Die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Folgen des Dreißigjährigen Krieges für das Heilige Römische Reich waren verheerend. Das Elend ging aber nicht nur auf die unmittelbaren Kriegseinwirkungen zurück, sondern auch auf gewaltsame Kontributionen, Plünderungen umherschweifender Söldner und auf steuerliche Ausbeutung durch die kriegsführenden Staaten, unter denen ebenso die Untertanen Spaniens und Frankreichs litten, die den Krieg mitbezahlten. Ganze Landschaften wurden verwüstet, im Reich beliefen sich die Bevökerungsverluste auf rund 40% auf dem Land, und in den Städten auf ca. 33% auch wenn die Kriegsschauplätze wechselten und manche Gebiete den Feind niemals sahen. In den am härtesten betroffenen Gebieten (Pommern, Mecklenburg, nördliches Brandenburg, Schlesien, Mittel - und Südwestdeutschland) überlebten nur rund ein Drittel der Bevölkerung.
Dieser Bevökerungsrückgang wurde erst im 18. Jahrhundert wieder aufgefangen. Durch diesen ergaben sich deutliche soziale Umschichtungen mit weit reichenden Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur (weniger landwirtschaftliche Anbaufläche, geringerer Viehbestand, Rückgang von Handel und Gewerbe, Besitzumschichtungen). Der im und vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg feststellbare wirtschaftliche Niedergang des Reiches hatte sich bereits im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts abgezeichnet und wurde durch den Krieg nur verschärft der Rückgang des Gewerbes wie vor allem des Bergbaus war wahrscheinlich verknüpft mit der Verlagerung des ganzen okonomischen Schwerpunktes und des internationalen Handels, von dem insbesondere Süddeutschland profitiert hatte, vom Süden nach Norden. Der Wiederaufbau des Landes verlangte nach staatkichem Schutz und zentraler staatlicher Planung, wodurch die Entwicklungzum neuzeitlichen Territorialstaat absolutistischer Prägung beschleunigt wurde. Allerdings kamen auch hier Entwicklungen zu einem Abschluß, deren Beginn weit vor 1618 lag.
Trotz allerAuflösungserscheinungen behielt das Reich eine gewisse politische Bedeutung als Rechtsverband und lockerer Rahmen für die Vielfalt seiner staatlichen Gebilde und blieb ein wesentlicher Bestandteil des europäischen Staatensystems. Über den Kaiser blieb es aber im französisch - habsburgischen Gegensatz und Konflikt einbezogen. Durch die Beschränkung des Hauses Habsburg auf seine österreichischn, ungarischen und böhmischen Stammlande - sieht man vom Kaisertum ab - richtete es seine politischen Interessen auf Dauer nach Südosten. Neben dem überkonfessionelen Staatsraisondenken, das nun eine geschickte Diplomatie und Bündnispolitik verlangte, setzte sich auch die Idee eines Gleichgewichts der Mächte durch.
Der Dreißigjährige Krieg unterband viele kulturelle Entwicklungen, doch auch die sogenannte geistige Armut Deutschlands im 17. Jahrhundert war keine unmittelbare Folge des Krieges. Im Gegenteil, während gerade in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das intellektuelle Leben unter dem Druck reformatorisch - gegenreformatorischer Auseinandersetzungen zu verkümmern schien, erlebte das künstlerische, literarische und wissenschaftliche Deutschland eine beträchtliche Blüte (Schütz, Grimmelshausen, Gryphius, Böhme, Kepler) So stellte der Dreißigjährige Krieg jedenfalls keinen Bruch, weder in der kulturellen, ökonomischen noch politisch - staatlichen Entwicklung dar. Prozesse, deren Anfänge weit ins 16. Jahrhundert hineinreichten, erlebten maximal eine Verhärtung oder Beschleunigung, wie z.B. die Säkularisierung von Politik und Staat, das Unabhängigkeitsbestreben deutscher Territorien von der kaiserlichen Vormachtstellung und die hegemoniale Stellung Frankreichs auf Kosten Spaniens.
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