Am 14. März erließ der Sowjet den berühmten Befehl Nr. 1. Dieser Befehl wies die Soldaten und Matrosen an, sich in allen politischen Angelegenheiten dem Sowjet und seinen Ausschüssen unterzuordnen, nur die Befehle zu befolgen, die den Weisungen des Sowjets nicht widersprachen, und Ausschüsse zu wählen, die die ausschließliche Verfügungsgewalt über die Waffen hatten. Vorerst waren die Bolschewiki im Petrograder Sowjet aber noch eine unbedeutende Minderheit; die Mehrheit hatten die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre. Im Gegensatz zu den Bolschewiki definierten die Menschewiki die Februarrevolution als bürgerliche Revolution, in deren Folge sich die kapitalistische Gesellschaft und ihre demokratische Verfassung erst voll entwickeln mussten, bevor, laut Karl Marx, die wesentliche Voraussetzung für eine sozialistische Revolution gegeben war. Vor allem aber waren Menschewiki und Sozialrevolutionäre auch für die Fortsetzung des Krieges, damit sich Russland nicht etwa einem Diktatfrieden unterwerfen musste. Unter Führung der gemäßigten menschewistisch-sozialrevolutionären Mehrheit erklärte sich der Petrograder Sowjet dann auch zur Zusammenarbeit mit der Provisorischen Regierung bereit, was von den Bolschewiki als Verrat an der Revolution strikt abgelehnt wurde.
Die Bolschewiki sahen aber das kapitalistische System in Russland soweit fortgeschritten, dass die Periode der bürgerlichen Demokratie übersprungen werden und der Sozialismus gleich aufgebaut werden konnte.
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