Die englische Bevölkerung dürfte sich im 18. Jahrhundert knapp verdoppelt, die Agrarproduktion im gleichen Zeitraum jedoch verdreifacht haben. Dank einer Agrarrevolution konnte die Landwirtschaft ausreichend Nahrung für die anwachsende Bevölkerung erzeugen. Die Agrarrevolution bestand in der Verbesserung der Anbautechniken und in der Ausweitung der Anbauflächen. Diese Entwicklungen wurden von Veränderungen in der agrarischen Besitzstruktur begleitet.
. Die Verbesserung der Anbautechniken: Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde in England nach niederländischem Vorbild anstelle der Dreifelderwirtschaft die Fruchtwechselwirtschaft eingeführt. So konnte man die Bodenproduktivität steigern. Die Hektarerträge konnten weiter durch Bodenmeliorationen, z.B. durch Be- und Entwässerung, erhöht werden.
. Die Ausweitung der Anbauflächen. 1760 wurden die seit langem üblichen "Einhegungen" vorangetrieben, d.h. die Überführung von Gemeindebesitz an Wald und Weiden und Ödland in Privateigentum und dessen Umgestaltung in Ackerflächen oder Weideland. Im 16. Jahrhundert war das eingehegte Land vor allem in Schafheiden verwandelt worden, weil das Textilgewerbe einen großen Bedarf an Wolle hatte. Im 18. Jahrhundert wurden die Ackerflächen ausgedehnt, da das Bevölkerungswachstum eine steigende Nachfrage nach Agrarprodukten auslöste, die Preiserhöhungen und gute Gewinne zur Folge hatte. Zwischen 1761 und 1816 wurden daher über 1,5 Millionen Morgen Land privatisiert.
. Die Veränderung in der agrarischen Besitzstruktur. Es vollzog sich ein Konzentrationsprozess, der zu größeren, leistungsfähigeren Betrieben führte. Viele Kleinbauern sahen sich zum Verkauf ihres Bodens gezwungen, da die "Einhegungen" ihnen die Möglichkeit genommen hatten, den geringen Ertrag aus eigenem Grund und Boden durch Nutzung öffentlicher Rechte aufzubessern (z.B. Weiderechte auf Gemeindeland).
Viele der wohlhabenden Großgrundbesitzer investierten einen Teil ihrer Überschüsse: Sie leiteten Maßnahmen der Bodenmelioration ein; sie legten ganzjährig benutzbare Verkehrswege an, um zwischen Land und städtischen Märkten eine ständige Verbindung aufrechtzuerhalten; sie förderten die Entwicklung arbeitssparender Agrartechniken, denn noch benötigte die jetzt intensiver betriebene Landwirtschaft zusätzliche Arbeitskräfte. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die absolute Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten.
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