Der bereits erwähnte Josephinismus erreichte noch während seiner Regierungszeit seinen Höhepunkt.
Selbst Papst Pius VI stattete dem Kaiser einen einmonatigen Besuch ab, um ihn von seinen Kirchenreformen abzubringen. Der Kaiser war darüber weniger erfreut.
Am 22. März 1782 empfing er den Heiligen Vater auf freiem Feld bei Neunkirchen, um einen feierlichen Empfang in der Residenzstadt vermeiden zu können.
Der Papst fühlte sich von seiten Josephs sehr bedrängt, da dessen Reformen tief in den Bereich der Kirche und ihrer bisherigen Rechte eingriffen. Über zehn folgende Punkte insgesamt wurde verhandelt, von denen ich aber nur die wichtigsten anführen möchte
. die Aufhebung der Klöster
. das Recht der Einsicht in kirchliche Erlässe und deren Genehmigung (=Placetum regium)
. das Toleranzpatent
. die vermehrte Jurisdiktion/ Rechtsprechung der Bischöfe
. der bischöfliche Eid, dessen Inhalt mit den kaiserlichen Hoheitsrechten im Widerspruch stand
. die Auflösung der Gelübde der Klostergeistlichen in den aufgehobenen Anstalten
. die Befreiung von einer Verpflichtung im engen Zusammenhang mit Ehe, die einen religiösen und überwiegend zivilen Charakter aufweisen sollte
Durch die verschiedenen Zusammenkünfte, die Papst und Kaiser in Wien hatten, führten zu keiner Lösung des Konflikts, da Joseph auf seinem Standpunkt (des Naturrechts) beharrte, während der Papst ausschließlich die kirchlichen Gesetze gelten lassen wollte.
Am 22. April verließ der Papst Wien verbittert. Zuvor hatte er noch einige Dankes - und Lobreden - die bestimmt nicht so gemeint waren wie sie sich anhörten - an Joseph gehalten. Das Papsttum hatte eindeutig eine Niederlage erlitten.
Der Gegenbesuch Josephs im Dezember 1783 brachte ihm ein Konkordat ein, in dem es um die Rechte des Kaisers in der Lombardei (sein Bruder und späterer Nachfolger Leopold II verwaltete diese Region und führte auch Reformen durch) ging.
Der Kaiser und Großteil seiner Ratgeber waren Vertreter des Febronianismus. Er versuchte den Gedanken dieser Bewegung Geltung zu verschaffen, ohne aber eine deutsche Nationalkirche begründen zu wollen.
Febronianismus: ist ein Lehrsystem der Kirchenverfassung, des Reichs- und Staatskirchenrechts, durch das der Kurieneinfluss mit Hilfe des Staats zugunsten einer Nationalkirche zurückgedrängt werden sollte. Der Zusammenschluss deutscher Katholiken, später aller christlichen Bekenntnisse in einer deutschen Reichskirche, die autonom von Rom sein sollte.
Den Höhepunkt erreichte diese Bewegung 1786 mit der "Emser Punktation", einem Programm der kirchenpolitischen Umwälzung, die von Rom Selbständigkeit der Bischöfe verlangte.
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