(*1955), eigentlich AbuMuhammad Usama binMuhammad BinLadin, aus Saudi-Arabien stammender islamistischer Terrorist und Geschäftsmann. Als mutmaßlicher Hauptverantwortlicher für die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington, die mit mehr als 3 000 Todesopfern das verheerendste terroristische Verbrechen aller Zeiten waren, ist Osama bin Laden gegenwärtig einer der meistbekämpften international operierenden Terroristenführer. Osama bin Laden wurde 1955 in Djidda bei Mekka (Saudi-Arabien) als 17. von 57 Kindern geboren. Teilweise wird als sein Geburtsjahr auch 1957 angegeben, das genaue Datum ist unbekannt.
Sein Vater Muhammad bin Laden stammte aus dem Jemen und hatte es als Bauunternehmer zu großem Reichtum gebracht, seine Mutter ist Palästinenserin. Osama bin Laden studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete in jungen Jahren im väterlichen Unternehmen. Als der Vater Ende der sechziger Jahre bei dem Absturz eines Hubschraubers ums Leben kam, hinterließ er dem Sohn Vermögenswerte von schätzungsweise 80 Millionen US-Dollar. Bin Ladens Vermögen, das er in den letzten Jahren durch Schmuggel von Rauschgift und anderen Waren vermehrte, ist ein wichtiger Faktor seiner Macht als Terroristenführer. Sein derzeitiges Vermögen wird auf etwa 300 Millionen US-Dollar geschätzt. Osama bin Ladens Hinwendung zum Islamismus begann Ende der siebziger Jahre.
In Pakistan wurde er Schüler des Islamisten Scheich Dr. Abdullah Azzam, eines Propagandisten des Jihadismus (siehe Jihad). Die von bin Laden vertretene Ideologie verbindet Islamismus und Jihadismus mit einem militanten Antiamerikanismus. Von Azzam übernahm bin Laden auch eine schwärmerische Verherrlichung des Martyriums im Jihad, eine Lehre, die er im Lauf der Jahre an zahlreiche Selbstmordattentäter weitergab. Nachdem die Sowjetunion 1979 Afghanistan besetzt hatte (siehe Afghanistan-Krieg), schlossen sich auch arabische Islamisten den afghanischen Mudschaheddin in der Hoffnung an, nach einem Sieg hier den ersten islamistischen Staat der Welt gründen zu können. Osama bin Laden reiste 1980 erstmals nach Lahore in Pakistan, um die Islamisten vor allem finanziell zu unterstützen.
Erst Mitte der achtziger Jahre ging er nach Afghanistan, um dort als Kämpfer und militärischer Anführer tätig zu werden. Hier gründete er 1986 ein militärisches Ausbildungslager für die arabischen Kämpfer, das er Masadda ("Löwenburg") nannte. Zwei Jahre später gründete er in Afghanistan die Organisation al Kaida ("die Basis"), die weltweit terroristische Anschläge ausführt. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan widmete sich bin Laden in Saudi-Arabien wieder unternehmerischen Aufgaben. Anlässlich des 2. Golfkrieges und der Stationierung amerikanischer Truppen in Saudi-Arabien artikulierte bin Laden in aller Deutlichkeit seinen militanten Antiamerikanismus.
Zusammen mit dem Büro von al Kaida ließ er sich im Sudan nieder. In den folgenden Jahren organisierte al Kaida weltweit mehrere Terroranschläge, die sich vor allem gegen US-Amerikaner richteten. Auch die Attentäter, die im Februar 1993 versuchten, das World Trade Center in New York in die Luft zu sprengen, standen in Verbindung zu al Kaida. Die Attacke schlug fehl und ging mit sechs Toten und mehr als tausend Verletzten vergleichsweise glimpflich aus - ein Erfolg hätte ungefähr 50 000 Opfer nach sich gezogen. 1994 wurde Osama bin Laden die saudi-arabische Staatsbürgerschaft aberkannt, und seine Familie schloss ihn aus. Auf Druck der Regierung verließ bin Laden 1996 den Sudan und ließ sich wieder in Afghanistan nieder.
Hier eroberten im folgenden Jahr die Taliban weite Teile des Landes, und bin Laden schloss sich dieser islamistischen Gruppierung an. 1998 gründete er die "Internationale Islamische Front für den heiligen Krieg gegen Juden und Kreuzzügler" (mit Letzterem sind US-Amerikaner gemeint - Soldaten wie Zivilisten). Nach den Bombenanschlägen am 7. August 1998 auf die Botschaften der USA in Nairobi und Daressalam wurde auf bin Laden als Hauptverantwortlichen ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt. Die USA beschossen am 20. August 1998 sein Lager in Afghanistan mit Raketen.
Dessen ungeachtet führte die US-Regierung bis in den Sommer 2001 geheime Verhandlungen mit den Taliban, bei denen das Interesse der USA an den Erdöllagerstätten in Mittelasien im Vordergrund stand. Nach den grauenvollen Terrorattacken vom 11. September 2001 in New York und Washington fiel auf Osama bin Laden der Verdacht, Hauptverantwortlicher und "Drahtzieher" auch für diese Selbstmordanschläge zu sein. Den Beweis für seine persönliche Verwicklung in dieses Verbrechen blieben die USA allerdings der Öffentlichkeit zunächst weitgehend schuldig. Bin Laden selbst bekannte sich weder zu der Tat, noch distanzierte er sich davon, gab aber zu verstehen, dass er sie gutheiße. Die USA verlangten daher von den afghanischen Taliban unter Androhung eines militärischen Angriffs mehrmals seine Auslieferung, was diese ablehnten.
Angeblich legten sie aber bin Laden nahe, das Land zu verlassen - vermutlich eine diplomatische Finte angesichts des Gastrechts, das in der afghanischen Gesellschaft traditionell unter allen Umständen unverletzlich ist. Am 7. Oktober begannen die USA, unterstützt durch Großbritannien, mit Luftangriffen auf militärische Stellungen der Taliban in Afghanistan und wenige Wochen später auch mit ersten Einsätzen von Bodentruppen. Osama bin Laden ließ unmittelbar nach Beginn der Angriffe ein offenbar schon zuvor aufgezeichnetes Video verbreiten, in dem er die muslimische Welt zum heiligen Krieg gegen "die Ungläubigen", repräsentiert in erster Linie durch Israel und die USA, aufrief. Nahezu alle muslimischen Staaten und Institutionen distanzierten sich von diesem Aufruf. Im Dezember strahlten die USA über den Sender CNN ein offensichtlich im November privat aufgenommenes Video aus, das Ende des Monats in einem Privathaus in Jalalabad gefunden worden war.
Es belegte die Verwicklung bin Ladens in die Planung des Anschlags und damit seine persönliche Verantwortlichkeit. Wegen der sehr schlechten Qualität des Bandes und seiner obskuren Herkunft blieben allerdings weiterhin viele Fragen offen und widersprüchliche Interpretationen möglich. In den folgenden Wochen konnten die Truppen der Nordallianz, unterstützt von den USA und ihren Verbündeten, Afghanistan nahezu vollständig erobern, die Herrschaft der Taliban stürzen und al Kaida empfindlich treffen. Osama bin Laden ist seitdem spurlos verschwunden.
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