Als Apartheid wurde die Rassentrennung in Südafrika bezeichnet.
Der Konflikt der "Rassen" im südlichen Afrika geht bis in die Anfänge des Kolonialismus zurück und verschärfte sich nach der britischen Eroberung 1806.
1910 wurde die Südafrikanische Union durch den Zusammenschluss der vier Republiken gegründet. Die Union war von Anfang an in den Händen der weißen Minderheit. Schwarze wie auch Farbige und Asiaten erhielten kein Wahlrecht. Sie waren von der staatlichen Regierung ausgeschlossen. Nur an den Provinzregierungen durften sie partizipieren. Des Weiteren war jeglicher sexueller Kontakt zwischen den unterschiedlichen "Rassen" verboten.
1911 wurde durch den Mines and Works Act die ungleiche Behandlung der Weißen und Schwarzen in der Wirtschaft festgelegt. Das wohl wesentlichste Gesetz der räumlichen Trennung, der Natives Land Act, wurde 1913 in Kraft gesetzt. In der Folge durfte die schwarze Bevölkerung nur noch in den ihnen zugeschriebenen Reservaten Land erwerben. Rund 7,3 % der gesamten südafrikanischen Fläche wurden für Schwarze reserviert, die Homelands. Zehn Jahre später vollzog der Natives Urban Areas Act die räumliche Trennung auch in städtischen Gebieten. Der Native Trust and Land Act von 1936 weitete das bestehende Gesetz von 1913 aus.
Vor 1948 waren die Schwarzen meist von der Politik und den guten Positionen in der Wirtschaft ausgeschlossen. Die Rassenordnung war zum Teil durch das Gesetz und zum Teil durch den inoffiziellen Brauch gegeben. Die Ordnung war jedoch nicht sehr strikt. Es gab durchaus Farbige, die neben Weißen wohnten, indische Händler, welche im Stadtzentrum ihre Geschäfte tätigten oder Schwarze, die außerhalb ihrer Reservate ihre Farmen bewirtschafteten. Diese Löcher in der Rassentrennung stopften die Nationalisten mit diversen Maßnahmen. Als erstes teilten sie die ganze südafrikanische Bevölkerung in vier Klassen ein: Weiße, Schwarze, Farbige und Asiaten. Die Zuordnung zu einer dieser Gruppen geschah nach bestimmten Kriterien. Die Interpretation der Testergebnisse lag oft im Ermessen des Versuchsleiters. Dies betraf besonders die Einteilung in Schwarze und Farbige. Es kamen dabei verschiedene Tests zum Einsatz, wie zum Beispiel, ob ein in die Haare gesteckter Stift herunterfällt, wenn der Proband den Kopf schüttelt. Fiel der Stift heraus, so galt der Proband als Farbiger, blieb der Stift stecken, galt er als Schwarzer. Dies hatte zur Folge, dass Kurzhaarfrisuren populär wurden.
Die Rassenordnung bestimmte fortan das gesamte Leben. An öffentlichen Orten war eine strikte Trennung von Weißen und Nicht-Weißen vorgeschrieben. In städtischen Gebieten wurden getrennte Wohnbereiche für die verschiedenen Rassen geschaffen; die Ausbildung richtete sich ebenfalls nach der entsprechenden Rasse. Schwarze mussten außerhalb ihrer Reservate einen Pass tragen. Damit sollten in städtischen Gebieten nur diejenigen Schwarzen geduldet werden, die dort auch arbeiteten. Alle übrigen Schwarzen wurden als Ausländer angesehen. Die in den Städten arbeitenden Schwarzen wurden als Gastarbeiter akzeptiert. Diese Schwarzen lebten in so genannten Townships am Stadtrand. Nicht städtische Schwarze durften sich gemäß dem Native Laws Amendment Act von 1952 ohne Genehmigung nur 72 Stunden in Städten aufhalten. Die Apartheid war erschaffen. Dennoch war der Lebensstandard, die Bildungsmöglichkeiten durch Schulen und Universitäten sowie die medizinische Versorgung und somit die Lebenserwartung der Schwarzen höher als in allen anderen afrikanischen Ländern, weswegen Südafrika auch während der Apartheid mit illegaler Immigration aus den nördlichen Anrainerstaaten konfrontiert war.
