In der Französischen Revolution wurde erstmals in Europa eine Gesellschaftsordnung angestrebt, in der jeder Mensch politisch frei und rechtlich gleich sein sollte. Alle Vorrechte der Geburt, des Standes, der Religion sollten abgeschafft werden. An die Stelle des absolutistisch, aus Gottes Gnaden regierenden Monarchen sollten die Verfassung, die Menschen- und Bürgerrechte treten.
Die Ursachen
Unter Ludwig XIV. war Frankreich die Vormacht Europas. Doch die vielen Kriege, die er führte und seine verschwenderische Hofhaltung schwächten die Wirtschaftskraft des Landes.
Ludwig XIV. hatte den Absolutismus gegen den Widerstand des Adels durchgesetzt und einen schwer verschuldeten Staat hinterlassen.
Unter seinen Nachfolgern, Ludwig XV. und Ludwig XVI., begann der wirtschaftliche Abstieg, da es ihnen an Tatkraft und Weitblick fehlte.
Die französischen Heere im Siebenjährigen Krieg besiegt und Frankreich verlor einen Großteil seiner Kolonien in Nordamerika und Indien.
Innenpolitisch blieb alles beim alten. Die Könige regierten weiterhin absolut und alle Reformen im Sinne des Aufgeklärten Absolutismus scheiterten am Widerstand der privilegierten Stände.
Der Großteil der französischen Bevölkerung waren Bauern und Bürger. Ca. 2% der Gesamtbevölkerung gehörten dem Adel und der Geistlichkeit an. Doch diese beiden Stände hatten weitgehende Vorrechte (Privilegien). Sie besaßen einen hohen Anteil an Grund und Boden und sie bezahlten keine direkten Steuern (Grundsteuer, Vermögenssteuer). Geistliche zahlten geringfügige freiwillige Abgaben. Hohe Staatsämter und Sitze in den obersten Gerichtshöfen waren den Adeligen vorbehalten. Erzbischöfe und Bischöfe waren ebenfalls alle Adelige.
Die Bauern und Bürger waren mit den gesellschaftlichen Zuständen unzufrieden. Viele der Bürger waren zwar wohlhabend, doch hatten sie keine politischen Rechte.
Sie forderten daher immer stürmischer die Teilnahme an der Regierung.
Besonders benachteiligt waren vor Ausbruch der Revolution die Bauern. Sie mussten an ihre Grundherren Abgaben leisten, der Kirche den Zehent abliefern und dem Staat hohe Steuern zahlen.
Zur Unzufriedenheit des 3.Standes kam auch noch eine wirtschaftliche Krise hinzu. Durch die hohen Ausgaben für das Heer und die Hofhaltung stieg die Staatsschuld ins Unermessliche. Missernten führten zu einer Lebensmittelknappheit, Preise stiegen, die Not wurde immer größer, die Unmut im Land nahm zu und der Ruf nach Reformen war nicht mehr zu überhören.
Der Adel forderte die Beibehaltung der alten Ordnung, die Garantie der Steuerfreiheit und die Erhaltung aller persönlichen Vorrechte.
Als der Unmut wuchs, berief Ludwig XVI. die Vertreter des Adels, der Geistlichkeit und des Bürgertums, die sogenannten Generalstände, zu einer Tagung nach Versailles ein.
Frankreich wird Republik
Am 5. Mai 1789 eröffnete der König die Versammlung der Generalstände. Da man sich nicht einigen konnte, ob nach Ständen oder nach Köpfen abgestimmt werden sollte, erklärte der Dritte Stand die Ständeversammlung zur Nationalversammlung. Sie wollte nicht mehr die Interessen der Stände, sondern die der Nation als ganzes wahrnehmen.
Der König war dagegen, dass sich Adel und Geistlichkeit den Vertretern des Bürgertums anschlossen, er wollte, dass nach Ständen getrennt abgestimmt wird, doch seinen Forderungen leistete niemand mehr Folge.
