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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das unterworfene judäa



Als die Chaldäer Juda auflösten, lebten die Judäer in Ägypten, Babylon und unter der bäuerlichen Bevölkerung Palästinas.

Leben in Babylon
Die größte und bedeutendste Gemeinschaft war in Babylon. Hier gründeten die Verbannten gemeinsam mit 597 v. Chr. aus Judäa verschleppten Glaubensbrüdern und anderen, die sich während der Zerstörung Israels 721 v. Chr. hier niedergelassen hatten, eine blühende Kolonie. Unter der Führung des Priesters und Reformers Ezechiel bewahrte die Gemeinde ihre Identität, indem sie das politische Israel durch das religiöse ersetzte. Neu eingeführte Rituale und Liturgien regelten das Leben in der Fremde. Schriftsteller begannen, die israelitischen Traditionen zu sammeln und zu den späteren biblischen Büchern zusammenzustellen. Gebetsversammlungen nahmen den Platz des früheren Tempeldienstes ein. Ein anonymer Prophet, der im Alten Testament Deuterojesaja genannt wird, da seine Worte den zweiten Teil des Buches Jesaja bilden, bereitete die Gläubigen auf ein neues Leben in einem wiederaufgebauten Jerusalem vor.

Rückkehr nach Jerusalem
539 v. Chr. wurde Babylon von Cyrus dem Großen, dem Begründer des Persischen Reiches, erobert. Im darauffolgenden Jahr gab er ein Edikt heraus, das den Juden die Freiheit schenkte. 42 000 Mitglieder der babylonischen Gemeinde bereiteten ihre Rückkehr nach Palästina vor und machten sich, versehen mit Spenden der in Babylon verbleibenden Israeliten und Geschenken von Cyrus selbst, auf den Weg. Serubbabel, ein Fürst aus dem Hause David, führte den Zug nach Jerusalem. Noch immer waren die Spuren der chaldäischen Kriege deutlich zu sehen, und die Heimkehrer schienen angesichts der riesigen Aufgabe, die sie erwartete, der Verzweiflung nahe. Sie drohten in Apathie zu verfallen, doch gelang es den Propheten Haggai und Sacharja, ihnen vor Augen zu führen, daß ihre Arbeit belohnt werde. So machten sich die Juden an den Wiederaufbau und weihten 516 v. Chr. den zweiten Tempel ein. Dieses Datum gilt daher nach jüdischer Auffassung auch als eigentliches Ende des Babylonischen Exils, das insgesamt 70 Jahre, von 586 bis 516 v. Chr., dauerte.
Der jüdische Hohepriester übernahm die Regierung über die Provinz Juda oder Judäa, die von nun an den Status einer Theokratie innehatte. Die Konsolidierung des Landes ging nur langsam vonstatten. 445 v. Chr. betraute man daher Nehemia, einen jüdischen Günstling des persischen Königs Artaxerxes I. (Regierungszeit 465-425 v. Chr.), mit den Aufbauarbeiten. Unter seiner Leitung erblühte Jerusalem wieder zu einer bedeutenden Metropole. Zeitgleich entsandte der Überlieferung zufolge die babylonische Gemeinde, die von der mangelnden religiösen Begeisterung der Juden gehört hatte, den berühmten Schriftgelehrten Esra nach Judäa, um auch religiöse Reformen in Angriff zu nehmen. Da die Person von Artaxerxes im Buch Esra nicht notwendig mit jener zur Zeit des Nehemia übereinstimmt, könnte der Prophet jedoch auch 398 oder 397 v. Chr. nach Judäa zurückgereist sein. Mitte des 4. Jahrhunderts hatte sich Judäa in einen gut organisierten Staat verwandelt, in dem eine mächtige Priesterschaft die wesentlichen Glaubensinhalte festlegte und kontrollierte. Die Gesetzesbücher der Thora regelten jeden Aspekt des jüdischen Lebens, und die Schrift- oder Rechtsgelehrten gaben den Texten ihre endgültige Form. Zugleich wuchs der Wohlstand. In nur 150 Jahren hatten sich die Juden den verschiedensten Gegebenheiten angepaßt und sich dabei von einer politischen Einheit zu einem religiös motivierten Volk gewandelt.
Die Diaspora
Im ausgehenden 4. Jahrhundert v. Chr. stieg Mazedonien unter Alexander dem Großen zu einer bedeutenden Macht auf. Nach der Unterwerfung Persiens 331 v. Chr. gehörte Judäa zu den Provinzen Alexanders. Der Überlieferung zufolge schenkte Alexander den Juden seine besondere Aufmerksamkeit. Tausende von ihnen siedelten sich nach der Gründung von Alexandria in Ägypten an. Als die Handelsverbindungen innerhalb des riesigen Reiches zunahmen, ließen sich viele Juden an den Ufern des Schwarzen Meeres, auf den griechischen Inseln und an den Mittelmeerküsten nieder. Die Abwanderungstendenzen nahmen so starke Ausmaße an, daß man die neuen Gemeinden als Diaspora (griechisch diaspora: Zerstreuung) bezeichnete. Weit entfernt von den Zentren des jüdischen Lebens in Judäa setzte sich bei den Emigranten die griechische gegenüber der hebräischen Sprache durch, und die Einwanderer übernahmen griechische Sitten und Vorstellungen. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde der Pentateuch ins Griechische übersetzt. Diese Septuaginta, die später auch die anderen Teile der hebräischen Bibel umfaßte, bildete nun die religiöse Grundlage der Diasporajuden. Der Hellenismus, die griechische Lebensart und Kultur, gewann ebenfalls mehr und mehr an Einfluß.
Nach Alexanders Tod 323 v. Chr. bedrohten die Griechen das Judentum politisch und kulturell. Alexanders Generäle teilten das Reich untereinander auf, und der ägyptische König Ptolemäus I. marschierte in Judäa ein. Als Handelsroute nach Arabien besaß das jüdische Gebiet strategische Bedeutung und geriet daher zum Streitobjekt zwischen Ägypten und den in Syrien herrschenden Seleukiden. 198 v. Chr. siegte Antiochus I. von Syrien in der Schlacht bei Paneas über Ägypten und verleibte Judäa seinem Reich ein. Die seleukidischen Könige versuchten nun mit aller Macht, das Judentum durch den Hellenismus zu ersetzen. Ihren Höhepunkt erreichte die Hellenisierung unter Antiochus IV., der den jüdischen Glauben 168 v. Chr. für gesetzeswidrig erklärte und den Altar Jahwes im Tempel von Jerusalem dem Zeus weihte.

