Die Christlichsozialen sprachen sich für eine demokratisierte, jedoch zugleich monarchistische Regierungsform aus und zeigten Interesse, einen neuen Bundesstaat zusammen mit den Nachfolgestaaten zu bilden.
Außer die National-sozialisten forderten die Eingliederung Österreichs an das Deutsche-Reich und lehnten scharf die Vorschläge der Christlichsozialen ab.
Am 12.November 1918 wurde vor dem Wiener Parlament, das von Karl Renner ausgearbeitete Gesetz über die Staats und Regierungsform Deutsch Österreichs proklamiert.
Der Artikel 1 lautet: "Deutsch Österreich ist eine demokratische Republik."
Artikel 2 beginnt mit dem Satz: "Deutsch Österreich, ist ein Bestandteil der Deutschen Republik ."
Nur ein Mitglied des damaligen Staatrates und zwar Wilhelm Miklas
( späterer Bundespräsident unter Dollfuß und Schuschnigg) stimmte gegen den letzteren Paragraphen. Doch diese Stimme war nicht weiter von Bedeutung.
Die Verwirklichung des Entschlusses, Deutsch Österreich an das Deutsche Reich anzugliedern, scheiterten an den Anschlussverboten in den Friedensverträgen von St.Germain und Versailles. So blieb Österreich also auf sich selbst gestellt.
Die Donaumonarchie erstreckte sich vor Beginn des 1.Weltkrieges von den Grenzen Albaniens, bis nach Schlesien und von der Schweiz bis nach Rumänien.
Zum Schutz der rund 2000 Kilometer langen Küstenlinie an der Adria, verfügten die Seestreitkräfte Österreich-Ungarns 1914 über: 16 Schlachtschiffe, 3 Panzerkreuzer,
19 Zerstörer, 51 Torpedoboote, 6 U-Boote und 30 Kampfflugzeuge.
Über Jahrhunderte, hatte das Habsburger-Imperium eine gewaltige, von Wien aus regierte übernationale Wirtschafts- und Verteidigungsgemeinschaft entwickelt.
All das, lag jetzt in Trümmern.
Die Aufteilung der Monarchie in Nachfolgestaaten, bedeutete eine plötzliche Orientierungslosigkeit und Trennung von den gewohnten Zugang zu zahlreichen Rohstoffquellen. Deshalb, hielten die Parteien der jungen Republik,
dieses herausgerissene Österreich nicht mehr für lebensfähig. Österreich hatte als Kernvolk der Monarchie, mit ihrer übernationalen Reichsidee eine Antithese zum nationalistischen Denken gebildet. Nun fand sich Österreich plötzlich als kleines, deutsch-sprachiges und nicht überlebensfähige Land wieder.
Von feindsseligen Nachbarstaaten umgeben, als Kleinstaat isoliert und exponiert, die Abgrenzung von wichtigen Randgebieten, und noch weitere Umstände, schenkten der Mehrheit der Österreicher den Glauben, daß dieses Österreich lebensunfähig sei.
Aus dieser Haltung, ergab sich einer der schwerwiegendsten Fehler der ersten Republik:
Ihren Partein mangelte es am Willen zu einer dauerhaften Erhaltung dieses Staates !
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