Auf Befehl Adolf Hitlers überfiel am 1. September die deutsche Wehrmacht ohne Kriegserklärung Polen. Daraufhin erklärten Frankreich und Großbritannien Deutschland am 3. September 1939 den Krieg. Australien, Indien und Neuseeland schlossen sich der britischen Kriegserklärung am 6. September, die kanadische und südafrikanische Regierung am 19. September an. Die USA hielten sich zunächst vom europäischen Kriegsschauplatz fern. Der amerikanische Präsident Roosevelt ließ jedoch keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er Großbritannien und Frankreich in ihrer Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Aggressor durch Wirtschafts- und Militärhilfe unterstützen werde. Weit weniger eindeutig war das Verhältnis zwischen der Sowjetunion unter Stalin und dem Deutschen Reich zu Beginn des Krieges. In einem Vertrag, den der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop am 23. August 1939 in Moskau unterzeichnete, versicherten sich die beiden Partner, im Kriegsfall nicht die Kriegsgegner des anderen Vertragspartners zu unterstützen. Der auf zehn Jahre abgeschlossene Hitler-Stalin-Pakt beinhaltete neben der Verpflichtung, sich nicht an Bündniskonstellationen zu Lasten des anderen zu beteiligen, ein geheimes Zusatzprotokoll, in dem Polen und die baltischen Staaten in russische und deutsche Einflusszonen aufgeteilt wurden.
Die außenpolitische Ausgangssituation im Jahr 1939 hatte sich entgegen Hitlers ursprünglichen Vorstellungen entwickelt. England, Hitlers Wunschpartner, war nicht gewillt, den Expansionsdrang des Deutschen Reiches durch ein Bündnis abzusichern. Die Frontstellung des britischen Empires gegen das Deutsche Reich vereitelte Hitlers Plan, durch eine globale Interessenaufteilung mit Großbritannien "freie Hand im Osten", d. h. die Möglichkeit zur Umsetzung seiner gegen die slawischen Länder gerichteten Expansionspläne zu erlangen. Hitler schätzte die britische Appeasement-Politik grundsätzlich falsch ein. Zwar erkannten die Briten Teile der deutschen Revisionsforderungen an, doch während Hitler England durch ein bilaterales Abkommen auf seine Seite ziehen wollte, planten die Briten, das Deutsche Reich durch eine entgegenkommende Politik einzubinden, um damit den Frieden in Europa zu sichern. Ziel Hitlers war es dagegen, das internationale System kollektiver Sicherheit zu beseitigen.
Mit Hilfe des deutsch-sowjetischen Bündnisses versuchte Hitler, seinen Handlungsspielraum im Osten wiederzuerlangen. Die Sowjetunion betrachtete die Vereinbarung als Sicherheitsbündnis auf Zeit. Die "Vernunftehe" zwischen Hitler und Stalin bedeutete keine irreversible Festlegung auf ein neuartiges Bündnissystem. Beide Seiten trachteten danach, technologisch und wirtschaftlich voneinander zu profitieren, um die jeweiligen Expansionspläne im geeigneten Moment vorantreiben zu können.
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