1.1) Die Entstehung der Freikorps>
Begonnen hat alles mit der Rückkehr der Armee der Deutschen nach dem 1. Weltkrieg. Es bildeten sich kleine rechtsgerichtete Soldatengruppe, welche mit dem Namen Freikorps in die Geschichte eingingen. Diese wurden von hochrangigen Offizieren der Reichswehr unterstützt und mit Waffen versorgt. Jede Gruppe wurde im Allgemeinen nach dem kommandierenden Offizier benannt. In diesen Gruppen konnten sie jenes Gefühl der Kameradschaft und Hoffnung erleben, welches sie seit der Entlassung aus dem Heer und der darauffolgenden Arbeitslosigkeit vermißten. Überall in Deutschland entstanden Freikorpsverbände. Viele Verbände erreichten die Größe einer Brigade und waren schwer bewaffnet. Mehr als 200 Freikorpsverbände entstanden so in dieser Zeit, wobei sie an Stärke, Organisation und Ausrüstung rasch der Reichswehr gleich kamen. Dies führte dazu, daß die Freikorpsformationen allgemein als "Schwarze Reichswehr" bezeichnet wurden. Die Männer waren bedingungslos loyal gegenüber ihren Kommandanten. Sie trugen noch die alte Heeresuniform. Darauf hatten sie ihr Freikorpsabzeichen geheftet. Sehr häufig wurden Hakenkreuz- und Totenkopfabzeichen (traditionelles Abzeichen der Eliteeinheiten der Husaren in der Kaiserlichen Armee und der Flammenwerfersturm-truppen im 1. Weltkrieg) verwendet. Vielen Deutschen vermittelten diese Freikorps-verbände zumindest eine Art Ordnung in dem Chaos, das in Deutschland nach dem Kriegsende herrschte.
1.2) Die SS entsteht
Nach Scheitern des Bürgerbräuputsch, am 9. November 1923, wurde Hitler am nächsten Tag verhaftet und zu fünf Jahren Arrest wegen Verrats verurteilt. Tatsächlich verbrachte er nur einige Monate im Gefängnis, ehe er im Dezember 1924 freigelassen wurde.
Als Folge des mißglückten Putsches wurden sowohl die NSDAP als auch die SA verboten. Hitler ernannte Röhm zum neuen Führer der SA, und um das Verbot zu umgehen, versammelte Röhm deren Mitglieder in einer neuen Bewegung: dem Frontbann.
Die Zahl der Mitglieder nahm rasch zu und zum Zeitpunkt der Entlassung Hitlers aus dem Gefängnis betrug sie an die 30.000 Mann. Vor dem Putsch hatte die SA nur rund 2.000 Mitglieder gehabt. Ende April 1925 verließ Röhm die SA, nach Meinungsverschiedenheiten und der Enthebung seines Amtes durch Hitler.
Hitler war entschlossen eine eigene, persönliche Leibwache zu schaffen. Er betraute Julius Schreck mit der Aufgabe, einen Elitetrupp von loyalen Kameraden zu formen. Anfänglich wurden nur acht Mann ausgewählt. Sie waren alle Mitglieder des Stoßtrupp Adolf Hitler gewesen. Göring, der aus dem Exil zurückgekehrt war, schlug den Namen Schutzstaffel vor.
Pro Gau sollte die Schutzstaffel (SS) höchstens zehn Mann plus einem Offizier stark sein. Die einzige Ausnahme war die Hauptstadt Berlin, wo die SS-Einheit doppelt so stark sein sollte. Sie mußten über ein gutes Benehmen verfügen, zwischen 25 und 35 Jahre alt sein, keine kriminelle Vergangenheit aufweisen sowie von guter Gesundheit und kräftigem Körperbau sein. Was jedoch vor allem zählte, war ihre unbedingte Loyalität gegenüber der Person Adolf Hitler und nicht der Partei.
Hitler beauftragte den Hauptmann Franz Pfeffer von Salomon zum Obersten Führer des SA. Er ließ ihm dabei große Freiheiten die SA nach seinen Vorstellungen zu entwickeln. Als ein deutliches Zeichen seiner Anerkennung unterstellte Hitler die SS der Obersten SA-Führung.
Frustriert durch das rasche Wachstum der SA trat Berchtold, der im April 1926 die Führung der SS übernahm, 1927 zurück, da die SS nur max. 10 Prozent der Stärke der SA im jeweiligen Gebiet erreichen durfte. Außerdem war es der SS erst dann erlaubt, eigene Einheiten aufzustellen, nachdem die SA-Einheiten ihre volle Stärke erreicht hatten. Durch diese Regelung hatte die SA die Möglichkeit, das Wachstum der SS niedrig zu halten, indem sie deren Stärke beeinflußte. Auch die Moral der SS ließ nach, da die SA große Freude daran fand, höchst niedrige Aufgaben durch die SS verrichten zu lassen.