Das Missverständnis lag darin, dass der König lediglich eine Zustimmung zur Finanzreform erwartete, die Vertreter des Dritten Standes aber fest entschlossen waren, eine tiefgreifende Staatsreform in Angriff zu nehmen.
Die Abgeordneten leisteten im Ballspielhaus in Versailles den Schwur erst auseinander zu gehen, wenn sie dem Land eine Verfassung gegebenen hätten (Ballhausschwur).
Als die Gefahr bestand, dass der König die Nationalversammlung auflösen könnte, bewaffneten sich zahlreiche Pariser Bürger und stürmten am 14. Juli 1789 die Bastille, das Staatsgefängnis.
In Paris bildete sich eine Stadtregierung, die sich "Comune" (Gemeinderat) nannte. Sie wählte einen Bürgermeister und organisierte eine "Nationalgarde".
Ende Juli erfasste die Erregung das ganze Land. Die Bauern schlossen sich zusammen und stürmten Schlösser und Klöster. Sie verbrannten die Urkunden und verweigerten die Abgaben und Dienste.
In der Nacht vom 4. auf den 5. August 1789 (Opfernacht), beschloss die Nationalversammlung die Leibeigenschaft abzuschaffen und die ständischen Unterschiede aufzuheben. Die Dienstleistungen der Bauern sollten durch Geldleistungen ersetzt werden.
Die Finanzkrise des Staates versuchte man durch die Einziehung und den Verkauf der Kirchengüter zu beheben.
Wenige Wochen später am 26. August erfolgte die "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte".
Am 5.Oktober 1789 zogen Tausende Frauen, die über das neuerliche Ansteigen der Brotpreise erzürnt waren, nach Versailles und zwangen die königliche Familie und die Nationalversammlung nach Paris in die Tuilerien zu übersiedeln.
Im November 1789 wurde das gesamte Kirchengut zum Staatseigentum erklärt, da auch die Nationalversammlung mit den Staatsschulden zu kämpfen hatte.
Im September 1791 erhielt Frankreich eine Verfassung, die auf dem Grundsatz der Gewaltenteilung beruhte.
Die gesetzgebende Gewalt hatte die Nationalversammlung inne. Sie wurde von den Bürgern gewählt, die jährlich eine bestimmte Steuerleistung erbrachten (Zensuswahlrecht).
Die ausführende Gewalt lag beim König, der die Gesetze durchführte.
Die Richter sollten gewählt werden und waren unabsetzbar.
Frankreich war nun eine konstitutionelle Monarchie.
Ludwig XVI. wollte sich mit der Einschränkung seiner Macht nicht abfinden und versuchte zu fliehen, doch wurde er erkannt und nach Paris zurückgebracht.
Am 20. April 1792 erklärte Frankreich Österreich, das mit Preußen verbündet war, den Krieg. Das französische Heer erlitt einige Niederlagen.
Als sich die verbündeten Truppen Paris näherten, stürmte eine bewaffnete Volksmenge im August das königliche Schloss und nahm Ludwig XVI. und seine Gemahlin gefangen (Sturm auf die Tuilerien).
Der König wurde seines Amtes enthoben und am 21. September 1792 wurde die Monarchie abgeschafft.
Der Höhepunkt der Revolution
Mit dem Sturm auf die Tuilerien und der Absetzung des Königs begann eine neue Phase der Revolution. Die radikale Forderung nach Gleichheit wurde immer vordergründiger. Die Kleinbürger, Handwerker und Arbeiter wurden die Träger dieser Revolution.
Im Jänner 1793 wurde Ludwig XVI. wegen Hochverrats angeklagt, zum Tode verurteilt und mittels Guillotine öffentlich enthauptet. Seine Gemahlin, Marie Antoinette, erlitt einige Zeit später dasselbe Schicksal.
Nach der Hinrichtung des Königs traten auch England, Spanien, die Niederlande und das Deutsche Reich in die Koalition gegen Frankreich ein. Doch den republikanischen Heeren gelang es siegreich zu bleiben.
