Hat die Dersertifikation erst eingesetzt, ist es sehr schwer, ihr Vorranschreiten zu stoppen. Dies liegt einerseits an den vielen Gründen, die zur Wüstenbildung führen, andererseits an der Unerforschtheit dieses Phänomens.
4.1. praktische und politische Maßnahmen
Die einfachste Vorbeugung ist die Umstellung des Anbauproduktes an die Bodenverhältnisse. Dadurch wird der Boden nicht unnötig belastet und ausgedörrt. Die Bodenfeuchtigkeit muss erhalten und der Bodenabbau gestoppt werden. Durch kleine Erdwälle bzw. vegetative Schutzmaßnahmen wie Baumstreifen wird die Erosion verhindert. Diese Baumstreifen bieten außerdem auch noch Schutz gegen Winderosion und fördert den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit.
Bei besonders steilem Gelände werden Terrassen angelegt, damit der Boden am ohnehin schon steilen Berg nicht weiter abgetragen wird. Durch die
Terrassenform wird des weiteren der Boden besser bewässert, da das Wasser nun nicht mehr direkt abfließt.
Die wichtigste Aufgabe in den gefährdeten Gebieten ist die Sicherstellung der Wasserversorgung für Mensch und Tier. Die meisten Schäden entstehen durch falsche und den Vorräten nicht angepasste Verteilung bei der Bodenbewässerung.
Hierbei muss darauf geachtet werden, dass nicht zuviel Grundwasser entnommen wird. Wiederaufbereitungsanlagen wären sinnvoll, sind aber oft zu teuer. Die Zahl der zu versorgende Anzahl der Menschen muss an den Wasservorrat angepasst sein.
Modernere Bewässerungssysteme sind effizienter und verhindern die Bodenversalzung. Leider sind sie eine hohe finanzielle Belastung für die meist ärmeren Länder. Trotzdem ist es unausweichbar, dass veraltete Systeme ersetzt werden.
Auch im Weideland kann durch angemessene Tierhaltung die Überweidung verhindert werden. Die Vegetation muss sich regenerieren können. Das Problem ist eigentlich, dass der Mensch die Natur zu extrem ausbeutet. Würde die Nutzung in einem angemessenen Rahmen vonstatten gehen, wäre die Desertifikationsgefahr wesentlich geringer.
Um die diversen Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Desertifikation durchsetzen zu können, ist ein administratives Instrumentarium nötig, mit dessen Hilfe Antidesertifikationsstrategien erarbeitet, verbessert und länderübergreifend koordiniert werden können.
Eine politische Aktivität von der Zentral- bis zur Provinzverwaltung der betroffenen Länder ist unerlässlich, da die Probleme regional stark differenziert sein können. Ist die Desertifikation mit allen ihren Problemen erfasst, muss ein Plan mit nationaler Priorität erstellt werden. Der Erfolg des Planen hängt von mehreren Faktoren ab, die unterschiedlich stark berücksichtigt werden müssen:
- Wasserverfügbarkeit
- Landnutzungspotential
- Klimatische Verhältnisse
- Soziale und wirtschaftliche Ziele
- Kulturelle Verhaltensmuster
- Bioproduktion
- Bevölkerungsdruck
- Wirtschaftliche Verflechtung mit anderen Regionen
Der politische Apparat muss funktionieren, damit die Maßnahmen praktisch umgesetzt werden.
4.2. Vorsorgemaßnahmen
Nicht überall sind die Kenntnisse über die großen Weideflächen und ihre Nutzgrenze wirklich bekannt. Die Einwohner müssten informiert werden und durch besseres Wissen Fehler in der Tierhaltung erst gar nicht begehen. Vorsicht ist besser als Nachsicht und so sollte man versuchen, die Natur nur in angemessener Weise zu nutzen.
Gerade in der Vorsorge kann auch das Ausland aktiv helfen. Spezialisten klären über Risiken und Fehler auf und helfen so, die Wüste einzuschränken. Industrienationen sollen die betroffenen Länder nicht mit ernähren sondern ihnen vielmehr Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Denn wenn die Menschen der Region nie selber lernen, was für das Land schädlich ist und was nicht, können sie die Mittel auch nicht konkret anwenden.
4.3. Was ist die CCD ?
Mit der UN Konferenz über Desertifikation (UNCOD) 1977 in Nairobi wurde die Weltöffentlichkeit erstmals mit diesem Thema konfrontiert. Obwohl schon damals der Einfluss des Menschen als wesentliche Ursache bekannt war, wurde dieser Erkenntnis in Praxis kaum berücksichtigt. Desertifikation wurde als Ergebnis der Entwaldung betrachtet, nicht aber als Folge weitaus komplexerer Zusammenhänge. Erst seit den späten 80er Jahren wird den Rahmenbedingungen die nötige Aufmerksamkeit geschenkt.