Die Zeit der Hasmonäer

Die Juden beantworteten die Entweihung ihres Heiligtums im gleichen Jahr mit einem Aufstand, angeführt von dem jüdischen Priester Mattathias und seinen Söhnen, den Makkabäern. Nach einem erbitterten Kampf schlugen die jüdischen Truppen das syrische Heer. Die Dynastie der Hasmonäer oder Makkabäer übernahm die Regierung und ernannte sich zu Königen des unabhängigen jüdischen Staates.
Unter den Hasmonäern konzentrierten sich die Juden darauf, ihren Glauben von fremden Einflüssen zu befreien. Die Ansichten der beiden wichtigsten neu entstandenen Fraktionen, der Sadduzäer und der Pharisäer, unterschieden sich sowohl in religiöser als auch in politischer Hinsicht grundlegend voneinander. Daneben gab es noch die Essener, ein mönchsartiger Orden. Die Hasmonäer richteten das Synedrium ein, einen aus 71 hochrangigen Persönlichkeiten bestehenden Obersten Gerichtshof, der über zivilrechtliche und religiöse Fragen entschied. Das Königreich dehnte sich aus und umfaßte unter Johannes I. Hyrkan auch Samaria und Edom, das zu dieser Zeit Idumäa genannt wurde. Ihre Bewohner wurden dazu gezwungen, das Judentum anzunehmen.
Auch in der hasmonäischen Zeit kam es zu größeren inneren Konflikten. Im letzten Jahrhundert v. Chr. brach ein Streit zwischen den Brüdern Hyrkan II. und Aristobul II. aus, die beide Anspruch auf den Thron erhoben. Antipater, ein Idumäer, der Hyrkan zu unterstützen schien, nutzte die Auseinandersetzung für seine Zwecke und verbündete sich mit dem römischen General Pompeius. Dieser marschierte 62 v. Chr. in Jerusalem ein, und ab 47 v. Chr. übernahm Antipater das Amt des Prokurators für die Provinz Judäa, die fortan direkt Rom unterstellt war. Antipaters Sohn, Herodes der Große, bestieg den Thron 37 v. Chr.
Die Entstehung des Christentums
Religiöse und politische Aufstände prägten das letzte Jahrhundert des alten jüdischen Staates. Zu Beginn des christlichen Zeitalters umfaßte die gesamte jüdische Bevölkerung in der Alten Welt rund acht Millionen Menschen, die, von Judäa abgesehen, vor allem in Alexandria, Nordafrika, Babylon, Antiochien, Ephesus und Rom lebten. Neben dem Einfluß des Hellenismus war es diese breite Streuung, die verschiedene antijüdische Bewegungen hervorbrachte. Eine von ihnen richtete sich gegen alle Juden und zielte insbesondere auf die jüdische Handelstätigkeit, die religiösen Unterschiede und die politischen Privilegien, die viele Juden in hohen Ämtern für sich in Anspruch nahmen. Eine zweite Gruppierung entwickelte sich aus dem Judentum selbst, das Christentum. Die Zahl der hellenistischen Juden, die Jesus (hebräisch Yeshua oder Josua) für den verheißenen Messias hielten, überstieg bei weitem die der hebräischen Juden, die sich zu Jesus bekannten. Auch zahlreiche Heiden bekehrten sich zum neuen Glauben, als die Jünger Jesu in der Alten Welt zu missionieren begannen. Das Christentum galt zunächst als jüdische Sekte, doch als zunehmend Heidenchristen hinzukamen, konzentrierte sich ihr Glaube immer stärker auf die Person und das Wirken Jesu. Die Judenchristen blieben dagegen den wesentlichen jüdischen Inhalten und Vorschriften treu. Als Antwort auf diese Bedrohungen faßten die Juden ihre Gebote noch strenger und erlaubten keinerlei Abweichung von der Tradition.
Der große Aufstand