1929 wurde Heinrich Himmler zum Reichsführer-SS ernannt.
1.3) Die rassischen Richtlinien der SS
Himmler überzeugte Hitler, die rassisch reinen Richtlinien, nach denen er die SS aufbauen wollte, zu akzeptieren. Sein Interesse an mittelalterlichen Sagen des deutschen Rittertums führte bei Himmler zu einer romantisierenden Ansicht der Geschichte der germanischen Rassen. Himmler versuchte in seiner SS einen neuen Ritterorden zu schaffen, um seine Vision der germanischen Kultur in ganz Europa zu verbreiten. Nur reinrassiges deutsches Erbe wurde in seiner Elite-SS geduldet, die alte deutsche heidnische Riten und Sitten wiederaufleben ließ. Die SS verwendete auch für sich die alte Runenschrift, wobei die berühmteste Rune von allen die doppelte Sigrune am Kragenspiegel der SS-Männer war. Die Disziplin wurde gestärkt, dubiose Gestalte entfernt und ab Januar 1929 hatte jedes zukünftiges Mitglied einen Ahnennachweis bis in die dritte Generation vorzulegen. Es wurden auch Eheregeln eingeführt. So konnte gegenüber einer zukünftigen Braut eines SS-Mannes Einspruch erhoben werden, falls diese nicht ausreichend ihre arische Herkunft nachweisen konnte.
Himmlers Konzept einer Elite war neu und basierte auf rassischer Herkunft, Ansehen, besonnenem Verhalten, körperlicher Fitneß und vor allem Loyalität des Kandidaten. Zuvor konnte man in die als Elite der deutschen Gesellschaft angesehene Organisation durch Reichtum, Ausbildung und Familienbeziehungen gelangen.
Himmler nahm nur die besten Kandidaten auf. Ende 1929 hatte die SS 1.000 Mitglieder, ein Jahr später hatte sich die Zahl verdreifacht.
Ende 1930 machte Hitler die SS von der SA unabhängig. Zu diesem Zeitpunkt erhielt die SS auch ihren endgültigen Schliff bezüglich ihren Aussehens: schwarze Kappe mit Totenkopfabzeichen, schwarze Kniehose, schwarze Krawatte und schwarz geränderte Hakenkreuzarmbinde.
Die Organisation der SS wurde total umstrukturiert und das alte System der Zehn-Mann-Einheiten für jeden Gau fallen gelassen. Eine neue militärische Struktur, die der der SA glich, wurde eingeführt. Damit wollte man der SA zeigen, daß man jetzt gleichgestellt und nicht mehr untergeordnet war.
Zwischen 1931 und 1932 war die SS von 2.000 auf rund 30.000 Mitglieder angewachsen.
1.4) Mystik der SS
Himmler selbst glaubte fest an die "arische Herrenrasse", aber gleichzeitig wollte er sich auch ein Imperium schaffen. Er war also auch fest entschlossen, seine Regeln zu brechen, um mehr Macht und Einfluß zu gewinnen. Auch gönnte er sich die Erfüllung privater Wunschträume, wie die Restaurierung der Ruine Wewelsburg in der Nähe von Paderborn. Dort befand sich eine runde Tafel, die er nach dem Vorbild König Artus' machen hatte lassen, um mit seinen ausgewählten "Rittern" zusammensitzen zu können.
Loyalität, Disziplin und persönliche Ehre sowie die Bereitschaft, sein eigenes Leben zu opfern, wurden zu den Kernbegriffen der SS. Das Motto der SS, eingraviert in ihren Dolch, war ebenfalls Teil ihrer umfassenden Mystik. Dieses lautete "Meine Ehre heißt Treue" und stellte den Schlüssel zur Mentalität der SS dar. Ungewöhnlich dabei war, daß sich ihre Treue nur auf eine Person allein - Adolf Hitler - und nicht auf ein abstraktes Gebilde wie den Staat oder die Verfassung bezog. Dies zeigte sich auch im Eid, den die Waffen-SS nach der militärischen Grundausbildung abzulegen hatte. Die Anwärter erhielten dabei den SS-Dolch (den die Rekruten selbst zu bezahlen hatten), wobei die Ablegung des Eides üblicherweise am 20. April (dem Geburtstag Hitlers) erfolgte. Der Eid lautete wie folgt:
"Ich schwöre dir, Adolf Hitler,
Als Führer und Kanzler des Reiches
Treue und Tapferkeit.
Ich gelobe dir und den von dir bestimmten Vorgesetzten
Gehorsam bis in den Tod.
So wahr mit Gott helfe."
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