Wir schreiben das Jahr 1918. Die kaiserlich-königliche Monarchie Österreich-Ungarn hat soeben zusammen mit ihren Verbündeten den Ersten Weltkrieg verloren.
Von nun an wird es zwei Staaten geben: (Deutsch-)Österreich und Ungarn. Beide Staaten beanspruchen nun ein Gebiet mit rund 320.000 Einwohnern für sich. Es han¬delt sich um die vier Komitate Preßburg, Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg. Kurz: Deutsch-Westungarn.
Als im November 1918 die Republik Deutsch-Österreich ausgerufen wurde, verkün¬dete die Nationalversammlung der jungen Republik kurz darauf Folgendes:
"Die geschlossenen deutschen Siedlungsgebiete der Komitate Preßburg, Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg gehören geographisch, wirtschaftlich und national zu Deutschösterreich, stehen seit Jahrhunderten in innigster wirtschaftlicher und geisti¬ger Gemeinschaft mit Deutschösterreich und sind insbesondere der Stadt Wien zur Lebensmittelversorgung unentbehrlich. Darum muß bei den Friedensverhandlungen darauf bestanden werden, daß diesen deutschen Siedlungen das Selbstbestim¬mungsrecht zuerkannt wird."
Diese Erklärung der Nationalversammlung nahm der Sozialdemokrat Hans Suchard zum Anlaß, im Dezember 1918 in Nagymarton (Mattersburg) die "selbständige Republik Heinzenland" auszurufen. Diese Republik bestand so lange, daß sie als "Zweitagerepublik" in die Geschichte einging. Nach zwei Tagen nämlich wurden die Ungarn auf Suchard aufmerksam, nahmen ihn fest und verhängten über ihn das Todesurteil. Aus welchem Grund auch immer vollstreckten sie dieses aber nie.
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