Australien ist seit mehr als 40. 000 Jahren besiedelt. Die Ureinwohner lebten als Jäger und Sammler. Am Ende des 18. Jhs. Waren ca. 300. 000 über den gesamten Kontinent verteilt. Die Nutzung des Naturpotentials durch die Aborigines hatte wegen der sehr ausgiebigen Verwendung des Feuers bei der Jagd zu umfangreichen Veränderungen im Landschaftsgefüge geführt.
Die britischen Siedler haben nur einen schmalen küstennahen Streifen erschlossen. Ausgehend von den Siedlungsschwerpunkten dieser Kolonie an der Südostküste wurde das für die Schafhaltung genutzte Gebiet stark ausgeweitet. Den Expeditionstrupps zur Erforschung des Landesinneren folgten die "squatter", die große Viehherden hielten, ohne Eigentümer des Landes zu sein. Der Wollexport konnte in diesen Jahren von 80 t auf 1800 t gesteigert werden. Die wirtschaftlichen Perspektiven Australiens wurde positiv beurteilt. 1845 wurde in Neusüdwales und in Victoria Gold entdeckt. Die Menschen verließen in großer Zahl die Weidegebiete und versuchten ihr Glück bei der Goldsuche.
Verkehrserschließung in der Zeit des Goldbooms
Die Nachricht von den großen Goldvorkommen in Victoria führte zu großen Einwanderungswellen aus Europa. In Gebieten, die vorher kaum oder nur sehr dünn besiedelt waren, entstanden Goldbergbausiedlungen. Der Goldboom erfasste den gesamten Kontinent und kam zu Beginn des 20. Jhs. Im Südwesten zum Stillstand.
Verschiedene Bereiche der australischen Wirtschaft profitierten von dem Goldboom. Die enorm angestiegene Bevölkerung im eigenen Land war Absatzpotential für landwirtschaftliche Produkte. Vor allem aber wurde die Verkehrsinfrastruktur stark verbessert. Die Städte der Goldfelder wurden durch Straßen und Eisenbahnen mit den Städten an der Küste verbunden. Am Ende des Goldbooms bestand ein Eisenbahnnetz, das von den Küstenzonen bis weit in das Landesinnere reichte.
Nach dem Goldboom: Aufbau der Landwirtschaft
Nachdem auch in der "golden mile" Australiens die Goldproduktion ihren Höhepunkt überschritten hatte, war zu Beginn des 20. Jhs. Der Goldboom vorüber. Um eine Abwanderung großer Bevölkerungsgruppen zu verhindern, mussten Existenzgrundlagen in der Landwirtschaft geschaffen werden. Die ackerbaulichen Entwicklungsperspektiven des Kontinents aber waren insgesamt nicht günstig. Entscheidend für die Ausweitung und Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung wurde die Mitwirkung des Staates. So erließ z.b. Victoria ein Gesetz, dass zumindest 10 % des neuerworbenen Landes zu kultivieren sei. Das wurde möglich durch eine neue Saatgutzüchtung und den jährlichen Wechsel zwischen Weizen und Brache. Aufgrund dieser Maßnahme entstand nach und nach ein Weizenanbaugebiet. Zunächst wurde für den australischen Markt produziert, dann aber konnte in immer stärkerem Maße nach Übersee exportiert werden. Das Eisenbahnnetz des Goldbergbaus verband den Weizengürtel mit den Küstenstädten.
Stärker als in Neusüdwales und Victoria war das Engagement des Staates in Südaustralien. Hier war die Landnahme durch die "squatter" nicht legalisiert worden. Das damit noch freie Land, konnte zu günstigen Bedingungen an neue Weizenfarmer verkauft werden.
Besonders deutlich wird der Beitrag des Goldbergbaus für die Erschließung landwirtschaftlicher Räume in Südwest Australien. In einer ersten Phase der Ausweitung des Weizengürtels war die Eisenbahn in die Goldbergbaugebiete "Rückgrat" der Erschließung. Aus einer Anbaufläche von 30. 000 ha waren 1,6 Mio. ha geworden.
Dürreperioden bedingen Ernteverluste
Im Getreideanbaugebiet Australiens kommt es durch Dürreperioden immer wieder zu großen Engpässen. Acht großräumige und langandauernde Dürreperioden hat es in Australien in den letzten hundert Jahren gegeben. Sie haben nicht nur immer wieder zu einem Rückzug aus der Fläche geführt, sondern auch Gegenmaßnahmen ausgelöst, die meist durch den Staat initiiert wurden. So war die große Dürreperiode von 1895 bis 1903 der entscheidende Grund dafür, die Bewässerungslandwirtschaft zu fördern. Oder der Regenfeldbau: dabei werden im leicht geneigten Gelände Bodenwellen aufgepflügt. Diese hemmen den Abfluss von Regenwasser und dienen der Wasserspeicherung und dem Erosionsschutz.
Stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt ist die große Dürreperiode im Osten Australiens in den Jahren 1982/83.
Am stärksten waren die Auswirkungen bei der Weizenernte, die gegenüber dem Vorjahr um 45 % abnahm. Auch bei der Fleisch- und Wollproduktion hat es von der Dürre verursachte Ertragseinbußen gegeben. Etwa 80 % der Weideflächen Australiens waren in dieser Zeit von der Dürre betroffen. Solche Dürrekatastrophen führen zu einer Aufgabe von Anbauflächen.
