Namibia ist ein Land im südlichen Afrika. Es grenzt im Norden an Angola und Sambia, im Osten an Botswana und Südafrika, im Süden an Südafrika und im Westen an den Atlantischen Ozean. Das Land umfaßt eine Fläche von 824 292 Quadratkilometern (einschließlich Walfischbai).
Landesnatur und Bodenschätze
Namibia gliedert sich in drei Großräume: in einen niedrig gelegenen Küstenstreifen mit der Wüste Namib im Westen, in ein zentrales Hochland und im Osten in die abflußlose Beckenlandschaft der Wüste Kalahari. Die subtropische Wüste Namib erstreckt sich entlang der ganzen atlantischen Küste und ist zwischen 100 und 160 Kilometer breit. Dieses Gebiet zeichnet sich durch die hohe Luftfeuchtigkeit mit etwa 200 Nebeltagen im Jahr und geringen Temperaturschwankungen aus. Die Temperaturen sind immer kühl. Durch die häufigen Nebeltage nennt man sie auch oft "Nebelwüste". Im Osten steigt abrupt das zentrale Hochland auf. Das Plateau liegt im Durchschnitt 1 100 Meter hoch, erreicht aber auch eine Höhe von über 1 800 Metern. An der östlichen Grenze liegt die Wüste Kalahari, eine Hochlandregion mit ausgedehnten Sandgebieten.
Die einzigen Flüsse, die das ganze Jahr über Wasser führen, sind Oranje, der in den atlantischen Ozean mündet, Kunene, Okavango und Sambesi. Bei diesem Fluß kommt es knapp 100 Kilometer nach dem Zufluß mit dem Kuando zu den berühmten Victoriafällen. Diese Flüsse markieren alle eine Grenzlinie. Das Klima ist im allgemeinen heiß und trocken. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt in der Wüste Namib bei 51 Millimetern. Im Landesinneren nimmt sie von Süden, mit 152 Millimeter, nach Norden, mit 559 Millimeter, zu. Die größte Niederschlagsmenge fällt im Sommer, das ist von Oktober bis März. An der Küste beträgt die Temperatur im Jahresdurchschnitt 16,7 °C, im Landesinneren 21,1 °C. Die Wüsten Namib und Kalahari haben eine karge Vegetation. Elefanten, Nashörner, Löwen, Giraffen, Zebras und Kuhantilopen sind in Namibia vorzufinden. Das Land verfügt über Wälder im Nordosten und eine Waldland-Savanne im zentralen Hochland. Im Boden sind aber auch viele Bodenschätze wie Diamanten, Uran, Kupfer, Zink, Silber und Blei vorzufinden.
Bevölkerung
Mit 1,9 Millionen Einwohner und der daraus resultiernden Bevölkerungsdichte von etwa zwei Einwohnern pro Quadratkilometer im Jahr 1990 hat Namibia die geringste Bevölkerungsdichte von ganz Afrika.
Die Hauptstadt und zugleich größte Stadt des Landes ist Windhuk. Insgesamt lebten 1992 rund 114 500 Menschen in der Hauptstadt. Etwa 86 Prozent der Bevölkerung Namibias sind Schwarzafrikaner, etwa 6,5 Prozent Weiße und etwa 7,5 Prozent Mischlinge (Farbige).
Die größte Gruppe der Schwarzafrikaner sind die Ovambo, ein Agrarvolk, das vor allem im Norden lebt und 49 Prozent der schwarzafrikanischen Bevölkerung ausmacht. Die Ovambo sprechen eine Bantusprache. Das ist eine Sprchgemeinschaft, die z. B. die Sprachen Suaheli oder Swahili beinhaltet. Andere farbige Bevölkerungsgruppen sind die Damara, die Herero, die Dama, die Khoikhoin und die San. Amtssprachen sind Deutsch, Englisch und Afrikaans, das sehr der niederländisch Hochsprache ähnelt, aber vereinfacht wurde. Anfangs war es nur eine gesprochene Sprache, später verwendete aber man die niederländische Hochsprache als Schriftsprache. Jede afrikanische ethnische Gruppe spricht ihre eigene Sprache.