1992 wurde während der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro beschlossen, eine internationale Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation festzulegen. Sie trat am 26.12.1996 in Kraft, nachdem sie von mehr als 50 Ländern ratifiziert worden war. Nur ein Jahr später war die Zahl der Teilnehmerländer auf über 100 angewachsen.
Diese "Internationale Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation" kurz CCD baut auf bisherigen Erfahrungen auf und beschreibt Ursachen und Folgen der Desertifikation. Des weiteren bietet sie Ansätze ihr entgegenzuwirken und legt erstmals eine Definition sowie die Grundsätze, Ziele und Schwerpunkte eines weltweit abgestimmten Handels in einem internationalen Vertragswerk fest.
Die Konvention dient folglich dazu, ein nachhaltiges Ressourcenmanagement in Trockengebieten zu verwirklichen und eine langfristige, verbindliche Unterstützung von außen zu sichern. Indem sie wirksame Maßnahmen der Bekämpfung mit Aktivitäten zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Situation der Menschen verbindet, will die Konvention in den betroffenen Ländern zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.
Frau Dr. Eid, Parlamentarische Staatsekretärin im Entwicklungsministerium hebt einen wichtigen Aspekt der Übereinkunft hervor: "Aus entwicklungspolitischer Hinsicht ist die Konvention ein innovatives Instrument. Denn mit der CCD werden erstmals völkerrechtlich verbindlich für die Entwicklungszusammenarbeit wichtige Grundsätze vereinbart, die damit von einzelnen Staaten gegenüber anderen Staaten eingefordert werden können."
Auch die Bevölkerung eines Landes kann von ihrer Regierung die Einhaltung dieser Grundsätze verlangen. So schreibt die Konvention die Prinzipien Partnerschaft, Partizipation und Dezentralisierung fest. Die Unterzeichnerstaaten bekennen sich zu einer Zusammenarbeit auf allen staatlichen Ebenen und zwischen staatlichen und nichtsstaatlichen Akteuren und zu einer umfassenden Einbindung der Bevölkerung bei Maßnahmen gegen die Desertifikation.
4.4. Die 10 wichtigsten Aspekte der "Internationalen Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation":
1. Die in der Konvention vorgesehenen Maßnahmen sind - anders als
frühere Strategien und Programmen - verpflichtend. Mit ihrem
Inkrafttreten Ende 1996 erhielt die Konvention für alle
Unterzeichnerstaaten rechtsverbindlichen Charakter.
2. Die Konvention baut auf dem derzeit verfügbaren Wissen über
Desertifikationsbekämpfung auf und setzt es in einen allgemein
gültigen Handlungsrahmen um.
3. Die Konvention erleichtert den Politdialog der betroffenen Partnern
Der Entwicklungszusammenarbeit. Die nationalen Aktionsprogramme
Sollen Grundlage für Partnerschaftsvereinbarungen zwischen den
Gebern und dem jeweiligen Entwicklungsland werden.
4. Durch die Konvention wird die Beteiligung der betroffenen
Bevölkerung an Planung und Durchführung der Maßnahmen zur
Desertifikationsbekämpfung abgesichert.
5. Die Konvention fordert die Harmonisierung bestehender Programme
und Pläne des Ressourcenmanagements. Dies bietet die Chance einer
verstärkten Vereinheitlichung von Planung und Durchführung.
6. Die Konvention fordert von jeweiligen Land, dass es für die
Bekämpfung der Desertifikation und die Umsetzung der Konvention
eine geeignete Koordinierungsstelle schafft.
7. Die Konvention fordert dezentrale Entscheidungsstrukturen als eine
wichtige Vorraussetzung für nachhaltiges Ressourcenmanagements.
8. Sie erhebt das Lernen aus der Vergangenheit und die systematische
Aufarbeitung bisheriger Erfahrungen zu einem wichtigen Prinzip.
9. Die Konvention erwartet von den Gebern, dass sie sich zukünftig
intensiver untereinander und mit ihren Partnern abstimmen und
hierzu geeignete Abstimmungsstrukturen in den Entwicklungs-
ländern unterstützen.
10. Die Konvention sieht keine neuen globalen Finanzierungsmechanismen
vor, sondern setzt auf eine höhere Effizienz bei der Nutzung der
vorhandenen Finanzierungsquellen.
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