Das naturphilosophische Denken des Aristoteles ist einerseits demjenigen Platons verwandt, was die ganzheitliche Auffassung des Kosmos und den unerschütterlichen Glauben an die Sinnhaftigkeit und Zweckmäßigkeit der Natur betrifft; auf der anderen Seite aber unterscheidet sich Aristoteles grundsätzlich von Platon darin, daß er von den Dingen der Sinneswelt ausgeht und gelegentlich mit unglaublicher Sorgfalt den einzelnen Erscheinungen der Natur nachspürt, wobei er eine besondere Liebe zu den einzelnen Phänomenen entwickelte.
Den Begriff Bewegung ís) versteht Aristoteles in einem umfassenderen Sinn, als wir es heute tun, indem er grundsätzlich jede Veränderung als Bewegung bezeichnet. Recht ausführlich untersucht Aristoteles die Gesetzmäßigkeiten des freien Falls und des Wurfes mit den dazugehörenden Komponenten Raum und Zeit. Richtig erkannt hat er jedenfalls den Zusammenhang von Bewegung und Zeit, wenn er die Zeit als "Maßzahl der Bewegung" bezeichnet.
Die einzelnen Bestandteile des aristotelischen Denkens fügen sich zu jenem Weltbild zusammen, das über mehr als ein Jahrtausend die weltanschaulichen Vorstellungen des Abendlandes prägte und erst in der Renaissance und der Aufklärung Stück für Stück zu Fall gebracht wurde:
Im Zentrum des Weltalls befindet sich unverrückbar und unbeweglich die Erde in Gestalt einer Kugel. In der diese umschließende Himmelssphäre bewegen sich die Himmelskörper in ewigen, vollkommenen Kreisbewegungen. Der ganze Raum, der nicht unbegrenzt und leer ist, wird von der unveränderlichen Fixsternsphäre umgeben, die ebenfalls Kugelform besitzt. Die Fixsterne sind fest auf ihr angebracht und kreisen mit ihr in stetiger Kreisbewegung um die im Zentrum befindliche Erde.
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