Die Wende war also ein Zusammenwirken vieler Faktoren: Das marode Wirtschaftssystem stand dabei an erster Stelle. Die Unzufriedenheit über den stark rudimentären "Parteipluralismus", welcher keine echte Demokratie ermöglichte, sowie die starke Abschottung gegen westliche Einflüsse seit den siebziger Jahren, die den Menschen keine Reisefreiheit ließ und zusätzlich die Neugier nur unnötig steigerte, spitzten die Lage letztendlich zu.
"Vergessen! Verfälschen!" Eingebrannt ins Gedächtnis der Menschen spielt diese persönliche Haltung des einzelnen immer eine entscheidende Rolle bei jeglicher Erinnerung an das "Damals":
In den meisten Köpfen wird beispielsweise als ein positiver Aspekt der DDR-Politik die nicht vorhandene Arbeitslosigkeit gewertet. Das Aufbringen der dafür nötigen Mittel sowie die Sinnlosigkeit einiger Arbeitsplätze speziell in der Verwaltung werden jedoch gern übersehen oder gar vergessen. Dadurch entsteht ein verfälschtes Bild der Wirklichkeit. Da zusätzlich der Grad des Vergessens mit dem Laufe der Zeit zunimmt, verschönert sich die Vorstellung der Vergangenheit zunehmend. Im Gegensatz dazu steht das Kind (aus dem Zitat im Quelltext Zeile 48): Nur ihm ist es möglich, die Geschichte unvoreingenommen zu betrachten, während es dem Bürger, beeinflußt durch das eigene Erleben der Realität im Sozialismus, ohne eine objektive Reflektion der Geschehnisse nicht möglich erscheint, sich vom Inseldenken zu lösen.
Es muss daher darauf geachtet werden, dass eine objektive Betrachtung heute für alle Bürger gewährleistet wird - durch Schule, Informationsveranstaltungen, und Medien. Da ich noch nicht alt genug war, die Wende und ihre Hintergründe bewußt zu erfassen, ist mein persönliches Verhältnis zur Wende größtenteils von den Erzählungen meiner Eltern sowie von den oben genannten Informationsquellen geprägt. Für mich ist daher das Geschehene Geschichte, welche zeigt, wie sich die gegenwärtige Existenz und die Elemente der Vergangenheit einander bedingen. Jegliche Kenntnis der Historie ist damit eine Erfahrung, die mir hilft, die Gegenwart zu erklären und gleichzeitig das Treffen zukünftiger Entscheidungen zu erleichtern.
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