Juni/ Juli 1878 der Berliner Kongreß unter der Ägide Bismarcks nivelliert das Ergebnis des russisch-türkischen Krieges von 1877, das Friedensdiktat von San Stefano (3.3.1871) wird aufgehoben: Bosnien und die Herzogowina werden österreichischer Verwaltung unterstellt, Bulgarien aufgeteilt (fortan ein türkischer Teil und ein autonomer Teil) --> dies führt zur langfristigen Verstimmung der russischen Regierung, da sie unter dem Druck der panslawistischen Kräfte steht, und Rußland der Zugang zum Mittelmeer so wieder verwehrt worden ist; der status quo auf dem Balkan wird nur durch das britische Interesse an der balance of power aufrechterhalten
Herbst 1908 Österreich-Ungarn annektiert Bosnien und die Heregowina, die zuvor nur unter ihrer Verwaltung standen; Serbien, welches ein südslawisches Großreich anstrebt, und sein Protektor Rußland protestieren heftig, könne jedoch durch dt. Vermittlung zur Hinnahme der Annexion bewegt werden
1911 der Balkanbund (Serbien, Bulgarien, Montenegro und Griechenland) besiegt im 1. Balkankrieg die Türkei; der Streit um die Aufteilung der eroberten türkischen Gebiete führt zum ...
1913 ... 2. Balkankrieg, in dem Bulgarien einer Allianz aus den Resten des Balkanbundes und der Türkei unter der Führung Serbiens beinahe unterliegt
10.8.1913 Österreich-Ungarn setzt den Frieden von Bukarest durch, der die Niederlage Bulgariens verhindert und die Aufteilung der vormals türkischen Gebiete festlegt; Serbien als Führungsmacht einer großserbischen Bewegung erweist sich zunehmend als Widersacher der Habsburgermonarchie
28.6.1914
Beginn der Julikrise: für die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo macht Österreich-Ungarn die serbische Regierung mitverantwortlich
6.7.1914 als einzigem verbliebenem Bündnispartner sichert das Dt. Reich Österreich-Ungarn Bündnistreue bei seinem Vorgehen gegen Serbien zu ("Blankoscheck")
20.-23.7. 1914 der Besuch des franz. Präsidenten in Rußland endet mit der Bekräftigung des russisch-französischen Bündnisses
23.7. 1914 Österreich-Ungarn stellt Serbien ein auf 48 Stunden befristetes Ultimatum: gefordert wird u. a. die Bestrafung der Schuldigen unter österreichischer Beteiligung
24.7.1914 brit. Versuche, über das Reich Österreich zur Beilegung des Konfliktes zu bewegen, scheitern an der ablehnenden dt. Haltung
25.7.1914 Serbien akzeptiert zwar weitgehend die österr. Forderungen, ordnet aber, zur Wahrung seiner Souveränität gleichzeitig die Teilmobilmachung an
26.7.1914
auch Österreich-Ungarn ordnet die Teilmobilmachung an
28.7.1914 Kriegserklärung Österreichs an Serbien --> der Mechanismus der Bündnisverträge und die milit. Aufmarschpläne (Schliefenplan) werden ausgelöst
29.7.1914 Belgrad wird durch österreichische Truppen beschossen
30./31. 7. 1914 das österr. Vorgehen gegen Serbien löst die russische Generalmobilmachung aus, was wiederrum zur selben Reaktion Österreichs führt;
die dt. Regierung verkündet den "Zustand drohender Kriegsgefahr" und stellt kurzfristige Ultimaten an Rußland und Frankreich, die die Einstellung der Mobilmachung bzw. die Neutralität im Kriegsfall Rußland-Deutschland fordern (der Konflikt soll anscheinend auf dem Balkan lokalisiert werden);
das dt. Ultimatum an Rußland bleibt unbeantwortet, die brit. Regierung droht derweil mit Intervention falls Dt. Frankreich angreifen sollte
1.8.1914
dt. Kriegserklärung an Rußland
3.8.1914
dt. Kriegserklärung an Frankreich: der Schliefenplan soll in Kraft treten--> Einmarsch dt. Truppen in Belgien --> England als Schutzmacht Belgiens stellt ein Ultimatum an Dt. und fordert den sofortigen Rückzug
4.8.1914 mit den Stimmen der SPD bewilligt der Reichstag geschlossen die notwendigen Kriegskredite; das engl. Ultimatum läuft ab
6.-9.9.1914 die dt. Strategie des Schliefenplanes, die einen schnellen Sieg über Frankreich bei einem westlichem Flankenangriff vorsieht, scheitert mit der Schlacht an der Marne; die dt. Front wird bis zur Aisne zurückgenommen, der Stellungskrieg beginnt
November 1914 durch die brit. Seeblockade wird Dt. vom Welthandel abgeschnitten
August/September 1914 die russischen Angriffsarmeen können bei Tannenberg und an den Masurischen Seen abgewehrt werden
1915 Bulgarien und die Türkei treten auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein, Italien schließt sich den Ententemächten an
4.2.1915 dt. Erklärung des uneingeschränkten U-Bootkrieges
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