Dass die Griechen keineswegs nur Wunden behandelten, zeigt ein "uralter Pestbericht aus Athen". Man suchte damals noch nicht scharfsinnig nach Ursachen, welche man vielleicht hätte beseitigen können. Entscheidend war vielmehr der "große Zauber", welcher in einer "Entsühnung durch Opfer", durch Tieropfer- oder ursprünglich wohl durch Menschenopfer.
"Da gab auch Pythia (eine weissagende Frau) den Athenern, welche damals von der Pest befallen waren, das Orakel, die Stadt zu reinigen." Ein deshalb aus Kreat herbeigeholter Priester "nahm schwarze und weiße Schafe, führte sie zum Areopag (einem Hügel neben der Akropolis) und ließ sie laufen, wohin sie wollten." Dann befahl er seinen Helfern, "an jener Stelle, an die jedes Schaf sich hinwende, das Tier dem betreffenden Gotte zu opfern." Wieder endete der Bericht überstürzt mit den Worten: "und so habe die Seuche aufgehört."
"Andere aber meinten, die Ursache sei ein besonderer Frevel (eine Handlung, bei der man Heiliges od. Göttliches nicht mit dem nötigen Respekt behandelt) gewesen. Deshalb hätten zwei junge Männer sterben müssen, und dann sei erst das Übel verschwunden."
Man sieht, dass die Erinnerung an ältere Menschenopfer hier noch nachzittert. Denn einst war nur das Beste und Teuerste, das ein Mann besaß, nämlich der erstgeborene Sohn und Stammhalter, gut genug, um den göttliche Zorn der wütenden Dämonen durch Beschwörung und Zauberei zu besänftigen.
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