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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die deutschlandfrage



Die Postionen der vier Besatzungsmächte zur Deutschlandfrage und die dahinter stehenden Interessen, die die jeweiligen deutschlandpolitischen Konzeptionen bestimmten, waren besonders während der Außenministerkonferenz in Paris vom 15. Juni bis 12. Juli 1946 deutlich geworden. Der französische Wunsch, das Ruhrgebiet wie auch das Rheinland aus dem Vierzonendeutschland herauszulösen, um es einem dem französischen Sicherheitsinteresse entsprechenden Sonderstatus außerhalb Restdeutschlands zu unterstellen, wurde endgültig abgelehnt. Daher verfolgte Frankreich jetzt das Ziel, das Saarland aus der eigenen Besatzungszone herauszulösen und es als quasi autonomes Gebiet wirtschaftlich eng an Frankreich anzubinden.

Die Sowjetunion aber widersetzte sich der Abtrennung einzelner Landesteile und wandte sich überhaupt gegen jede staatenbundartige oder bundesstaatliche Lösung für Deutschland. Stattdessen wollte sie einen deutschen Einheitsstaat. Darüber hinaus machte der sowjetische Außenminister Molotow die Anerkennung der sowjetischen Reparationsforderungen, die Beteiligung der Sowjetunion an einer Viermächtekontrolle des Ruhrgebiets und die Entwaffnung Deutschlands zur Vorbedingung für jede weitere Diskussion über die Deutschlandfrage.

Angesichts dieser starren Haltung sprach sich der amerikanische Außenminister Byrnes am 12. Juli 1946 nachdrücklich für einen Zusammenschluss der Westzonen aus, fand jedoch nur die Zustimmung der Briten. Am 2. Dezember 1946 wurde in New York die Errichtung der Bizone beschlossen, und am 1. Januar 1947 wurde sie vollzogen. Als Antwort auf die Ablehnung Frankreichs, seine Zone mit der britischen und der amerikanischen zu vereinen, schuf die britische Besatzungsmacht am 23. August 1946 das Land Nordrhein-Westfalen und beendete damit die Unklarheit über dieses Schlüsselgebiet Westdeutschlands.

In einer zentralen Rede vor dem Stuttgarter Länderrat am 6. September 1946 präzisierte Byrnes den neuen Standpunkt der USA in der Deutschlandpolitik: Er sprach sich für den Aufbau einer zentralen deutschen Verwaltung aus, bezeichnete die Oder-Neiße-Grenze als vorläufig und lehnte eine Abtrennung von Rhein- und Ruhrgebiet ab. In seiner Antwort bezeichnete Molotow für die Sowjetunion die Oder-Neiße-Grenze als "endgültig".

 
 

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