Die treibende Kraft hinter dem Todesurteil des Königs waren radikale Revolutionäre, die Jakobiner (versammelten sich im Kloster St. Jakob in Paris Name).
Im Gegensatz zu den Girondisten setzten sich die Jakobiner gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Veränderungen zum Ziel.
Die Jakobiner verlangten:
. gesellschaftliche Gleichheit . Umverteilung des Besitzes
. staatliche Lenkung der Wirtschaft . Abschaffung der Monarchie
. allgemeines Wahlrecht
Die Anhängerschaft der Jakobiner setzte sich vorwiegend aus Kleinbürgern, Taglöhnern und Fabriksarbeitern zusammen, während sich die Girondisten auf das wohlhabende Bürgertum (Kaufleute, Manufakturbesitzer) stützten.
Die Führer der Jakobiner waren der Rechtsanwalt Danton, der Arzt Marat und der Advokat Robespierre.
Die Jakobiner verdrängte die zunächst größere Partei der Girondisten, die zwar auch für die Abschaffung der Monarchie waren, aber Eigentum und persönliche Rechte nicht antasten wollten, aus dem Nationalkonvent, der neuen Volksvertretung.
Der Konvent bildete nach der Verhaftung der Girondisten Ausschüsse. Dem Wohlfahrtsausschuss stand Maximilien Robespierre vor.
Die Jakobiner verfolgten alle, die ihre Ansichten nicht teilten, Adelige, Priester, Anhänger des Königs und gemäßigte Republikaner.
Sie verbreiteten in ganz Frankreich Angst und Schrecken. Ihre Gegner wurden vor das Revolutionsgericht gestellt und massenweise hingerichtet.
Verdächtige Leute zu denunzieren galt als republikanische Tugend.
Die Angeklagten hatten nicht mehr das Recht, sich zu verteidigen. Zeugen und Verhöre wurden für überflüssig erklärt. Der Terror wurde immer mehr zum Regierungsprinzip.
Die Jakobiner führten die Allgemeine Wehrpflicht ein. Damals entstand auch die Marseillaise, das Sturmlied der Revolution.
Zwischen den jakobinischen Führern kam es nach dem Sieg über die äußeren Feinde zu erbitterten Machtkämpfen. Aus ihnen ging Robespierre als Sieger hervor. Er zwang zwischen Juni 1793 und Juli 1794 ganz F-Reich seinen Willen auf.
Unter Robespierre gab es vor Gericht keine Zeugen und keinen Verteidiger mehr.
Als zuletzt nicht einmal seine engsten Anhänger ihres Lebens sicher sein konnten, beschlossen sie einen Sturz.
Robespierre wurde während einer Sitzung der Volksversammlung am 28. Juli 1794 verhaftet und durch das Fallbeil hingerichtet.
Das Ende der Revolution
Nach der Hinrichtung Robespierres übernahm das wohlhabende Bürgertum wieder die Macht. Ein Direktorium von fünf Männern übernahm die Regierung, die aber sehr schwach war.
Ein Mann mit Führerqualitäten war gefragt, den man schließlich in Napoleon fand.
Er stürzte das Direktorium und trat als Erster Konsul an die Spitze des Staates.
Er vereinheitlichte die Verwaltung und ließ ein neues bürgerliches Gesetzbuch ausarbeiten (Code Napoleon). Um sich mit der Kirche auszusöhnen schloss er mit dem Papst einen Vertrag (Konkordat).
Im Mai 1804 wurde Frankreich zum Kaiserreich erklärt.
Die Ergebnisse der Revolution
Frankreich war nun ein einheitlicher Nationalstaat. Die Vorrechte der Geburt waren abgeschafft. Vor dem Gesetz waren alle Bürger gleich. Der Bauernstand war frei. Und es herrschte Allgemeine Wehrpflicht.
|