Natürlich könnte man an dieser Stelle fragen, was der Vietnamkrieg mit dem Kalten Krieg zu tun hat, aber immerhin war der gesamte Indochinakonflikt und vor allem die amerikanische Phase ein Kampf von Kapitalismus gegen Kommunismus. Dabei beschränkte sich der Konflikt nicht nur auf Vietnam, sondern es bestand immer die Gefahr, daß sich die Sowjetunion und China in den Konflikt einmischen könnten und somit aus dem Kalten Krieg ein Heißer Krieg geworden wäre. Diesem Risiko waren sich die Amerikaner durchaus bewußt, so vermerkte der US - Kriegsminister McNamara 1966: "Das größte Risiko bei einer Intensivierung der Luftangriffe und einer Verminung der Häfen ist die eventuelle Reaktion der Sowjetunion und Chinas." Dabei waren sich die Sowjetunion und China nicht einmal einig, wie man sich im Vietnamkonflikt verhalten solle. Das wurde natürlich von Amerika ausgenutzt und es wurden die beiden Regierungen gegeneinander ausgespielt. Diese Versuche hatten schließlich auch Erfolg und China vertrat ab Mitte der 60er die Meinung, daß die Menschheit zwei Hauptfeinde habe, den US - Imperialismus und den Sozialimperialismus, die UdSSR. Dieser "Bruderzwist" blieb natürlich nicht ohne Folgen für die Vietnamesen, so mußten die Hilfslieferungen von der UdSSR für Nordvietnam über den weitaus umständlicheren Seeweg geliefert werden, anstatt über chinesisches Territorium. Auch fehlten somit modernere Waffen, die der Warschauer Pakt hätte liefern können. Da nutzte es auch nichts, das die nordvietnamesische Regierung beide Parteien mehrmals aufgerufen hatte, ihre Streitigkeiten einzustellen. Doch obwohl der Konflikt in Vietnam das Interesse Chinas hätte voll auf sich ziehen müssen, wurde eben dieser Krieg in China immer mehr vernachlässigt. So beschrieb ein Korrespondent des Nouvel Observateur 1975 die Situation in China, nachdem die Nordvietnamesen den Süden besiegt hatten:
"1965, als die ersten US - Marineinfanteristen in Da Nang an Land gingen, habe ich in Peking eine dieser Marathon - Demonstrationen miterlebt, die die Solidarität der Chinesen gegenüber den Vietnamesen bekunden sollte - die Demonstration dauerte drei Tage. Selbstverständlich sprechen die Zeitungen heute vom Ereignis. [...] Seltsamerweise stellen in den letzten Wochen in der chinesischen Presse die Berichte über die Siege der Roten Khmer in Kambodscha bei weitem diejenigen über die Siege der Vietnamesen in den Schatten ...
Alles läuft so, als ob die alte Parole für den Sieg der vietnamesischen Revolution ersetzt worden wäre durch die Parole >Kambodscha wird siegen |