Wasservorräte begrenzen weidewirtschaftliche Erschließung des Landesinneren
Die Wasserversorgung der Viehherden ist nur durch die Wasservorkommen gewährleistet, die vom Rand des Kontinents bis weit in den Trockenraum hineinreichen. Diese Wasservorräte sind jedoch nicht unbegrenzt, eine Überweidung wirkt sich daher sehr negativ auf diese Reserven aus. Ähnlich wie in der Sahelzone verursacht die Überweidung auch hier eine erhebliche Störung des natürlichen Pflanzengefüges und eine Ausdehnung der Winderosion. Flächenbrände und Dürrekatastrophen verstärken diese Entwicklung noch.
Bedeutung und Probleme der Bewässerungslandwirtschaft
Die wasserwirtschaftliche Ausgangssituation in Australien schafft nur in wenigen Teilräumen günstige Voraussetzungen für die Bewässerung. Hervorzuheben ist der große Gegensatz zwischen dem weitgehend abflusslosen Inneren des Landes und den küstennahen Zonen. In diesen Randgebieten sind zumindest periodisch fließende Gewässer vorhanden. Die unregelmäßige Wasserführung der Flüsse macht allerdings ihre Nutzung zur Bewässerung schwierig. Wasserregulierende Maßnahmen dienen daher nicht nur der Bewässerung, sondern auch dem Schutz gegen Überflutungen.
Das Flusssystem des Murray-River erfasst 15 % der Fläche Australiens. Es hat im Tiefland nur ein geringes Gefälle, was günstige Voraussetzung für einfache Flutungsverfahren der Bewässerung bieten. Bei den Bewässerungsverfahren wird überwiegend Flächenüberstau angewandt, dieses "flooding" führt jedoch zur Versalzung des Bodens.
Größter Wasserverbraucher in Australien ist die Bewässerungslandwirtschaft mit 68,8 % des Gesamtverbrauches. Die Bewässerungslandwirtschaft kann sich nur von vorhandenen leistungsfähigen Zentren aus entwickeln. Die Konzentration der Bewässerungslandwirtschaft in den küstennahen Zonen hat auch ökonomische Gründe, denn die Ertragssteigerung ist umso größer, je höher die Niederschlagsmenge im Bewässerungsgebiet ist.
Durch Absatzkrisen bei den Produkten der Bewässerungslandwirtschaft, vor allem in den durch Zölle abgeschirmten Ländern der EG, befinden sich viele Bewässerungsgebiete in einer wirtschaftlich kritischen Phase. Sie müssen sich neue Märkte suchen oder selbst neue Produkte anbauen.
Zustrom der Bevölkerung in die Verdichtungsräume Einwanderungsströme haben die Bevölkerungsentwicklung und die Bevölkerungsverteilung in Australien wesentlich bestimmt. Etwa 3 Mio. wanderten zwischen 1947 und 1977 nach Australien ein. Ohne dies große Einwanderungswelle würde Australien heute statt 14 Mio. nur 9 Mio. Einwohner haben.
Ziel der Einwanderer waren vor allem die Hauptstädte in den Küstenzonen, wo in dem aufstrebenden sekundären Wirtschafssektor günstige Arbeitsmöglichkeiten bestanden. Diese Verdichtungsräume sind auch das Ziel zunehmender Binnenwanderungen. Der Bevölkerungsanteil in den ländlichen Gebieten sank.
Siedlungszonen Australiens
Australien wird in drei Siedlungszonen gegliedert.
Zone 1: ein dicht besiedelter Küstenstreifen. Hier sind alle Großstädte, Trabantstädte und städtische Zentren, aber auch 40 % der ländlichen Bevölkerung leben in dieser Zone.
Zone 2: schließt sich als ein breites Siedlungsband an. Die geringste Bevölkerungsdichte hat in dieser Zone das Getreideanbaugebiet. Hier hat hoher technischer Einsatz zu einer Abwanderung der landwirtschaftlichen Bevölkerung geführt.
Zone 3: umfasst 83 % der Fläche Australiens, aber nur 3,3 % der Bevölkerung. In den Ordnungsvorstellungen der Staaten Australiens sieht man es als nationale Aufgabe an, diesen Raum zu entwickeln. Durch Ausbau der Verkehrsinfrastruktur will man Entwicklungsimpulse auslösen. Eine neue Eisenbahnlinie von Süden bis nach Alice Springs ist inzwischen fertig und soll bis nach Darwin weiter geführt werden. Dies ist wichtig, um das ganze Jahr eine Erreichbarkeit der Zentren dieser Zone 3 zu gewährleisten. Durch ein gutes Straßennetz wird auch die touristische Erschließung gefördert.
Bergbau soll "tote Mitte" Australiens erschließen
Entscheidende Entwicklungsimpulse für die Zone 3 sind von der bergbaulichen Raumerschließung ausgegangen. Die Erschließung der mineralischen Rohstoffe und der Energierohstoffe dauert unvermindert an. Die meisten Abbaugebiete im Landesinneren mit extremen klimatischen Bedingungen.
Die wesentlichen Energierohstoffe Australiens sind Kohle (Braun- und Steinkohle), Uran, Gas, Öl und Ölschiefer. Nach dem Stand von 1978/79 liegt Australien bei den Weltvorräten an zweiter Stelle bei Braunkohle, an dritter Stelle bei Uran und an vierter Stelle bei Steinkohle.
Noch bedeutender als bei den Energieträgern Kohle und Uran sind die Vorräte bei den mineralischen Rohstoffen. Hier liegt Australien bei Bauxit/Tonerde und bei mineralischen Sanden an erster Stelle. Diese mineralischen Rohstoffvorkommen haben nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls bergbauliche und infrastrukturelle Erschließungsmaßnahmen ausgelöst, was sich auch positiv auf die "tote Mitte" Australiens auswirken könnte.
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