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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die aufklärerischen literaturmethoden



Das Ende der höfischen Literatur, bedeutete auch wie schon erwähnt das Ende der höfischen Literatur. An deren Stelle trat eine neue Literatur, die die Werte der Aufklärung, wie Vernunft, Nützlichkeit und Menschlichkeit auf alle Gattungen der Literatur zu übertragen versuchte.

2.1 Gottsched

Der Ostpreuße Johann Christoph Gottsched war der erste, der die längst fällige Neuorientierung theoretisch und praktisch vollzog und war somit entscheident für die Entstehung der neuen deutschen Literatur wurde.
Gottsched war Professer in Leibzig, und setzte sich für eine Reform der Sprache, der Dichtkunst und des Theaters ein. Einer seiner Verdienste war der Kampf gegen den blumigen Schwulst der Sprache der späteren Barockzeit. Er verurteilte generell die Barockdichtung vom aufklärischen Standpunkt und forderte eine Literatur, die sich in den Dienst der Aufklärung stellen, die aufklärerischen Ideen auf gemeinschaftliche und angenehme Weise vermitteln, die Nutzen und Vergnügen verbinden und breite bürgerliche Bevölkerungsschichten erreichen sollte. Sie sollte die Vollkommenheit und vernünftige Ordnung der Welt widerspiegeln. Sie muß belehrend und erzieherisch wirken und darf nicht über die Beschreibung der wahrnehmbaren Natur hinausgehen. Darum verbannte Gottsched alles Übernatürliche, alles Wunderbare aus der Dichtung und gleichzeitig auch jedes leidenschaftliche Gefühl, weil die Leidenschaft jeden vernünftigen Gebrauch der Vernunft ausschließt.
Dieses Ziel versuchte er mit seinem "Versuch einer kritischen Dichtkunst" zu erreichen. Im Mittelpunkt stand dabei der aristotelische Grundsatz und die strikte Einhaltung seiner drei Einheiten, der Einheit des Ortes, der Zeit und der Handlung, im Drama. Shakespeares Dramatik war Gottsched wegen ihrer Unregelmäßigkeit und Wildheit ein Greuel. Die Regeln der Vernunft war für ihn gleichbedeutend mit den Regeln der Natur, deswegen war für ihn Regeltreue identisch mit Naturnachahmung. Er forderte aber keine realistische Wirklichkeitswiedergabe, sondern nur eine Ähnlichkeit des Erdichteten mit dem, was wirklich geschieht. Gottsched wollte auch den dichterischen Schaffensprozeß regeln, und verlangte, daß man sich zuerst einen lehrreichen und moralischen Satz auswählt dem die ganze Handlung zu Grunde liegt. Außerdem war Gottsched für eine Bestärkung der sogenannten Ständeklausel berühmt, wonach in der Tragödie, in Staatsromanen und Heldengedichten nur Fürsten und Adlige als Handelnde auftreten sollten, in der Komödie, in Schäfergedichten und Romanen nur Bürger und Landleuten Akteure sein durften.
Durch diese Forderungen veränderte sich auch die Stellung des Dichters. Er wurde zum Lehrmeister und Erzieher des Publikums und damit in seiner Bedeutung moralisch und intellektuell aufgewertet, verbunden mit einer gleichzeitigen Beschränkung des künstlerischen Spielraums.
Gottsched verfaßte Übersetzungen von französischen Stücke, die als Vorbilder, wie die französischen Klassiker, Corneille und Racine, die er als die wahren Erben der Antike, durch die strenge Einhaltung der Einheiten besonders lobte, dienen sollten. Er schrieb auch selbst ein regelgemäßes Theaterstück den "sterbenden Cato", als Muster und ließ nach seinen Ideen Dramen anfertigen. Er gab auch eine moralische Wochenzeitschrift heraus, "Die vernünftigen Tandlerinnen" (1725/26). Darin beschäftigte er sich mit der Unmündigkeit der Frauenzimmer. Diese geistige Unselbstständigkeit wollte er durch Bildung beseitigen. Er legte seine Ansichten den Frauen in den Mund, indem er weibliche Redakteuere erfand und zu ihnen sprechen ließ. Obwohl Gottsched als Reformer begann und die Dichtkunst erneuerte, die Sprache säuberte und das Theater reformierte, hatten er das Problem, daß er sein Werk überlebte. die Zeit ging über seine engen Reglementierungen hinweg, ohne daß er sich weiterentwickelten konnte. Deswegen wurden viele seiner Forderungen nur wenige Jahre später vehement kritisiert.
Es entstand ein Literaturkrieg mit Lessing und den beiden Züricher Gelehrten Bodmer und Breitinger, die die Auffassung vertraten das Genie dürfe man nicht mit Regeln fesseln dürfe. Grundelement der Poesie sei die freie Phantasie und die Darstellung des Wunderbaren.


