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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Che guevara, stellungnahme



War die Angst der Yankees berechtigt, wäre Ches Grab zu einer Wallfahrtsstätte von Menschen aus allen Teilen der Welt geworden? Es ist sehr wahrscheinlich. Denn Che hatte mehr vorzuweisen als nur Führungskraft, Ideale und eine gewonnene Schlacht gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Er entschied, wenn nötig, für seine Sache bis in den Tod zu gehen, gerade dieses Verhalten, die Selbstlosigkeit, die Entschlossenheit, die Bereitschaft etwas zu geben ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen - genau das machte und macht ihn noch heute zur Leitfigur vieler, besonders der jungen Menschen, die glauben, ihre Bestimmung noch nicht gefunden zu haben.

Genau das wird natürlich von den Kapitalisten ausgenutzt. Sie verkaufen den Mythos von Furchtlosigkeit, Unfehlbarkeit und Stärke. Die Geschichte dieser Vermarktung geht bereits in Ches Todesjahr zurück. Damals kam der italienische Verleger Giacomo Feltrinelli Havanna und den Fotografen Alberto \'Korda\' Gutierrez, ihm das beste Foto von Che zu geben, das dieser hatte. Gutierrez gab Feltrinelli unentgeltlich das Foto, das er am 5. März 1960 bei einer Beerdigung in Havanna schoss. Feltrinelli fuhr nach Europa verkaufte kurze Zeit später innerhalb des ersten Jahres nach Ches Tod über zwei Millionen Stück dieses Posters.

Kurz nach Ches Tod erschien eine schier undurchschaubare Flut an Publikationen, nicht nur Biographien, auch Reiseberichte, Fotobalben und natürlich Ches eigene Schriften wurden kurzerhand neuverlegt. Das berühmte Bild prangt heute noch auf diversen käuflichen Gegenständen, allerdings gibt es auch Menschen die der Person Ches erinnern. Die linke US-amerikanische (!) Band \'Rage Against The Machine\' wählte dieses Foto sogar zum Plattencover für ihre erste Single (\"Bombtrack\", 1992), 1997 erschien eine Sampler CD mit musikalischen nachrufen von Liedermachern auf der ganzen Welt (¡El Che Vive!).

30 Jahre nach Ches Tod bringen über 11 Verlage (!) weltweit rechtzeitig diverse Bücher heraus, der schweizer Uhrenhersteller Swatch wirft das Model \"Che\" auf den Markt, T-Shirts mit dem Konterfei des Comandante verkaufen sich wie warme Semmeln und auch das Poster verkauft sich wieder prächtig. Wo ist die Grenze zwischen Verehrung, Bewunderung und Geldmacherei? Wollen wir wirklich Che-Uhren, -Feuerzeuge, -Bier oder andere Produkte? Sollen wir zulassen, dass Che zum reinen Kunst/Kommerzprodukt wird?
Viele von uns haben ein paar Bücher über/von Che, die meisten ein Poster und einige auch T-Shirts. Sehr wenige übertreiben es mit der \"Verehrung\", prominentestes Beispiel dafür ist Diego Maradona, ehamliger Fussballass aus Argentinien der mit seinem Che-Tattoo auf der Schulter gerne vor TV- und Foto-Kameras posiert.

Es drängt sich die Frage, ob alle die Menschen die sich in irgendeiner Weise mit Che beschäftigen, auch wissen wer der Mann mit dem Stern auf der Baskenmütze war - oder sehen sie nur den von den Medien heroisierten träumerischen Revolutionär?

Sicher wissen viele dass er in Argentinien geboren wurde und für genau so für Cuba wie für jedes andere Lateinamerikanische Volk gekämpft hat. Andere wissen mehr über sein Leben, trotzdem begnügen sich die meisten aus Bequemlichkeit dann doch mit dem \'Mythos\' Che Guevara, mit dem schönen Schein, anstatt zu versuchen beide Seiten der Medaille zu sehen und verstehen.

Interessant ist aber eben auch unangenehme Einzelheiten zu kennen, die sich nicht so recht in das Mosaikgeflecht des Unfehlbaren Revolutionärs einfügen wollen. Interessant ist es auch zu wissen, welch komplizierter und vielleicht einzigartiger Mensch er wirklich war - Jean-Paul Sartre sagte einmal:\"Ich halte dafür, dass Che der vollkommenste Mensch unserer Zeit war.\"

Ein Heiliger war Che allerdings mit Sicherheit nicht. In seiner Jugend interessierte sich Ernesto beinahe gar nicht für Politik, beging später als Politiker laufend Fehler und nahm es mit seinen Frauen auch nicht sehr genau - er muss ein schrecklicher Ehemann gewesen sein, in Wirklichkeit war er ja mit der Revolution verheiratet.

Seinen grössten Fehler beging Che dann als Industrieminister Cuba\'s. Hier versuchte der Idealist und Laie im Bereich Ökonomie Cuba\'s Wirtschaft innerhalb weniger Jahre zu industrialisieren. Allerdings war sein Idealismus, auch wenn er gut gemeint war, fehl am Platze, denn und nach wenigen Jahren war Cubas Wirtschaft nicht, wie verhofft, industrialisiert, wahrscheinlich auch aus Mangel an Sachkenntnis.

Einer der interessantesten Momente für Historiker ist wahrscheinlich Ches Entscheidung für den Revolutionären Kampf und gegen eine Karriere als Arzt. Schliesslich musste Che nach abgeschlossenem Medizinstudium den Eid des Hippokrates leisten, der besagt, dass sich der Arzt dazu verpflichtet, Leben zu schützen anstatt ihm zu schaden oder gar es zu vernichten. Doch Che war sich bestimmt im Klaren dass die Revolution nicht wenige Menschenleben kosten würde. Dies ist exemplarisch für seine vielseitigkeit in vielen Bereichen des Lebens, zum Beispiel verlangte er bei Märschen immer mehr von sich als von anderen ab - und das obwohl sein Asthma ihn unzählige Male zum halten zwang.

Anhand dessen erkennt man, dass es wichtig ist, das gesamte Leben und Wirken Che Guevaras zu betrachten. Denn Irren ist menschlich, Che hat öfters geirrt. Nichtsdesotrotz erreichte er viel in seinem kurzen Leben.

Nun liegt es an uns, sein Andenken wach zu halten und es an künftige Generationen weiterzugeben. Und zwar nicht das Andenken an das Mythos, sondern das Andenken an den Menschen der Che wirklich war.

 
 

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