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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

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Rückblick und ausblick - quo vadis, illmitzer weinbau?



Die Weinbaugemeinde Illmitz ist, verglichen mit anderen Weinbauregionen, eine relativ junge Weinbaugemeinde. Erstmals wurde der Weinbau in Illmitz im Jahre 1598 erwähnt, doch in den Quellen des 17.und 18. Jahrhunderts scheinen in Illmitz keine Rebflächen mehr auf. Es dauerte bis zum Jahre 1809, als der damalige Pfarrer Mikuska wieder Weingärten aussetzte. Erst allmählich entwickelte sich der Weinbau in Illmitz und wurde zu einer Alternative zum Ackerbau, zur Fischerei und zur Viehzucht.
Immerwieder war die Weinwirtschaft von schweren Rückschlägen betroffen. Einer dieser Rückschläge war sicherlich die Reblausplage am Ende des vorigen Jahrhunderts. Diese Plage vernichtete einen Großteil der Weingartenfläche im Seewinkel. Von 1890 bis 1930 befand sich die Weinwirtschaft in einer permanenten Krise. Nur reine Sandböden in Illmitz und Podersdorf konnten weiterhin bewirtschaftet werden, denn sie waren schädlingsimmun.
Doch diese Krise wurde dafür genützt, den Weinbau im Seewinkel zu revolutionieren: er wurde auf den neuesten Grundsätzen und Methoden aufgebaut. Weinbauvereine wurden gegründet und die Beratung von Seite des Staates und von Forschungszentren nahmen zu.
Die Fläche, auf denen in Illmitz Reben angebaut wurde, nahm in Folge auch zu. Während der Zeit des 2. Weltkrieges und der Zeit der Besatzung stagnierte die Weinwirtschaft dann wieder, doch schon bald sollte sich der Aufstieg des Illmitzer Weinbaus fortsetzen. Als Lenz Moser mit der Idee der Umstellung von Nieder- zu Hochkulturen, die erst den Einsatz moderner Geräte ermöglichte, revolutionierte, stieg die Zahl der Weingärten in Illmitz rapide an.
Immer mehr Winzer setzten Weingärten aus und widmeten sich hauptberuflich dem Weinbau. Anfang der achtziger Jahre überschritt die Rebfläche schon die 1500-ha-Marke. Das Geschäft mit dem Wein schien in dieser Zeit vielversprechend, und die Winzer blickten in eine verheißungsvolle Zukunft.
Ihre Erwartungen wurden aber in den Skandaljahren 1985/86 enttäuscht, denn durch den Glykolskandal brach die gesamte Weinwirtschaft Österreichs zusammen und das Vertrauen in den österreichischen Wein war sowohl im In- als auch im Ausland gebrochen. Vor allem die Winzer aus dem Seewinkel waren von diesem Skandal schwer betroffen. Es folgte als Konsequenz ein Rückgang des Exports. Nach dem Weinskandal gab es außerdem viele Firmenzusammenbrüche. Einige dieser Firmen waren vielleicht in den Weinskandal involviert, doch auch viele Landwirte, die viel in den Wein investiert hatten, konnten ihre Produkte nicht mehr an den Mann bringen.
Auch der Rückgang der Zahl der vollerwebstätigen Weinbauern ist mit Sicherheit auf diesen Weinskandal zurückzuführen. Die meisten Winzer mußten sich ein weiteres Standbein zum Weinbau suchen, um auch weiterhin bestehen zu können.
Die Rodungs- und Stillegungsaktionen kamen ihnen gelegen, denn sie erhielten für Weingartenflächen, die sie stillegten, Geld.
Wenn diese Aktionen in den nächsten Jahren auslaufen werden, wissen viele Winzer nicht, wie ihre Zukunft aussehen wird. Viele von ihnen wollen nichts mehr riskieren, denn ihre Investitionen, die sie am Anfang der achtziger Jahre machten, lohnten sich nicht.
Außerdem haben viele Betriebe mit dem Problem der Betriebsnachfolge zu kämpfen. Der Beruf des Bauern verliert unter den Jugendlichen zusehends an Attraktivität. Unsichere Erträge und somit unsicheres Einkommen, keine geregelten Arbeitszeiten und Abhängigkeit von Wetter und die sich ständig ändernde Situation von Nachfrage nach Wein sind ungünstige Faktoren, die sie abschrecken. Sie sehen anhand ihrer Eltern, daß die Ausgaben oft kaum mehr gedeckt werden können.
So wird es interessant zu beobachten sein, wie sich die Situation des Weinbaus in Illmitz in Zukunft entwickeln wird. Man setzt vor allem auf Qualität, um das Vertrauen in den Illmitzer Wein wieder herstellen zu können. Die Garanten für die Qualität und die Voraussetzungen dafür, daß sich der Weinbau in Illmitz überhaupt ansiedelte, sind das Klima des Seewinkels, der Boden, das einzigartige, vom Neusiedlersee und den Lacken verursachte, Mikroklima und offenbar das Können der Winzer.
Diese Komponenten sorgen dafür, daß in Illmitz sowohl ausgezeichnete trockene Weine als auch Weine der höchsten Prädikatsstufen reifen.
Viele dieser Weine wurden auf den Weinmessen im In- und im Ausland ausgezeichnet.
Eine Tafel an der Ortseinfahrt nach Illmitz mit der Aufschrift "Illmitz - Boden der Weltmeisterweine" deutet auf diese Erfolge der Illmitzer Weinhauer hin.
Daß hervorragende Qualität in Illmitz reift, wissen zwar die Weinbauern und einige Weinliebhaber, doch in den letzten Jahren möchte man durch Marketing- und PR-Methoden den Illmitzer Wein einer großen Palette von Weingenießern schmackhaft machen. In Absatzgenossenschaften wie dem "Pannonischen Reigen", den "Seewinkler Impressionen" oder auch den örtlichen Weinbauvereinen versuchen die Mitglieder die Kosten, die für diese Werbemaßnahmen anfallen, gemeinsam zu tragen.
Man versucht also, das Vertrauen in den Wein wieder zurückzugewinnen und will wieder mehr Weinliebhaber nach Illmitz locken, um sie von der Einzigartigkeit und der Vielfalt der hier lagernden Weine zu überzeugen.
Nicht von ungefähr beschäftigen sich viele antike und moderne Redewendungen und Weisheiten mit der Thematik des Weins. Der Wein gilt sowohl als Kulturgut als auch als Kultsymbol. Außerdem wußten schon die alten Römer, daß im Wein gar die Wahrheit liegt: "In Vino Veritas."
Davon konnten sich schon immer und werden sich auch in Zukunft Weinliebhaber in Illmitz überzeugen. Denn dort wird - spätestens seit den Aufregungen des Weinskandals 1985/86 - allen reiner Wein eingeschenkt...

 
 

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