Strukturwandel: Im Ruhrgebiet vollzieht sich ein Strukturwandel vom Primären und Sekundären Sektor zum Tertiären Sektor. Diese Verschiebung bildet den Strukturwandel. Insgesamt verzeichnete das Dienstleistungsgewerbe den größten Aufschwung; seit Beginn der neunziger Jahre vereint es bereits über 50 Prozent der Gesamtbeschäftigtenzahl des Ruhrgebiets auf sich. Dieser Bedeutungszuwachs des tertiären Sektors geht u. a. auf die Gründung von Universitäten und Gesamthochschulen, von Technologiezentren und Beratungseinrichtungen zurück.
Auch das kulturelle Leben des Kohlenbezirks hat sich während der vergangenen Jahrzehnte stark entfaltet und zu einem besseren Ansehen der Region beigetragen: Neben den traditionellen Ruhrfestspielen, einem Theaterfestival, das 1947 vom Deutschen Gewerkschaftsbund und der Stadt Recklinghausen gegründet wurde, finden z. B. unter der Schirmherrschaft des Initiativkreises Ruhrgebiet zahlreiche kulturelle Großveranstaltungen statt. Standortfaktoren: die Gesamtheit der einen Standort bestimmenden Bedingungen. Im Ökosystem bezeichnet der Begriff alle äußeren Bedingungen des Lebensraumes, welche in ihrer Gesamtheit den tierischen oder pflanzlichen Organismus beeinflussen. Dazu gehören Klima, Boden wie auch die lebende Umwelt.
In der Ökonomie wird der Begriff zur Bezeichnung jener Kräfte benutzt, die ein Wirtschaftsunternehmen in seiner Entscheidung für einen bestimmten Standort beeinflussen. Zu den Standortfaktoren gehören etwa das Angebot von Arbeitskräften, das Lohnniveau, der Absatzmarkt, das Vorhandensein von Rohstoffen, mögliche Transportkosten, klimatische Bedingungen, wobei die Bedeutung und Gewichtung der einzelnen Aspekte unterschiedlich sein kann. Ein wirtschaftlicher Boom setzte 1860 ein und zog Arbeitskräfte aus den damaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches an. - Arbeitskräfte, die im Ruhrgebiet Kohle förderten oder in der Stahlverarbeitenden Industrie Beschäftigung fanden. Nach dem 2.Weltkrieg wurde an dieser \"alten\" Industrieform festgehalten, in den sogenannten Wiederaufbaujahren und der Wirtschaftswunderzeit war dies auch eine richtige Entscheidung für die Bundesrepublik Deutschland.
- Jedoch ging mit Aufkommen neuer Industrien und Techniken ein Niedergang der alteingesessenen Industrien einher. Durch Subventionen (z.B. den berühmten Kohlepfennig) konnte der \"Niedergang\" der Montanindustrie verlangsamt, aber nicht aufgehalten werden. Die SPD/FDP Landeregierung in NRW hatte schon 1966 unter dem Druck der Bergbaukrise die Regierung übernommen und war mit dem Ziel einer Neustruktuierung und Neuindustrialisierung des Ruhrgebiets angetreten (Projektgruppe Ruhrgebiet, S. 22).
Kohle und Stahl waren die bestimmenden Faktoren im Ruhrgebiet, daher traf die Stahlkrise in Deutschland das Ruhrgebiet besonders. Bis 1974 stieg die Weltstahlproduktion von 190 Mio. t. auf 700 Mio. t..
Allein in der BRD wurde 1974 mit 53 Mio. t. mehr als viermal soviel Stahl wie noch 1950 produziert. Annahmen und Prognosen bestätigten den Glauben an ein weiteres Wachstum, so daß die Stahlstandorte entgegen der wirtschaftlichen Lage einen Ausbau ihrer Kapazitäten vorantrieben. So wurde prognostiziert, daß 1985 weltweit über 1 Mrd. t.
Stahl produziert würde. Jedoch war schon 1975 in Deutschland die Produktion auf 40,4 Mio. t. gesunken. Während nun bis 1979 auf der einen Seite eine Produktionskapazitätenerweiterung stattfand, sank auf der anderen Seite die Rohstahlerzeugung und somit auch die Kapazitätsauslastung. Da eine hohe Kapazitätsauslastung nicht erreicht werden konnte (aufgrund fehlendem Absatz und kaum noch zu findender neuer Märkte) wurde eine Kapazitätsreduzierung vorgenommen.
Diese Reduzierung ging einher mit Massenentlassungen und einer großen Zahl an Frühverentungen. (Projektgruppe Ruhrgebiet, S. 40ff). Von Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre wurde versucht durch Programme und Pläne die Entwicklung und Umstruckturierung der montanindustrieellen Region zu beeinflußen und zu lenken. Zu nennen wären hier: . der Gebietsentwicklungsplan des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk von 1966, . das Entwicklungsprogramm Ruhr 1968 - 1975, . das Nordrhein-Westfalenprogramm 1975, der Landesregierung von 1970, . der Gebietsentwicklungsplan für die regionale Infrastruktur des Siedlungsgebietes von 1974. . \"Strukturwandel in einer alten Industrieregion verlangt einen langfristigen und kontinuierlichen Anpassungsprozeß, der von bestehenden Ressourcen, Potentialen und Kompetenzen ausgeht, daraus neue Produkte und Leistungen entwickelt und neue Märkte erschließt.
. Neues Wachstum in \"alten\" und \"neuen\" Branchen kann nur dann aus der Lösung alter Probleme entstehen, wenn an diese Problemlösungen auch hohe soziale und ökologische Qualitätsstandards angelegt werden. . Einen durchgreifenden und nachhaltigen Strukturwandel kann es nur geben, wenn in Politik und Wirtschaft die Planungs- und Organisationstruktur grundlegend verändert wird\" (Kilper, H., S. 5). Wandel bedeutet neue Absatzchancen und -möglichkeiten für die verringerten Kapazitäten alter Industrie zu suchen und zu erschließen (Kilper, H., S.
9).
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