Von Gotland aus kaperten sie weiter Hanseschiffe. Die Hanse reagierte ungnädig: Es wurden Friedensschiffe zum Einsatz gebracht, die in ihrer Funktion aber reine Kriegsschiffe waren und den Piraten gefährlich zu Leibe rückten. Viele wurden geköpft, andere wurden eingesperrt und bei Wasser und Brot gehalten, bis sie star¬ben. Die Vitalienbrüder mussten sich schleunigst nach anderen Jagdgründen umsehen und witterten in der Nordsee eine neue Chance für ihr einträgliches Ge¬werbe. Die buchtenreiche Landschaft mit ihren vielen kleinen Häfen und vor¬ge¬lagerten Inseln bot geeignete Schlupfwinkel, und zudem gehörten die frie¬sischen Städte nicht dem Bund der Hanse an. In einem kleinem Dorf namens Schaar, dem heutigen Wilhelmshaven, fanden sie Anfang 1396 Zuflucht bei einem der hiesigen Häuptlinge. Von Ostfriesland aus störten die Vitalienbrüder den hansischen Han¬del, was die Hansestädte, vor allem Hamburg, im Jahr 1400 und 1401 veran¬las¬ste, mit Flottenverbänden gegen die Vitalienbrüder vorzugehen. In dieser Zeit mach¬ten auch die Vitalienbrüderhauptleute Klaus Störtebeker und Goedeke Mi¬chels von sich reden. Nach der ersten militärischen Intervention Hamburgs im Früh¬jahr 1400 in Ostfriesland, ging Störtebeker nach Holland, Michels nach Nor¬wegen. Von Holland aus fuhr Störtebeker wahrscheinlich im Auftrag des Grafen
Holland nach Helgoland. Helgoland war der Vorposten und die Lauer¬position, und bot den über 1500 Seeräubern Schlupfwinkel, Liegeplätze, eine unterirdische Schatzkammer, Proviant, willige Mädchen und eine Ope¬¬¬¬¬¬¬ra¬tions¬¬basis für den
Sommer. Von dort aus gefährdeten die Piraten, die sich fortan "Likedeeler" (Gleichteiler) nannten, was beinhaltete, dass die Beute zu gleichen Teilen untereinander aufgeteilt wurde, weiterhin den Englandhandel Hamburgs.
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