Im 1. Jahrhundert n. Chr. mündeten die religiösen Konflikte in blutige Kämpfe. Die römischen Herrscher über Judäa regierten als Despoten und achteten die jüdische Religion gering. 66 n. Chr. führten die Zeloten einen Aufstand gegen Rom. Kaiser Nero entsandte den römischen General und späteren Kaiser Vespasian, der die Revolte zwischen 70 und 73 n. Chr. niederschlug und Jerusalem mitsamt dem Tempel zerstörte. Als letzte Bastion fiel Masada im Jahr 73 n. Chr.
Formell existierte Judäa auch weiterhin. Das Zentrum der jüdischen Lehre verlagerte sich unter der Leitung des großen Weisen Jochanan ben Zakkai nach Jabne (Jamnia, heute Yavne, Israel). In der nächsten Generation bleib es in Judäa aufgrund der strikten römischen Kontrolle weitgehend friedlich. Dann ordnete Kaiser Hadrian den Wiederaufbau Jerusalems als Stadt an, die zu Ehren Jupiters den Namen Aelia Capitolina tragen sollte, und erließ ein Edikt, das die Beschneidung verbot.
Bar Kochba
Als Reaktion auf die Demütigung der Juden kam es in Judäa unter Simon Bar Kochba zu einem gewaltsamen Aufstand. Von 132 bis 135 wehrten sich die Juden erfolglos gegen die römische Besatzungsmacht, die jedoch ihre Vorherrschaft halten konnte. Auf Anordnung des Kaisers wurde die Provinz in Syrien-Palästina umbenannt. In Jerusalem wurden römische Kulte eingeführt, und jeder Jude, der sich zu seinem Glauben bekannte, wurde mit dem Tod bestraft.
Der Fall Judäas vergrößerte die Kluft zwischen Juden und Christen. Die Juden betrachteten den Verlust als Katastrophe, während die Christen ihn als Zeichen Gottes werteten, der sich vom jüdischen Volk losgesagt habe, und sich nun als die wahren Träger der Gnade sahen. In den ersten drei Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung gewann das Christentum zunehmend an Bedeutung. Nachdem Kaiser Konstantin der Große den neuen Glauben 313 zur Staatsreligion erklärt hatte, wuchs die feindliche Gesinnung gegenüber den Juden, die sich fortan immer wieder Verfolgungen ausgesetzt sahen.

 
 

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