Die Weißen und eine Mehrheit der schwarzen Bevölkerung sind Christen; der Rest gehört überwiegend traditionellen Religionen an.
Wirtschaft
Der landwirtschaftliche Schwerpunkt liegt auf der Viehzucht, vor allem Rinder, Karakul-Schafe und Ziegen, und auf der Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgungswirtschaft).Der Ackerbau ist wegen des wenigen Niederschlags weitgehend auf den Norden beschränkt. Der Bergbau machte in den späten achtziger Jahren etwa 28 Prozent des Bruttosozialprodukts aus und war damit der wichtigste Wirtschaftszweig. Diamanten bestreiten normalerweise drei Viertel des Wertes der mineralischen Produktion, zu dem ferner auch Uran, Kupfer, Zinn, Blei, Silber und Salz gehören. In den späten achtziger Jahren wurden jährlich etwa 938 000 Karat (größtenteils in Edelsteinqualität) gewonnen.
1993 ersetzte der Namibia-Dollar (3,3977 Namibia-Dollars entsprechen einem US-Dollar) den Südafrikanischen Rand als Landeswährung. Die neue Währung ist an die alte in einem Eins-zu-eins-Verhältnis angebunden.
Lüderitz und Walfischbai, das gemeinsam von Namibia und Südafrika, dem wichtigsten Handelspartner, verwaltet wurde, sind die wichtigsten Häfen.
Geschichte
Höhlenmalereien, die möglicherweise über 25 000 Jahre alt sind, sind Zeugnisse dafür, daß Gruppen von Jägern und Sammlern während der späten Pleistozän-Periode im Land gelebt haben. Die frühesten identifizierbaren Bewohner sind die San, die schon zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. In Namibia waren. Die Khoikhoin erreichten das Land um 500 n. Chr. Die Ovambo und die Herero wanderten erst viel später in das Gebiet ein.
Einen prägenden Einfluß auf die Geschichte Namibias übte die europäische Präsenz aus.
Die wenigen Europäer, die zwischen 1488 und der Gründung von Deutsch-Südwestafrika 1884 nach Namibia kamen, waren überwiegend Entdecker, Missionare und Jäger. Die folgenden drei Jahrzehnte übten die Deutschen eine blutige Unterdrückung rebellischer Schwarzafrikaner, vor allem der Herero aus. 1904 gelang die endgültige Niederwerfung des Herero-Aufstandes.
1915 folgte eine Eroberung der deutsche Kolonie durch Streitkräfte der Union (heute Republik) Südafrika. Daraufhin verzichtete Deutschland im Versailler Vertrag auf die Oberherrschaft.
1920 erhielt Südafrika das Gebiet vom Völkerbund als Mandat zugesprochen.
1946 forderte die Vollversammlung der UN von Südafrika die Einwilligung in ein Treuhandabkommen, das an die Stelle des Mandats treten sollte; Südafrika lehnte aber ab.
Es wurde später eine weitere Diskussion über das Treuhandabkommen begonnen, doch die Verhandlungen scheiterten 1951.
1962 reiste ein Komitee nach Namibia, um die Beschuldigung, daß Südafrikas gegen einheimische Völker Gewalttaten begangen haben soll, zu überprüfen. Das Komitee kam zu dem Ergebnis, daß die Vorwürfe unbegründet waren.
Äthiopien und Liberia bringen die Absicht der Südafrikaner die Apartheidpolitik einzuführen vor den Internationalen Gerichtshof. Dieser wies die Beschwerde aber 1966 aus technischen Gründen ab.
Im Juni 1971 erklärte der Internationale Gerichtshof die Präsenz Südafrikas in Namibia für illegal. Südafrika regierte aber trotzdem bis Dezember 1988 über dieses Gebiet.
Im November 1989 fanden die ersten freien Wahlen statt. Die SWAPO errang dabei die Mehrheit. Nachdem die Versammlung die neue Verfassung verabschiedet und einen Präsidenten gewählt hatte, wurde Namibia am 21. März 1990 unabhängig.
Bis Februar 1994 besaß aber Südafrika in Namibia die Walfischbai, den Hauptseehafen des Landes.
|