Da es vielen Seemännern ein zu großes Wagnis war, zwang man Strafgefangene mit auf die Reise zu gehen. Am Morgen des 3. August 1492 begann die berühmteste Entdeckungsreise der Weltgeschichte. Kolumbus Expeditionstruppe bestand aus drei Schiffen. Die Pinta und die Niña (eigentlich Santa Clara) waren kleine Karavellen, die je etwa 20-30 Mann Besatzung an Bord hatten. Ihre Kapitäne waren die Gebrüder Pinzön. Das dritte und größte Schiff (wenn auch nicht viel größer) war die Santa Maria, deren 40-köpfige Besatzung Kolumbus selbst kommandierte. Es war noch vor Sonnenaufgang, als Kolumbus Flotte den Hafen von Palos bei Tinto verließ. Sie fuhren zunächst in südlicher Richtung zu den Kanarischen Inseln, wo das Ruder der Pinta repariert werden musste.
Erst am 6. September konnten sie dann wirklich ins Unbekannte aufbrechen. Kolumbus Wahl der Route war genial. Indem er von den Kanarischen Inseln abfuhr, statt über die Azoren zu fahren, konnte er von den dort vorherrschenden Nordostwinden Gebrauch machen, die für seine Fahrt geradezu ideal waren. Trotz einiger Spannungen, die beinahe zu einer Meuterei geführt hätten, zwischen Besatzung und Kapitän verlief die Fahrt alles in allem recht ereignislos.
Am 11. Oktober häuften sich schließlich die Anzeichen, dass man in der Nähe von Land war. Uferpflanzen, ein Blütenzweig und ein Stück Holz trieben auf dem Wasser. Demjenigen, der als erster Land sichtete, winkte als Belohnung eine jährliche Rente von 10.000 Maravedis und so achteten alle äußerst gespannt auf den westlichen Horizont. Gegen 22.00 Uhr gab Kolumbus selbst einen falschen Alarm, der die Atmosphäre nur noch gespannter machte. Um 2.00 Uhr am Morgen des 12. Oktober schließlich sichtete der Seemann Rodrigo de Triana Land (obwohl Kolumbus später unfairer Weise die Belohnung für sich selbst beanspruchte) und der Schrei "Tierra! Tierra!" driftete von der Pinta zu den anderen beiden Schiffen. Dieses Mal war es kein falscher Alarm. Nach 36 Tagen des Segelns war Kolumbus Flotte endlich an ihrem Ziel angekommen. Zumindest war Kolumbus davon überzeugt.
Kolumbus betrat mit seiner Mannschaft die Karibikinsel Guahani der Westindischen Inseln, aber glaubte, in Indien angekommen zu sein, weshalb er die Eingeborenen, die ihn sofort umringten auch Indianer nannte. Eigentlich waren diese allerdings Aruaken, wie alle Eingeborenen die Kolumbus auf dieser Reise traf. Nach drei Tagen verließen die Spanier die Insel wieder.
Sie nahmen ein paar der Eingeborenen als Führer mit und erkundeten drei Monate lang die Bahamas. Während dieser Zeit entdeckte er unter anderem Kuba und Haiti (das er La Isla Espaniola oder Hispaniola nannte). Beide hielt er entweder für Zipangu (Japan) oder einen Teil des großen asiatischen Kontinents. Zwar fand er auf Haiti genug Gold und andere Dinge um die Expedition zu rechtfertigen, doch die Pinta war bereits Wochen vorher im Alleingang davon gesegelt, um eine Insel zu finden, von der die Indianer behaupteten, dort gäbe es jede Menge Gold.
Auszug aus dem Bordbuch:
12.Oktober:
Früh am Mittag steuern sie eine kleine Insel an, die wir heute Guanahani oder Waltings-Insel nennen (eine der Bahama-Inseln), und werfen dort Anker. Der Admiral betritt als erster den fremden Boden, gefolgt von den Kapitänen. Er nennt die Insel San Salvador. \"Alle dankten dem Admiral, warfen sich auf die Erde und küssten sie mit Freudentränen in den Augen. Die Eingeboren zeigten sich freundlich. Sie kamen zu unseren Schiffen geschwommen und brachten Speere, Baumwolle und Papageien, die sie gegen Dinge eintauschten, die wir ihnen geben konnten.\"
"Sie gehen nackend umher, so wie Gott sie erschaffen, Männer wie Frauen, von denen eine noch sehr jung war. Alle jene, die ich erblickte, waren jung an Jahren, denn ich sah niemand, der mehr als 30 Jahre alt war. Dabei sind sie alle sehr gut gewachsen, haben einen schön geformten gewinnende Gesichtszüge. Sie haben dichtes, struppiges Haar, das fast Pferdeschweifen gleicht, das über der Stirne kurz geschnitten ist bis auf einige Haarsträhnen, die sie nach hinten werfen und in voller Länge tragen, ohne sie jemals zu kürzen\", stellte er fest.
Auf Haiti entstand auch die erste europäische Siedlung in der Neuen Welt, seitdem die Wikinger 500 Jahre zuvor auf Neufundland gelandet waren. Am Abend des 24. Dezember lief die Santa Maria auf ein Korallenriff auf. Die ganze Nacht über versuchten die Seemänner zu retten, was sie konnten, während das Wasser in den Rumpf des Schiffes lief. Mit Hilfe der Eingeborenen aus dem nahegelegenen Dorf des Kaziken Guacanagarí wird das Schiff geräumt und abgewrackt. Aus den Planken der Santa Maria wurde dann an Land ein kleines Fort errichtet, das Kolumbus La Navidad taufte (übersetzt Weihnachten, in Erinnerung an Christus Geburt) 39 Männer mussten zurückbleiben unter der Führung von Diego de Arana (Kolumbus' Schiff konnte nicht alle Männer aufnehmen) mit genügend Proviant für ein Jahr. Bis zu Kolumbus' Rückkehr sollten sie vor allem nach Gold suchen.
Columbus ist jetzt in der unglücklichen Lage, nur noch über ein Schiff zu verfügen, da Martin Alonso Pinzön schon vor über einem Monat desertierte und mit der Pinta 6 Wochen auf eigene Faust auf Entdeckungsfahrt ging. Er wurde dafür später nicht bestraft.
Am 6. Januar tauchte dann auch die Pinta wieder auf und die beiden Schiffe machten sich auf den Heimweg. Dieser gestaltete sich, trotz günstiger Winde, eher schwierig. Mitte Februar gerieten die beiden Schiffe in einen fürchterlichen Sturm und wurden wieder getrennt. Dennoch schafften sie es schließlich beide, nach 224 Tagen zurück nach Palos. Martin Pinzön, der Kapitän der Pinta starb allerdings nur wenig später, noch bevor er beim König vorstellig werden konnte.
Der Empfang, den das Königspaar Kolumbus in Barcelona bereitete, übertraf selbst dessen kühnste Träume. Man begrüßte und erkannte ihn an als " Vizekönig der indischen Länder". Begeistert erzählte er ihnen von seinen Erlebnissen und Entdeckungen und führte ihnen die Aruaken und seine anderen Funde vor. Das Königspaar, das gespannt Kolumbus Erzählungen lauschte, war sofort bereit eine zweite größere Expedition zu finanzieren . König sicherte Kolumbus alle vertraglich zugesicherten Rechte und verlieh ihm den Titel "Don", den damals nur Adlige tragen durften.
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