Die große Fläche und geringe Bevölkerungszahl Australiens verleiten oft zu der Ansicht, dass hier ein noch unausgeschöpftes Potential für eine beträchtliche Bevölkerungsverdichtung sei, und dass nur Australiens einschränkende und egoistische Einwanderungspolitik einer derartigen Entwicklung im Wege stehe. Der Druck auf Australien, einer größeren Anzahl von Menschen Einlass zu gewähren, wird immer wieder akut bei Flüchtlingsbewegungen. Aufgrund von Schätzungen kam man zu dem Ergebnis, dass Australien zwar wegen seiner unausgeschöpften Wasser- und Landressourcen rund 320 Millionen Menschen aufnehmen könnte, aber dass bei dem augenblicklichen Konsumverhalten, Lebensstandard und Exportsituation die maximale Bevölkerungszahl für Australien 20 - 30 Millionen betragen dürfte. Eine höhere Zahl könnte nur bei deutlicher Senkung des Lebensstandards erreicht werden, eine Konsequenz, die sicherlich kein Australier einzugehen gewillt ist.
Es ist ein Klischee, Australien als den trockensten der Kontinente zu bezeichnen, allerdings ist es oft weniger das Ausmaß der Trockenheit als mehr die Unregelmäßigkeit und Unvorhersagbarkeit des Wettergeschehens, die den australischen Farmer vor Probleme stellen. Insbesondere sind es die langjährigen Dürren, oft gefolgt von verheerenden Überschwemmungen, die viele Landwirte zur Aufgabe ihrer Betriebe zwingen.
Das natürliche Ökosystem war diesen Schwankungen angepasst, und auch der nomadisierende Ureinwohner war mit seiner Lebens- und Wirtschaftsweise darauf eingestellt. Für den Europäer mit Sesshaftigkeit und marktorientierter großflächiger Landwirtschaft war es ungleich schwieriger, sich auf derartige Schwankungen einzustellen. Trotz aller technologischer Hilfsmittel ist auch heute noch der australische Landwirt, der Schaf- und Rinderzüchter, in wesentlich stärkerem Maße als sein Konkurrent in den USA oder Europa den Witterungen und Klima ausgeliefert. Extreme Schwankungen in den Erträgen sind die Folge.
Lage und physiogeographische Rahmenbedingungen:
Das Relief verschafft dem australischen Gebiet seine besondere Eigenart. Es dominiert die ebene Landoberfläche. Im Südwesten wölbt sich östlich des schmalen Küstenschwemmlandes von Perth die flachwellige, mit Inselbergen besetzte Rumpffläche des Australischen Schildes zu dem mäßig hohen Bergland auf. Sie ist der Standort lichter Jarrah-Wälder. In Südaustralien überwiegen die aufschüttungsebenen und Hügelländer.
Physiognomische Merkmale:
Noch mehr als in den anderen neuweltlichen Teilräumen dieser Landschaftszone, in denen das Kulturland vom Gebirgsrelief bisweilen streifenförmig gegliedert wird, ist der Agrarraum hier flächenhaft gestaltet. Nur die teilweise forstwirtschaftlich genutzten Eukalyptuswälder und die öd liegenden Sandheiden an den Küsten lösen ihn inselartig auf. Ebenso wie in Amerika und Kapland ist er an das tiefgelegene Land gebunden: eine Höhenstufung wie im Mittelmeerraum gibt es nicht.
Der Gegensatz von Bewässerungs- und Trockenland besteht auch in Australien. In Australien herrscht Trockenland bei weitem vor. Das Bewässerungsland umfasst innerhalb der Regionen mit Mittelmeerklima nur 1 - 2 % der landwirtschaftlichen Betriebsfläche. Es gibt auch keine gemeinschaftlichen Kanalsysteme. Viel stärker verbreitet sind farmeigene Staubecken und Brunnen, aus denen das Bewässerungswasser mittels Elektropumpe geschöpft wird.
Das Übergewicht des Trockenlandes in Australien hängt damit zusammen, dass lange Flüsse mit einem ausreichenden Wasserangebot fehlen und die agrarische Erschließung erst in den letzten fünfzig Jahren in das Küstenhinterland vorgedrungen ist.
Aus der Vorherrschaft des Trockenlandes wird deutlich, dass die Landwirtschaft ganz anders als in Kalifornien dem natürlichen Niederschlagsgang ausgesetzt ist. Deshalb muss sie einförmiger aufgebaut sein. Sie fußt - wie im ganzen Kontinent - auf der Viehhaltung und dem Getreidebau. Die Skala der Ackerfrüchte bleibt somit schmal.
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