Nachdem schon die Franziskaner im 13. Jahrhundert bis Peking vorgedrungen waren, begannen nun die Jesuiten in ihrer Methode von Macao aus aufs neue. Matthäus Ricci, Adam Schall und Ferdinand Verbiest traten als Gelehrte auf und gewannen als Vorsteher des mathematisch-astronomischen Büros in Peking das Vertrauen des absolut herrschenden Kaisers. Ohne besonders unter den Volksschichten zu wirken, erlangten sie bedeutenden Einfluß und erreichten 1692 von Kaiser Kanghi die freie Predigt des Christentums.
Schon schien sich die mühevolle wissenschaftliche Arbeit zu bewähren - die Bistümer in Peking und Nanking meldeten Tausende Bekehrungen, zumal die hl. Messe in chinesischer Sprache gefeiert wurde - da traf die Chinamission ein vernichtender Schlag. Spanische Franziskaner und Dominikaner zeigten die Jesuiten wegen angeblichen Glaubenirrtums an, da sie die Verehrung der Ahnen, besonders des weisen Konfuzius, zuließen, für Gott die chinesischen Bezeichnungen Himmel (Tien) und Schangti (höchster Kaiser) verwendeten und damit dem Heidentum Vorschub leisteten. Die Unterlassung der Kniebeugen, mancher Salbungen bei Taufe und Krankenölung und den Chinesen angepaßte Begräbnisriten erregten ihren Anstoß.
So kam es zum sogenannten Ritenstreit, der hundert Jahre andauerte und auf beiden Seiten mit größter Heftigkeit geführt wurde. Daraufhin verbot der Kaiser weitere christliche Glaubensunterweisungen und wies die Streitenden aus (1742). Nach menschlichem Ermessen wäre China in wenigen Jahrzehnten ein christliches Reich geworden.
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