2.2 Lessing

Gottscheds mechanistische Ansicht vom Schaffensprozeß des Dichters und die mechanische Vorstellung von wirklichkeitsgeteuer Nachahmung der Natur, das starre Festhalten an den drei Einheiten und der Ständeklausel erwiesen sich als hinderlich und einengend für die Entwicklung einer neune bürgerlichen Literatur und wurde auch wie schon erwähnt von den Zeitgenossen sehr früh kritisiert.
Der wichtigste Kritiker der Gottschedschen Literaturtheorie und -praxis war Gotthold Ephraim Lessing. In seinem "Briefwechsel mit Mendelssohn und Nicolai über das Trauerspiel" distanzierte er sich von den drei Einheiten, der Ständeklausel, dem Nachahmungsprinzip und der moralischen Funktionalisierung der Dichtung bei Gottsched, ohne dabei den aufklärerischen Standpunkt zu verlieren. Gottsched vertrat einen frühbürgerlichen Standpunkt, der noch nicht ganz frei von der feudalen Literaturtheorie war, während Lessing einen bürgerlich fortgeschrittenen Standpunkt einnahm, wo der Feudalismus endgültig überwunden wurde. Im dienten dabei im literarischen Bereich das französische bürgerliche Lustspiel und die englische bürgerliche Tragödie als Vorbilder. Er bewunderte besonders das Naturtalent Shakespeares und seine Treffsicherheit in der psychologischen Charakterzeichnung. In ihnen fand er die Aufhebung der feudalen Ständeklausel, die das bürgerliche Selbstbewußtsein beleidigte. Der Bürger war tragödienfähig geworden. Lessinge überwand die feudale Ständeklausel, indem er den Menschen unabhängig von seiner Ständegebundenheit zum Handelnden machte. "Die Namen von Fürsten und Helden können einem Stück Pomp und Majestät geben; aber zur Rührung tragen sie nichts bei. Das Unglück derjeniger, deren Umstände den unsrigen am nächsten kommen, muß natürlicherweise am tiefsten in unsre Seele dringen; und wenn wir mit Königen Mitleiden haben, so haben wir es mit ihnen als mit Menschen und nicht als mit Könige".
Diese Berufung Lessings auf das Menschliche hing mit seinem Bemühen um einen neue Funktionsbestimmung der Literatur zusammen. Nicht moralische Belehrung (Gottsched), sondern eine sittliche Läuterung wollte er erreichen. Für Lessing war das Ziel der Tragödie Furcht und Mitleid beim Zuschauer zu erregen, dadurch sollte die Tragödie zur Reinigung der Leidenschaften (Katharsis) führen. Der Zuschauer sollte sich mit dem Helden identifizieren, und mit ihm Mitleid empfinden und Angst bekommen, daß vielleicht das dargestellte Unglück auch ihn treffen könne. Dieses Ziel konnte nur erreicht werden, wenn die dargestellte Figur, eine realistische Figur war, die weder gut noch böse war. (Wider ein Widerspruch zu Gottsched.) So wird er zum Begründer des deutschen bürgerlichen Trauerspiels.
Lessing führte auch den Begriff der poetischen Nachahmung ein. Der Dichter soll die Dinge nicht naturalistisch darstellen, sondern er soll alles Unwichtige, Zufällige und Nebensächliche weglassen und nur das Wesentliche und Typische darstellen. "Auf dem Theater sollen wir nicht lernen, was dieser oder jener Mensch getan hat, sondern was jeder Mensch von einem gewissen Charakter unter gewissen Umständen getan hätte." Diese Funktionsbestimmung der Literatur eröffnete neue künsterlische Möglichkeiten. Das Prinzip der poetischen Nachahmung machte erst eine künstlerische Gestaltung im modernen Sinn überhaupt möglich. Der Dichter wurde gleichzeitig aufgewertet und als Künstler definiert.
Ebenfalls bedeutsam sind seine Leistungen als Theoretiker, besonders mit seiner Schrift "Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie (1766)", und als Kritiker. Seine kritischen Schriften "Briefe, die neueste Literatur betreffend (1759), die er mit seinen Freunden Nicolai und Mendelssohn herausgab, und in denen er scharf gegen das von Gottsched bevorzugte französische Theater vorgeht, und die Wichigkeit des englischen Theaters für die deutsche Dramatik herausstreicht, und die "Hamburgische Dramaturgie (1767-69)", waren noch Jahrzehnte später ein Muster der Kritik. Mit Lessings literaturkritischen Arbeiten setzte eine neue Ära der literarischen Auseinandersetzung in Deutschland und ein Aufschwung des literarischen Lebens insgesamt ein.
Lessing gab auch 1764 philosophisch-religiöse Schriften eines Freundes heraus, dessen Namen er nicht verriet. Strenggläubige Katholiken, besonders der Hamburger Hauptpastor Goeze, sahen darin einen Angriff auf den Offenbarungsglauben und die Bibel. Es kam zu Streit, den der Braunschweiger Herzog dadurch beenden wollte, daß er Lessings Schriften der Zensur unterwarf. Lessing wich aber in die Dichtung aus, und schrieb sein Drama "Nathan der Weise". Wo er anhand einer Ringparabel, die den Kern des Dramas bildet, die aufklärerische Vorstellung von der Toleranz in der Religion darstellt.
Viele Gedanken Lessings waren zukunftsweisend, der dem Dichter nun zur Verfügung stehende schöpferische Spielraum, war für die nachwachsende Autorengeneration wichtig, vor allem für die Stürmer und Dränger.

 
 

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