Die Wohngebiete der weißen Bevölkerung, auch Europeans genannt, lagen durchweg in den geographisch und strukturell angenehmsten Bezirken jeder Ortschaft. Wurden die festgelegten Bereiche für die Weißen zu eng, mussten die Farbigen, auch Coloureds genannt und Asiaten, Teile ihrer Wohngebiete räumen und in neu zugewiesenen Bereichen neu bauen. Die auch inhaltlich unterschiedlichen Schulsysteme, mit jeweils abgestufter Qualifikation des Lehrkörpers und Ausstattung, waren mit verantwortlich für ungleiche Berufschancen.
Die Apartheid war Ausdruck eines irrationalen Gefühls einer weißen, christlichen Überlegenheit gegenüber den heidnischen Schwarzen. Dieses Gefühl basierte auf einer tatsächlichen technisch-zivilisatorischen Überlegenheit. In vielen Ländern gab es Unterstützung für die Bevölkerungsmehrheit Südafrikas im Kampf gegen die Apartheid. Sowohl der ANC, die Schwarze Bewusstseins-Bewegung (Black Consciousness Movement) als auch kirchliche Organisationen hatten viele Kontakte, zum Beispiel zum Weltkirchenrat, den Vereinten Nationen und kleineren Organisation wie der Anti-Apartheid-Bewegung in Deutschland und der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland. Dazu kamen viele lokale Gruppierungen, die oft mit Dritte-Welt-Läden zusammen arbeiteten.
Um auf die Situation in Südafrika aufmerksam zu machen, wurde insbesondere zum Boykott südafrikanischer Früchte aufgerufen, aber auch viele Aktionen u. a. auf evangelischen Kirchentagen durchgeführt. Der Früchteboykott wurde von Südafrikanern angeregt und dann von den lokalen Gruppen in ihren jeweiligen Ländern propagiert. Neben dem Boykott der Früchte aus Südafrika wurde auch gegen die die Apartheid unterstützenden Geschäfte deutscher Großbanken protestiert.
Die Proteste der Schwarzen sowie andere Faktoren ließen die Apartheid ab 1974 immer mehr bröckeln. Die Vollversammlung der UN nahm am 2. Dezember 1973 eine Konvention an, nach der die Apartheid geächtet wurde und sogar als Verbrechen galt. Die burische Regierung näherte sich in langsamen Schritten den schwarzen Vorstellungen an. Die schwarze Opposition wurde immer stärker, obwohl ihre bekanntesten Führer im Gefängnis saßen. Höhepunkte des Widerstandes in den 1970er-Jahren waren Streiks in Natal (1973) sowie der Aufstand in Soweto 1976. Dem schwarzen Widerstand begegnete die Regierung mit Notmaßnahmen, die allerdings die staatlichen Kapazitäten sprengten. Die Kosten der Apartheid waren nicht mehr länger tragbar.
Durch eine UN-Konvention wurde Apartheid 1973 zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit erklärt. In Orania gibt es bis heute eine kleine Gemeinde von Buren, die sich als neue Keimzelle eines südafrikanischen Burenstaates sehen und offen für die Wiedereinführung der Apartheid einstehen.
Verbrechen
Im Juni 1985 fuhr in Athlone ein LKW immer die Straßen hinauf und runter. Nach einem Steinwurf stiegen mehrere schwer bewaffnete Polizisten aus dem Laderaum und erschossen drei Jugendliche. Offiziell wurde es als eine "Anti-Terror-Aktion" bezeichnet. Heute erinnert ein fast schon verblichener Spruch auf einer Wand an die Ermordung.
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