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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der konflikt zwischen kirche und wissenschaft



Das ptolemäische Weltbild erwies sich für die christliche Kirche als akzeptabel, wie es für die Religionen der Antike gewesen war. Nach der angeblichen Kreuzigung Jesu hatte es rasch alle anderen Glaubenssysteme verdrängt. In seiner Heiligen Schrift verkündete es die Erschaffung der Welt durch Gott mit allen Lebewesen, und der Erde als Mittelpunkt.
Die Gelehrsamkeit verlagerte sich mehr und mehr in den Schoß der Kirche.
Lesen und Schreiben sollte der Beschäftigung mit der Bibel dienen, und nur die Kirche verfügte über die Mittel, die Menschen lesen zu lehren. So waren die Wissenschaftler zugleich Priester oder Mönche, die sich neben ihren wissenschaftlichen Studien auch um die Verbreitung der kirchlichen Lehre zu kümmern hatten.
Somit bildeten Wissenschaft und Religion eine "Einheit".

Somit ist es keine Überraschung, daß das ptolemäische Modell des Universums bis ins 15. Jahrhundert die Vorstellung der Menschen erfüllte.
Allerdings kamen dann eine Reihe theoretischer Spekulationen auf.
Der polnische Priester Nikolaus Kopernikus gelangte zu der Überzeugung, daß das von Ptolemäus vorgeschlagene Weltbild erhebliche vereinfacht werden könnte, wenn er die Sonne anstelle der Erde zum Mittelpunkt machte.
1543 veröffentlichte er, allerdings schon auf dem Sterbebett liegend, seine Überlegungen.
Erstaunlicherweise reagierte die Kirche ziemlich gelassen, sie schien Kopernikus nicht ernstzunehmen.
Sein Vorschlag vereinfachte zwar das ptolemäische Modell, aber es besaß den schwerwiegenden Nachteil, daß die beobachteten Bewegungen der Planeten, falls sie die Sonne tatsächlich umrundeten, nicht ganz den kreisförmigen Umlaufbahnen entsprachen, die Kopernikus vorschlug.

Allerdings weckte er das Interesse von Johannes Kepler, eines deutschen Astronomen.
Keplers Überlegungen waren, daß die Wissenschaftler, wenn die Umlaufbahnen der Planeten elliptisch und nicht kreisförmig wären, alle Mängel des kopernikanischen Modells lösen könnten. Um diese Theorie zu festigen brauchte er genauere Beobachtungsdaten.
Zu dieser Zeit tauchte in Prag der am dänischen Hof aus Arroganz entlassene Astronom Tycho Brahe auf. Vielleicht begann er zu fürchten, da er schon älter war und immer noch nicht herausgefunden hatte, welche Rückschlüsse seine sorgfältigen Beobachtungen über das Universum zuließen, er könne sterben, ohne sein Werk vollendet zu haben. Somit beschloß er, obwohl Brahe und Kepler offenbar wenig Sympathien füreinander empfanden, ihn zu seinem Assistenten zu berufen. Jeder von beiden versuchte insgeheim, die Theorie beweisen zu können, die ihm an Herzen lag.
Gemeinsam werteten sie Brahes Beobachtungen der Marsbewegungen aus, bis Kepler schließlich auf den Gedanken kam, die Umlaufbahnen könnten elliptisch sein. Beides - Brahes sorgfältige Beobachtungen und Keplers genialer theoretischer Verstand - war erforderlich, um die elliptische Gestalt der Umlaufbahnen zu entdecken.

Merkwürdigerweise zeigte sich die Kirche immer noch nicht sonderlich beeindruckt. Möglicherweise, weil der hochgeachtete Wissenschaftler Galilei nach wie vor lehrte, im Mittelpunkt des Universums befinde sich die Erde.
Ironischerweise brachten einige Beobachtungen, die Galilei mit seinem eigens konstruierten Fernrohr machte, den Konflikt zwischen Kirche und Wissenschaft zum Ausbruch:
Die Beobachtungen, die er damit machte, die Planetenbewegung, die Mond- und Venusphasen, überzeugten neben Kepler nun auch ihn vom kopernikanischen Modell des Universums.
Die Beweisführung zugunsten eines geozentrischen Weltbildes brach zusammen. Offenkundig sprachen weit mehr Anhaltspunkte für das kopernikanische Modell.
Diesmal blieb die Kirche bei weitem nicht so gelassen.
Dafür gab es vermutlich drei Gründe:

1. Galilei verbreitete seine Ansichten auf italienisch und nicht in der
Gelehrtensprache Latein, wodurch sie dem breiten Volk zugänglich wurden.

2. Er behauptete, daß jeder, der nicht erkenne, wie schlüssig die Beweise gegen
ein geozentrisches Universum seien, mit Dummheit geschlagen sei.
Dies lief auf Blasphemie gegenüber der Kirche hinaus.

3. Die Ausbreitung des Protestantismus bedrohte die katholische Kirche.


Es war an der Zeit, ihre Autorität zu behaupten und ihrem traditionellen Weltbild Geltung zu verschaffen. So erklärte sie im Jahre 1616, das kopernikanische System sei ein Irrtum im Glauben, und verlangte von Galilei, seiner Theorie abzuschwören.

Dieser tat, was von ihm verlangt wurde.
Als 1626 ein neuer Papst gewählt wurde, wurde ein Kompromiß geschlossen:
Galilei durfte in einer neuen Veröffentlichung beide Modelle des Universums darstellen, sich aber für keines entscheiden.
Außerdem verlangte der Papst das Eingeständnis, daß es nicht in der Macht der Menschen stehe, Einblick in die Abläufe des Universums zu gewinnen, da damit die Allmacht Gottes beeinträchtigt werde.
Jedoch geriet das neue Buch von Galilei zu einem noch eindeutigerem Plädoyer für die kopernikanische Lehre. Schließlich ließ ihn die Kirche am 22.6.1633 vor die Inquisition bringen und verurteilte ihn zu Hausarrest. Ein zweites Mal mußte er sich von der Lehre lossagen, aber es war zu spät. Legende wurde sein Ausspruch "Und sie (die Erde) bewegt sich doch". Obwohl sich Galilei dem Willen der Kirche fügte, war längst bekannt geworden, daß die Wissenschaft neue Erkenntnisse über das Universum gewonnen hatte, die von der kirchlichen Lehre nicht widerlegt werden konnten.

 
 

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