Das Allgemine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) wurde 1948 als eine der drei
multilateralen Institutionen - neben der Weltbank und dem Internationalen
Währungsfonds - geschaffen, die dazu beitragen sollten, die Weltwirtschft zu
regulieren und jegliche Tendenz zurück zum verheerenden Protektionismus der 30er
Jahre abzuwenden. Das GATT war zunächst als Teil einer ambitiösen neuen
Sonderorganisationen der Vereinigten Nationen konzipiert, der Internationalen
Handelsorganisation (ITO). Diese Organisation sollte sich nicht nur mit dem
Handel, sondern auch mit Fragen wie Beschäftigung, Warenabkommen, restriktiven
Geschäftspraktiken, internationalen Investitionen und Dienstleistungen befassen.
Diese Ambitionen konnten jedoch nicht in die Tat umgesetzt werden, und so wurde
das Konzept der ITO schließlich ad acta gelegt, so dass das GATT das einzige
multilaterale Instrument zur Regelung des internationalen Handels blieb, bis im
Januar 1995 die WTO eingesetzt wurde.
Die multilateralen Verhandlungen im Rahmen des GATT wurden in einer Abfolge
sogenannter \"Runden\" geführt, die sich eher mit Maßnahmepaketen als mit
Einzelfragen befassten. Die erste dieser Runden wurde im Jahre 1946 von 23
Gründungsmitgliedern eröffnet. Dabei ging es um den Abbau der zahlreichen
protektionistischen Maßnahmen, die aus den 30er Jahren übriggeblieben waren. Das
Ergebnis waren 45.000 Zollerleichterungen in Höhe von insgesamt 10 Milliarden
Dollar, ein Betrag, der etwa ein Fünftel des Welthandels ausmachte.
Die späteren Runden wurden komplexer, umfassten mehr Mirglieder und ein breiters
Themenspektrum und ihre Abschlüsse zogen sich länger hin. Die vereinbarten
Zollsenkungen trugen zu hohen Wachstumsraten der Weltwirtschaft bei, die in den
50er und 60er Jahren durchschnittlich 8% pro Jahr betrugen. Anfang der 80er Jahre
verschlechterte sich die Weltwirtschaftslage durch eine Reihe von Rezessionen,
die Weltwirtschaft erfuhr eine zunehmende Globalisierung und die Lücken, die im
GATT-System zutage traten, brachten die Mitglieder zu der Überzeugung, dass das
multilaterale System der Stärkung und des Ausbaus bedurfte - eine Entscheidung,
die in Form der Uruguay-Runde in die Tat umgesetzt wurde. An der Stelle der
langwierigen, zähen Verhandlungsrunden sollte nun ein fortlaufendes Programm von
Initiativen zur Liberalisierung des Handels treten.
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